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steigen aus maschine brennt

steigen aus maschine brennt

Titel: steigen aus maschine brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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zurück», sagte er aufblickend. «Ich möchte den Vichyfranzosen sehen, der Fin erwischt.»
    Wir waren in Palästina und kämpften gegen die Vichyfranzosen in Syrien. Wir waren in Haifa, und vor drei Stunden hatten der Hirsch, Fin und ich unseren Bereitschaftsdienst angetreten. Fin war auf einen dringenden Anruf von der Marine losgeflogen. Sie hatten angerufen und gesagt, daß zwei französische Zerstörer aus dem Hafen von Beirut ausliefen. Bitte sofort fliegen und sehen, wohin sie fahren, sagte die Marine. Nur die Küste hinauffliegen und nachsehen und schnell zurückkommen und uns Bescheid sagen, wohin sie fahren.
    Also war Fin mit seiner Hurricane losgeflogen. Die Zeit war vergangen, und er war noch nicht zurück. Wir wußten, daß nicht mehr viel Hoffnung bestand. Wenn er nicht abgeschossen worden war, mußte ihm schon vor einiger Zeit das Benzin ausgegangen sein.
    Ich senkte meinen Blick und sah seine blaue R.A.F.-Mütze, die dort auf der Erde lag, wo er sie hingeworfen hatte, als er zu seinem Flugzeug rannte, und ich sah die Ölflecken auf der Mütze und den schäbigen, verbeulten Schirm. Es war schwer zu glauben, daß er weg sein sollte. Er war in Ägypten, in Libyen und in Griechenland mit gewesen. Auf dem Flugplatz und in der Messe waren wir die ganze Zeit immer mit ihm zusammen gewesen. Er war fröhlich und groß und steckte voll Lachen, dieser Fin, mit seinem schwarzen Haar und seiner langen, geraden Nase, auf der er immer mit der Fingerspitze auf und ab fuhr. Er hatte eine Art zuzuhören, wenn man eine Geschichte erzählte, in seinen Sessel zurückgelehnt, mit dem Gesicht zur Decke, aber den Blick dabei zu Boden gerichtet, und erst gestern abend beim Essen hatte er plötzlich gesagt: «Wißt ihr, ich hätte nichts dagegen, Nikki zu heiraten. Ich glaube, sie ist ein braves Mädchen.»
    Der Hirsch saß ihm gerade gegenüber und aß gebackene Bohnen.
    «Du meinst, so ab und zu», sagte er.
    Nikki war in einem Kabarett in Haifa.
    «Nein», sagte Fin. «Kabarettmädchen geben gute Ehefrauen ab. Sie sind nie untreu. Untreusein ist nichts Neues für sie und lockt sie daher nicht; das wäre so, als wollte sie zu ihrem alten Beruf zurück.»
    Der Hirsch hatte von seinen Bohnen auf gesehen. «Sei doch nicht so ein verdammter Narr», sagte er. «Du würdest doch Nikki nicht wirklich heiraten.»
    «Nikki», sagte Fin sehr ernst, «kommt aus einer vornehmen Familie. Sie ist ein braves Mädchen. Sie benutzt nie ein Kopfkissen zum Schlafen. Wißt ihr, warum sie ohne Kopfkissen schläft?»
    «Nein.»
    Die andern am Tisch horchten jetzt. Alle hörten zu, wie Fin über Nikki sprach.
    «Nun, als sie noch sehr jung war, war sie mit einem Offizier von der französischen Marine verlobt. Sie liebte ihn sehr. Dann, eines Tages, als sie sich zusammen am Strand sonnten, erwähnte er zufällig, daß er nie ein Kopfkissen benutzte, wenn er schlief. Es war eins von den kleinen Dingen, die man so zueinander sagt, nur um etwas zu sagen. Aber Nikki vergaß es nie. Von dem Zeitpunkt an übte sie sich darin, ohne Kopfkissen zu schlafen. Eines Tages wurde der französische Offizier von einem Lastwagen überfahren und starb; aber, obwohl es sehr unbequem für sie war, schlief sie auch weiterhin ohne Kopfkissen, zur Erinnerung an ihren Liebsten.»
    Fin nahm einen Mundvoll Bohnen und kaute sie langsam. «Es ist eine traurige Geschichte», sagte er. «Es zeigt, daß sie ein braves Mädchen ist. Ich glaube, ich möchte sie ganz gern heiraten.»
    Das war es, was Fin gestern beim Abendessen gesagt hatte. Jetzt war er weg, und ich überlegte, was für eine Kleinigkeit Nikki wohl zur Erinnerung an ihn tun würde.
    Die Sonne brannte heiß auf meinem Rücken, und ich drehte mich instinktiv um, damit die Hitze die andere Seite meines Körpers traf. Als ich mich umdrehte, sah ich den Karmel und die Stadt Haifa. Ich sah den steilen blaßgrünen Berghang, der zum Meer hin abfiel, und darunter sah ich die Stadt und die Farben der Häuser, die in der Sonne leuchteten. Die Häuser mit ihren gekalkten Wänden bedeckten die Flanken des Karmel, und die roten Dächer der Häuser wirkten wie ein Ausschlag im Gesicht des Berges.
    Von der grauen Wellblechhalle kamen langsam die drei Männer auf uns zu, die uns als Bereitschaftsbesatzungen ablösen sollten. Sie hatten ihre gelben Schwimmwesten über die Schultern geworfen und trugen ihre Kopfhauben in der Hand, und sie kamen langsam geschlendert.
    Als sie heran waren, sagte der Hirsch: «Fin hat's erwischt», und

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