Stehaufmaennchen
die Stoßstange des Käfers mit dickem Draht am Käfer und fahren wieder los. Drei Minuten später haben wir das Ziel erreicht. Nicht jedoch der Hänger. Der steht auf der Kreuzung Holzgasse Ecke Kaiserstraße und erregt öffentliches Aufsehen.
Wir schieben das Teil zu Fuß die letzten 300 Meter und bleiben völlig fertig vor der Wohnungstür stehen. Brauchen erst mal ein Bier. Frage mich, ob James Bond auch so umzieht. Drei Bier später wollen wir‘s angehen. Wir schleppen den Karton mit den LPs in den sechsten Stock und brauchen erst mal ein Bier. Dann schleppen wir die Anlage nach oben. Bier. Der Umzug fängt an, Spaß zu machen. Im Treppenhaus krieg ich den ersten Streit mit einem Mieter. Kühle mich ab mit einem Bier. Unten überlegen wir, ob man wirklich eine Kommode mit Marmorplatte im sechsten Stock braucht. Wir überlegen zwei Bier lang und entscheiden uns gegen die Kommode. James Bond hat auch keine Kommode. Dann entscheiden wir uns gegen das Bettgestell. Eine Matratze auf dem Boden ist auch viel cooler. Und wenn man schon auf dem Boden schläft, kann man auch auf dem Boden essen. Weg mit Tisch und Stuhl.
Am Ende steh ich glücklich in meiner neuen Wohnung und überlege, wie ich meine gesamte Habe am geschicktesten auf die zwei Zimmer verteile. Bett und Anlage links. Flokati, Sweet-Poster und Bierstiefel rechts. Perfekt!
21. Juli 1978
Einweihungsparty. Erwarte dreißig Gäste. Damit meine Gäste mich finden, kleb ich an der Haustür schnell meinen Namen auf das oberste Klingelschild.
22. Juli 1978
Saubande! Keiner ist gekommen. Später bekomme ich Streit mit den Mietern aus dem Stock unter mir. Sie hätten die ganze Nacht kein Auge zugetan vor lauter Klingelei, und ich soll meinen Namen gefälligst von ihrem Klingelschild abmachen. An der Haustür stelle ich fest, dass meine Wohnung gar keine Klingel hat. Kratze meinen Namen von der Klingel meiner Untermieter, um nicht noch mehr Unfrieden zu stiften.
Abends Einweihungsparty. Alle sind da. Damit ich meinen Gästen die Tür öffnen kann, hab ich mit ihnen eine Art Klingelzeichen vereinbart. Mit einer Fußball-Presslufthupe, die ich vor der Haustür deponiert habe. Um die Nachbarn nicht durch Klingeln zu stören.
23. Juli 1978
Streit mit allen Mietern wegen der Huperei. Man kann es aber auch keinem recht machen!
20. August 1978
Die Einrichtung einer Wohnung ändert sich im Laufe der Zeit und passt sich den persönlichen Gepflogenheiten an. Das ist bei mir nicht anders. Flokati, Sweet-Poster und Bierstiefel sind mittlerweile ins linke Zimmer gewandert. Im rechten Zimmer wird der Platz nämlich eng, und das hat mit Christiane zu tun. Sie will nicht mehr in eine »zugemüllte« Bude kommen, und ich soll endlich den Müll wegbringen. Seitdem bringe ich konsequent den Müll vom linken ins rechte Zimmer. Bis auf Erdnussflipsreste. Die lassen sich wunderbar im Teppichboden verreiben, ohne dassman was sieht. Außerdem riecht es dann im Zimmer immer schön lecker.
21. August 1978
Habe mir ein Möbelstück zugelegt. Eine rote Spülschüssel. Nicht, dass ich spülen müsste. Ich leihe mir sauberes Geschirr immer von Mama. Allerdings meint sie, dass ihre Vorräte langsam zur Neige gingen. Selber schuld! Sie hätte mich ja nicht rausschmeißen müssen! Meine Spülschüssel erfüllt ganz andere, viel originellere Zwecke. Man kann sie zum Beispiel über eine Glühbirne stülpen und hat gemütliches rotes Licht zum Kuscheln. Aber nur fünf Minuten lang. Sonst schmilzt ein Loch in die Schüssel. Fünf Minuten reichen aber dicke zum Kuscheln. Sogar zum zweimal Kuscheln.
Wirklich brauchen tu ich die Schüssel aber zum Duschen. Mein Reich hat nämlich nicht nur keine Küche, sondern auch kein Bad. Christiane hat mich irgendwann drauf aufmerksam gemacht. Verdammt! Wär mir glatt durchgegangen! Christiane ist ein Fuchs! Ich aber auch, sagt Christiane. Zumindest dem Geruch nach.
22. August 1978
Der Platz auf dem Klo reicht gerade mal fürs Klo und ein winziges Waschbecken in der Größe einer Seifenschale. Nicht aber für ein Bad. Noch nicht einmal für die Spülschüssel. In der Abstellkammer nebenan wäre Platz für ein Bad. Beschließe, dort mein Traumbad zu bauen. Ich klebe ein Schild mit der Aufschrift »Bad« an die Tür zur Abstellkammer und betrete zum ersten Mal meinen neuen Wellnessbereich. Betrachte stolz mein Werk, bis mir auffällt, dass meinem Bad etwas Grundlegendes fehlt. Ein Wasseranschluss. Einen Ablauf brauch ich nicht. Dafür hab ich ja die
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