Stehaufmaennchen
(28) und kontrolliere jedes einzelne auf seine Tauglichkeit. In Theorie und Praxis. Bescheinige allen Betten mindestens T2 und
befinde sie damit als tauglich für den Kampfeinsatz.
5. Juni 1980
Bettenlager inspiziert. 28 Stück. Bauch und Rückenlage getestet. T2.
6. Juni 1980
Bettenlager inspiziert. 28 Stück. Seitenlage. T2. Betten weiterhin kampftauglich.
7. Juni 1980
Bettenlager inspiziert. 28 Stück. Bett Nummer 26 kann ich nur T3 bescheinigen. Durchgelegen. Beantrage Ersatz, den ich noch am selben Tag bekomme. Die Bundeswehr ist echt fix!
8. August 1980
Werde für meinen unermüdlichen Einsatz fürs Vaterland zum Oberstabsgefreiten befördert. Bekomme zwar keinen Orden, erhalte dafür aber einen eigenen Schlüssel fürs Bettenlager.
9. September 1980
Während meiner Inspektion (kombinierte Seiten- und Bauchlage unter Manöverbedingungen) lege ich eine Pause ein und lese einen Brief von Peter. Er macht Zivildienst und schuftet vierzehn Stunden am Tag in einem Altenheim. Arme Sau. Will zurückschreiben, dass ich auch einen mörderisch anstrengenden Tag hätte, und wenn er mal wissen will, was schuften wirklich bedeutet, könnte er mich ja mal besuchen kommen. Schlafe aber nach der ersten Zeile ein. So viel Anstrengung ist mein Körper einfach nicht mehr gewohnt.
5. März 1981
Mein Wehrdienst ist vorbei. Bin wieder in Siegburg. Als Zivilist. Man kann sagen, was man will, aber die Bundeswehr achtet schon auf ihre Soldaten. Nie hab ich mich so ausgeruht gefühlt wie jetzt. Und gelernt hab ich auch was. Zuhause setze ich mein neu erworbenes Wissen direkt ein und unterziehe mein Bett einer Inspektion. T2!
29. Willi
20. Juli 1981
Mona will zwei Wochen nach Teneriffa. Habe ihr versprochen, in der Zeit auf Willi aufzupassen. Willi ist ein Hunderüde. Welche Rasse, weiß er wahrscheinlich selber nicht. Ich vermute aber, dass sein Genmix nicht nur Hunde-DNS enthält. So, wie er aussieht, ist auch Wildschwein mit drin. Und ein bisschen pazifische Seegurke. Mona meint, einmal Gassi am Tag reicht völlig für ihren Liebling. Dann krieg ich noch einen Einkaufszettel mit Willis Lieblingshundefutter.
Gehe mit Willi einkaufen. Binde ihn draußen am Supermarkt an und suche die Hundefutterabteilung auf. Was es da alles gibt! Futter mit Vitamin E, C, B, mit Kalzium, Aufbaustoffen, Ballaststoffen für die gesunde Verdauung, Ei für glänzendes Fell. Wow! Willi und seine Artgenossen scheinen sich gesünder zu ernähren als ich. Packe gerade zehn Dosen seiner Lieblingsmarke (Superpremium sensitive Huhn mit Reis und Ei) in den Wagen, als von draußen aufgeregtes Geschrei in den Supermarkt dringt. Die Verkäufer rennen raus. Ich hinterher. Willi ist weg. Ich folge der Schreierei und entdecke Willi auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Clinch mit einem anderen Hund. Daneben entdecke ich die Quelle der Schreierei. Eine ältere Dame, die verzweifelt versucht, ihren Cockerspaniel aus Willis Umklammerung zu zerren. Mein Gott, ein Blutbad! Schaue etwas genauer hin. Doch kein Blutbad. Eher das Gegenteil. Senke beschämt den Blick, denn gegen das, was Willi hier in aller Öffentlichkeit mit der Cockerspaniel-Dame anstellt, ist Josefine Mutzenbacher Kasperletheater.
Erst nach zwanzig Minuten lässt Willi sich unter Einsatz eines Eimers kalten Wassers überzeugen, seine Gespielin loszulassen, und legt sich mit heraushängender Zunge auf den Bürgersteig. Oute mich der Dame gegenüber als Teilzeitherrchen dieses Sexprotzes und gebe ihr einen Zettel mit Monas Telefonnummer. Falls Willi Papa wird. Wegen der Alimente und so.
21. Juli 1981
Willi rennt unruhig in der Wohnung hin und her. Frage mich, ob er an seine Peepshow von gestern denkt, bis mir einfällt, dass ich vergessen habe, ihn zu füttern. Stelle ihm einen Napf hin. Doch Willi verweigert die Nahrungsaufnahme. Wahrscheinlich Liebeskummer.
Wir gehen Gassi. Nach zwei Stunden haben wir gerade mal einen Häuserblock geschafft, denn Willi hebt alle zwei Meter das Bein, nicht ohne die avisierte Stelle vorher minutenlang ausgiebig zu beschnüffeln. Überlege, ob Willi ein Prostataleiden hat, als mir einfällt, dass Hunde ihr »kleines Geschäft« nutzen, um ihr Revier zu markieren. Zum »großen Geschäft« kommt es erst, als wir wieder vor unserer Haustür stehen.
22. Juli 1981
Willi verweigert weiterhin die Nahrungsaufnahme. Superpremium sensitive Huhn mit Reis und Ei riecht mittlerweile nicht mehr so appetitlich, wie es klingt. Überlege, Willis Napf zu leeren und mit
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