Stehpinkeln nach 22 Uhr verboten
Ordnungsgeld, nachdem ein Mann in â allerdings verschmutzter â kurzer Hose vor Gericht erschienen war. Die Richter erklärten zwar erkennbar wehmütig, dass nach den »heutigen, liberalen MaÃstäben« keine ȟbersteigerten, an den Menschen früherer Zeitepochen ausgerichteten Anforderungen an die Kleidung« mehr gestellt werden dürften. Kurze Hosen hätten aber zumindest sauber zu sein, selbst wenn die Flecken von einem unmittelbar dem Gerichtstermin vorangegangenen Arbeitseinsatz stammten. Jedermann mit potenziell schmutzgeneigter Tätigkeit, der vor Gericht geladen sei, müsse eine Wechselhose und ausreichend Wechselzeit einplanen. (Oberlandesgericht Düsseldorf)
Was ist ein Hells Angel ohne seine Kutte? Ein ganz normaler Prozessbeobachter
Diese Erfahrung machte ein Zuschauer bei einem Prozess gegen Mitglieder der immer wieder zu Straftaten neigenden legendären Rockerbande Hells Angels. Auch wenn der Mann (zufällig?) nicht angeklagt war, wollte er den Prozess gegen seine Kumpels doch aus nächster Nähe verfolgen. Selbstverständlich in der offiziellen Uniform, der Hells-Angels-Lederjacke, nur echt in abgewetzt und mit Flicken besetzt. So aber wollte ihm der deutlich konservativer gewandete Präsident des befassten Landgerichts Potsdam keinen Einlass gewähren und verlangte: »Jacke
aus oder drauÃen bleiben.« Der so Entkleidete gehorchte, beschwerte sich aber beim Oberverwaltungsgericht Brandenburg. Das entschied, dass das Kuttenverbot rechtmäÃig sei. Die MaÃnahme sei aus Sicherheitsgründen geboten und erschwere den Zugang zur Verhandlung nur unwesentlich. (Oberverwaltungsgericht Brandenburg)
Ohne Krawatte kein ordnungsgemäÃes Protokoll?
Ganz andere Sitten als vor Gericht herrschen offenbar noch im Deutschen Bundestag. Zumindest auf der Protokollführerbank. Anders als etwa Joschka Fischer zu seinen Glanzzeiten durften die parlamentarischen Protokollführer Sven-Christian Kindler (Grüne) und Andrej Hunko (Linke) nicht schlipslos im Parlament erscheinen. Verboten hatte es ihnen Jens Koeppen (CDU), der Obmann der Schriftführer im Bundestag. Als die beiden Männer ankündigten, ohne »Langbinder« zum Dienst erscheinen zu wollen, hatte Koeppen seine Kollegen in Einklang mit dem Ãltestenrat des Bundestages vom Dienst ausgeschlossen. Eine angemessene Kleidung sei auch Ausdruck des Respekts vor den Bürgern. Die freiheitsliebenden Schriftführer sahen das anders: Von einer Krawattenpflicht stehe nichts in der Geschäftsordnung des Bundestags. WeiÃes Hemd und Jackett reichten, meinte Kindler und fügte hinzu: »Es ist sehr fragwürdig, ob so manche Blümchenkrawatte von Koalitionsabgeordneten die Würde des Hauses hebt.« Der parlamentarische Schriftführer Kekeritz (Grüne) hat aus
demselben Grund sogar freiwillig sein Amt niedergelegt. »Ich ziehe eine Krawatte dann an, wenn ich es möchte, nicht wenn ich es muss«, sagte er.
Nackte Fakten
Nackt im Garten sonnen
Darf man sich nackt im eigenen Garten sonnen? Ein Vermieter jedenfalls fühlte sich dadurch gestört, dass seine Mieterin, die im selben Hausanwesen wohnte wie er, sich nackt in ihrem Gartenbereich »sonnte und rekelte«. Ein solches Verhalten störe erheblich den Hausfrieden, da es bei Nachbarn und der Dorfgemeinschaft für Gesprächsstoff sorge. Das Gericht sah das liberaler und entschied, dass es jedermanns eigene freie Entscheidung sei, ob und wie er sich sonnen wolle. Ob für diese Entscheidung eventuell Dokumentationsfotos der Dame als Beweismaterial ausschlaggebend waren, ist leider nicht überliefert. (Amtsgericht Merzig)
Nackt und mehr auf der Terrasse
Eine andere Mieterin hatte sich auf ihrer Terrasse jedoch etwas mehr als nur nackt »gesonnt« und erhielt daraufhin von ihrem Vermieter eine Abmahnung. Wortlaut: »Augenzeugen haben beobachtet und dokumentiert, wie Sie im Beisein eines Herrn/Besuchers Ihren sexuellen Bedürfnissen im Freien, d.h. auf Ihrer Terrasse nachgekommen sind.« Abgesehen von der Tatsache, dass sich in unmittelbarer Nähe zwei Kinderspielplätze befinden,
hätten sich mehrere Mieter angesichts dieser Szenerie peinlich berührt gefühlt, das Ganze falle ja wohl unter die Rubrik »Erregung öffentlichen Ãrgernisses«. Erstaunlicherweise waren die anderen Mieter aber trotzdem noch in der Lage, sich über die Brüstung ihres eigenen
Weitere Kostenlose Bücher