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Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Maria Profitlich
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Dachgepäckträger! Frage mich, ob Beate es auf einem Dachgepäckträger bis nach Jugoslawien schafft.
15 Uhr
    Wir sitzen im Auto. Alles ist verstaut! Die Jungs vorne, die Mädels hinten, das Bier auf dem Dach. Traue mich nicht, tief einzuatmen aus Angst, der Datsun könnte platzen. Peter dreht den Zündschlüssel. KLONG! Der Anlasser. Macht nix. Ersatz findet sich ja im Kofferraum. Ganz unten.
17 Uhr
    Unsere Ausrüstung steht wieder auf der Straße. Peter hat den neuen Anlasser eingebaut. Wir packen. Ich versuche, Monika und Beate zu überreden, die anderen Anlasser und den Werkzeugkasten auf den Schoß zu nehmen. Wegen der Ein- und Auspackerei. Falls wider Erwarten mal der Anlasser ... Wieder Streit. Als wir endlich losfahren wollen, meint Monika, dass es schon zu spät sei, und ob wir nicht besser morgen früh fahren. Bevor ich eingreifen kann, teilt Beate uns mit, dass sie ebenfalls dieser Meinung ist. Zwei gegen zwei. Keine Chance. Um Monika zu schmeicheln, geb ich ihr Recht. Man kann die Sachen ja im Auto lassen und abschließen. Kann man nicht. Wohl auch eine Kinderkrankheit vom Datsun.
    Beate und Monika gehen Eis essen. Peter und ich räumen den Datsun aus.
22. Juli 1979, 10 Uhr
    Wir sind unterwegs! Jugoslawien, wir kommen! Laut und aufgeregt unterhalten wir uns. Aufgeregt, weil es der erste eigene Urlaub ist. Laut, weil man sich sonst nicht versteht, denn hinten rechts macht der Datsun ein lautes Geräusch. Zwanzig Kilometer hinter Siegburg hält Peter an. Er meint, dass der Reifen am Kotflügel schleift, weil der Datsun hinten rechts zu schwer beladen sei. Schiele auf Beates ausladende Hüften und fange mir einen bösen Blick von Monika ein. Schlage schnell vor, das Gepäck anders zu verteilen und die schweren Sachen nach links zu packen. Monikas Blick ist wieder milde. Glück gehabt.
10 Uhr 5
    Sitze jetzt hinten. Links neben Beate. Wegen der Gewichtsverteilung. Mit drei Anlassern und einem Werkzeugkasten auf dem Schoß. Warum konnte ich den Mund nicht halten? Es wird eng.
18 Uhr
    Nach acht Stunden und zwei ausgetauschten Anlassern fahren wir durch Österreich. Alle schreien ständig, wie schön die Berge sind. Ich nicht, denn ich kann die Berge nicht sehen. Wer einmal mit einem Meter neunzig Körpergröße in einem Datsun Sunny Coupé hinten gesessen hat, weiß, warum. Mit vorgebeugtem Oberkörper starre ich die ganze Zeit auf den Werkzeugkasten und die Anlasser. Wenn mich später einer fragt, wie ich die österreichischen Berge finde, werde ich sagen: ölig.
    Immerhin ist es schön warm. Das findet auch der Datsun. Damit der Kühler nicht kocht, schaltet Peter die Heizung ein. So ein gemeinsamer Urlaub verschweißt ganz schön. Überlege, ob man nicht besser ans Nordkap gefahren wäre.
    Um meine Laune zu heben, schlage ich vor, Musik zu hören. Peter schaltet seinen Becker Mexiko Autoreverse ein. Beate will John Denver hören. Ich nicht. Ich will Sweet hören. Kugele mir fast die Schulter aus, um die Sweet-Kassette aus meiner Hosentasche zu angeln. Beate ist schneller. Sie hat ihre Kassetten in ihrer Handtasche. Scheiß Weiberkram! John Denver legt los. Urlaubsgefühle kommen auf. Bei mir nicht so. Dafür aber bei John Denver, denn nach dem Schlussakkord von Country Roads spult die Kassette automatisch zurück und John fängt wieder von vorne an. Peter meint, das läge am Autoreverse. Und ob er mal kurz nachgucken soll. Die Mädels wollen nicht wieder anhalten. Ich schon. Doch ich habe drei Stimmen gegen mich. Die von Monika, die von Beate und die von John.
22 Uhr
    Beate hat Peter abgelöst. Ich darf nicht fahren. Wegen der Gewichtsverteilung. Außerdem könnte ich gar nicht nach vorne gucken. Denn meine Halswirbelsäule hat das Handtuch geworfen und sich kurzerhand zu einem rechten Winkel versteinert. Es ist schon dunkel. Alle sind müde, nur John Denver ist noch munter.Noch. Denn John kennt die jugoslawischen Autobahnen nicht. Beate auch nicht. Und so braust sie mit neunzig Sachen in ein Schlagloch, ungefähr so groß wie der Datsun. John verstummt. Ich schreie auf. Der Schlag meines Kopfes gegen das Autodach gibt meiner Halswirbelsäule den Rest.
    Der Mensch ist für den aufrechten Gang geboren. Ich offenbar nicht. Nach vorne gekrümmt stehe ich neben dem Datsun und schaue Peter zu, wie er den Wagen von unten abklopft.
    Der Datsun hat den Schlag gut weggesteckt. Nur dem Holm mit den Masern fehlt ein weiteres Stück. Peter meint, das macht nix, denn die tragende Funktion der Karosserie übernähme ja

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