Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Maria Profitlich
Vom Netzwerk:
Spülschüssel gekauft. Viel dringender ist das Problem der Wasserzufuhr. Wie krieg ich das Wasser vom Klo in mein neuesBad? Gehe in Gedanken verschiedene Lösungsansätze durch. Die Römer nahmen dazu Aquädukte. Zu schwer. Ich könnte eine Wasserleitung aus ineinandergepopelten Sinalcostrohhalmen basteln. Zu aufwendig. Beschließe, das Projekt Traumbad erst mal auf Eis zu legen, und klebe ein weiteres Schild an die Tür. »Zurzeit außer Betrieb«. Immer noch besser als gar kein Bad. Und duschen kann ich ja auch im Flur. Meine Spülschüssel ist ja transportabel. Das Wasser hol ich einfach mit dem Bierstiefel. Wirklich mutifunktional, das Teil!
26. November 1978
    Komme spätabends nach Hause. Peter und ich hatten unseren wöchentlichen Skatabend. Da der dritte Mann seit zwei Wochen krank ist, beschränken Peter und ich uns in der Zeit aufs Biertrinken. Schließe die Haustür auf und zähle beim Hochgehen mechanisch die Stufen. Rechne aus, dass es bis zu mir ungefähr 140 Stufen sein müssen. Bin gut im Kopfrechnen. Auch mit viel Bier darin.
    Bei Stufe 140 betrete ich meine Wohnung. Es ist warm! Das wundert mich, denn mit Beginn der kalten Jahreszeit musste ich ein weiteres Defizit meiner Wohnung feststellen. Keine Heizung. Aber jetzt ist es schön warm. Christiane hat wahrscheinlich ihren Heizofen mitgebracht, diese Frostbeule.
    Voller Vorfreude aufs Kuscheln stürme ich ins linke Zimmer. Da liegt sie. Meine Christiane. Und neben ihr ein Mann! Vom Bier gestärkt, mache ich eine Szene, die sich gewaschen hat. Ich schnappe den Kerl und schmeiß ihn im hohen Bogen aus der Wohnung. Dabei erkenn ich ihn. Mein Nachbar von unten! Diese Sau! Sich über mich beschweren und dann mit meiner Freundin die eigene Frau betrügen! Werfe ihn die Treppe runter und stiefle entschlossen zurück zu Christiane. Die hat in der Zwischenzeit das Licht eingeschaltet und sieht überhaupt nicht mehr aus wie Christiane. Eher wie die Frau von dieser Sau, die ich gerade ...ich schaue mich um. Statt eines Sweet-Posters hängt ein Ölbild an der Wand. Der Flokati ist weg und es riecht nicht nach Erdnussflips. Ich entschuldige mich höflich und gehe nach draußen. Muss mich wohl doch verrechnet haben.
29. November 1978
    Bekomme ein Einschreiben. Die Kündigung. Mama sagt, ich könnte ja wieder zurückkommen. Vorübergehend. Fein. Vielleicht wird ja doch noch eine Wohnung in unserem Haus frei. Ich werde mein Bestes tun.

27. Jugoslawien

17. Juli 1979
    Peter hat ein Auto gekauft! Einen Datsun Sunny. Coupé! Mit vier Monaten TÜV und zwei Reserveanlassern. Der Anlasser ist eine Kinderkrankheit vom Sunny. Menschen kriegen Masern, ein Datsun Sunny kriegt einen kaputten Anlasser.
    Ich lege mich unter das Auto und entdecke, dass Peters Datsun auch so was wie Masern hat. Peter meint, das sei nur Flugrost. Beim Abklopfen des Unterbodens breche ich ein Stück des Holms ab. Peter meint, so ein Holm sei nicht sicherheitsrelevant. Und er würde sofort mit dem Auto um die Welt fahren. Beschließen spontan, eine Weltreise zu machen. Der erste eigene Urlaub! Und dann direkt eine Weltreise!
    Am Abend kann ich vor Aufregung kaum einschlafen. Später träume ich von Löwen, Elefanten und gefährlichen Abenteuern.
19. Juli 1979
    Die Planung steht! Es gibt nur eine kleine Änderung. Wir fahren nicht um die Welt, sondern nach Jugoslawien. PetersFreundin Beate hat keine Lust auf Löwen, Elefanten und gefährliche Abenteuer. Sie meint, sie will lieber am Strand liegen. Und wie das denn meine Freundin sähe. An Monika hatte ich noch gar nicht gedacht! Für Frauen war in meiner Urlaubsplanung einfach kein Platz.
    Am Abend überrasche ich Monika mit der Idee, gemeinsam in Urlaub zu fahren, und dass man ja vielleicht auch Peter und Beate mitnehmen könnte. Monika küsst mich für meine tolle Idee. Fühle mich geschmeichelt.
21. Juli 1979, 9 Uhr
    Es geht los! Auf der Straße stehen: Beate, Monika, Peter, zwei Zelte, vier Liegen, vier Stühle, ein Campingtisch, zwei kleine Reisetaschen (von Peter und mir), zwei große Reisetaschen, ein Gaskocher, zwei Paletten Ravioli, vier Kästen Bier, eine Palette Orangensaft, ein Werkzeugkasten, zwei Anlasser, vier weitere Anlasser (man weiß ja nie), ein irgendwie geschrumpfter Datsun Sunny und ich. Wir beginnen zu packen.
13 Uhr
    Es hilft nichts. Entweder zwei Kästen Bier bleiben hier, oder einer von uns. Plädiere für Beate. Kriege sofort Streit mit Monika. Dass Frauen immer so solidarisch sind! Peter hat die rettende Idee. Ein

Weitere Kostenlose Bücher