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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Geschwindigkeit weiter in Richtung morgen früh paddelte. Alle bis auf den Lotsen und den Ausguck schliefen oder lagen anderweitig flach. Der Barmixer war nirgendwo zu sehen; das Personal hinter der Bar kommt und geht – wer achtet denn schon auf den Barmixer? Und im Korridor vor den Gästekabinen stand eine Gestalt wartend im Dunkeln und lauschte. Sie lauschte dem Flüstern, dem Knarren und dem allmählich lauter werdenden Schnarchen.
    Und wie da geschnarcht wurde! Der Schatten glitt durch den dunklen Flur. Das eine oder andere Knarren verlor sich in der Sinfonie der Geräusche, die jedes hölzerne Schiff auf Fahrt verursachte. Eine Tür. Ein Schloss. Eine vorsichtige Untersuchung; aha, eins von der Sorte, die nur so tun, als seien sie furchtbar kompliziert und unknackbar. Ein Dietrich, dann bewegten sich lautlos Scharniere, und die gleiche Bewegung noch einmal, als die Tür sanft von innen zugeschoben wurde. Dann ein so widerwärtiges Lächeln, dass es im Dunkeln beinahe sichtbar gewesen wäre – schon gar für ein von der Dunkelheit unterstütztes Auge. Und ein Schrei, der sofort wieder erstickt wurde –
    »Ich erkläre Ihnen kurz, wie die Sache hier abläuft«, sagte Sam Mumm, während draußen auf dem Gang Stimmen und Geräusche zu hören waren. Er beugte sich über den mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Boden liegenden Körper. »Sie werden für den Rest der Reise auf humane Weise in Handschellen gelegt und aufmerksam von meinem Diener Willikins bewacht, der, abgesehen davon, dass er richtig gute Cocktails mixen kann, nicht damit belastet ist, Polizist zu sein.« Er drückte etwas fester zu und fuhr im Plauderton fort: »Hin und wieder muss ich einen ordentlichen Polizisten wegen polizeilicher Übergriffe entlassen, und glauben Sie mir, ich entlasse ihn dann letztendlich für etwas, das jedes normale Mitglied der Gesellschaft auch tun würde, wenn es nur couragiert genug dafür wäre und wenn es das sterbende Kind oder die Überreste der alten Frau gesehen hätte. Und zwar deshalb, weil sie nach ihrem Verständnis das Gleichgewicht des Schreckens wiederherstellen wollen.« Mumm drückte wieder zu. »Oft genug werden solche Leute vom Gesetz nachsichtig behandelt, falls es sich überhaupt um sie kümmert, aber ein Polizist … Polizisten sind nun mal Hüter des Gesetzes – und ganz besonders dann, wenn sie für mich arbeiten –, und das bedeutet nun mal, dass ihre Zuständigkeit mit der Festnahme endet, Herr Straßfurt. Was also hält mich jetzt davon ab, das Leben aus einem Mörder herauszuquetschen, der in das Zimmer eingebrochen ist, in dem er meinen kleinen Sohn vermutet hat, und der – meine Güte! – so viele kleine Messer mitgebracht hat? Warum drücke ich nur so lange, bis er ohnmächtig ist, während ich mich für jedes Quäntchen Luft, das ich ihm widerwillig lasse, selbst verachte? Ich will es Ihnen verraten: Das, was hier und jetzt zwischen Ihnen und dem Tod steht, ist das Gesetz, das Sie nicht anerkennen. Und jetzt werde ich Sie loslassen, aber nur damit Sie mir nicht wegsterben, denn das kann ich nicht gebrauchen. Wie auch immer, ich rate Ihnen von jeglichen Fluchtversuchen ab, denn Willikins ist nicht an dieselben Vereinbarungen gebunden wie ich. Und er ist ebenfalls ziemlich gnadenlos und Klein-Sam sehr zugetan – meinem Sohn, der friedlich bei seiner Mutter schläft. Haben Sie das verstanden? Sie haben sich das Einzelzimmer ausgesucht, in dem sie den kleinen Jungen vermuteten. Sie haben großes Glück, dass ich so ein durchtriebener Fiesling bin, Herr Straßfurt, denn wenn Sie in das große Zimmer eingebrochen wären, in dem meine Frau mindestens so laut wie ein Mann schnarcht – was ich ihr natürlich nie zu sagen wagte –, hätten Sie sie dort bis an die Zähne bewaffnet vorgefunden, und da ich den Zorn der Käsedicks kenne, hätte sie höchstwahrscheinlich Sachen mit Ihnen angestellt, bei denen selbst Willikins gesagt hätte: »Alle Wetter, das geht aber wirklich ein bisschen zu weit.« Was die Käsedicks haben, das geben sie nicht mehr her, Herr Straßfurt.«
    Mumm wechselte kurz seinen Griff. »Sie müssen mich für einen ausgemachten Idioten halten. Irgendjemand, der als großer Denker gilt, hat mal gesagt: ›Erkenne dich selbst.‹ Ich muss zugeben, dass ich mich leider sehr gut kenne, Herr Straßfurt, bis in die tiefsten Abgründe, und genau deshalb kenne ich auch Sie so gut wie mein eigenes Gesicht im Rasierspiegel. Sie sind einfach nur ein übler Drecksack, dem alles

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