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steigen aus maschine brennt

steigen aus maschine brennt

Titel: steigen aus maschine brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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Arm.
    «Fin», sagte ich ruhig, «du bist seit vorgestern weg gewesen. Was ist mit dir los?»
    Er sah mich an und lachte.
    «Du hast schon bessere Späße gemacht», sagte er. «Es ist nicht spaßig. Es ist kein bißchen spaßig.» Und er ging weg.
    Wir standen da, der Hirsch, Paddy und ich, die Mechaniker, die Leute vom Bodenpersonal und die Männer von der Tankspritze und sahen Fin nach, als er wegging. Wir sahen einander an, wußten nicht, was wir sagen oder denken sollten, verstanden nichts, wußten nichts, außer daß Fin im Ernst gesprochen hatte und das, was er gesagt hatte, selbst für die Wahrheit hielt. Wir wußten das, denn wir kannten Fin, und wir wußten es, weil es, wenn man so zusammen gewesen ist wie wir, keinen Zweifel an etwas gibt, das einer sagt, wenn er über seine Fliegerei spricht; man kann dann nur Zweifel an sich selbst haben. Diese Männer zweifelten an sich selbst, standen da in der Sonne und zweifelten an sich selbst, und der Hirsch stand an der Tragfläche von Fins Maschine und zog mit seinen Fingern kleine Blättchen Farbe von der Oberfläche, die von der Sonne ausgedörrt und rissig geworden war.
    Jemand sagte: «Jetzt laust mich doch der Affe!» und die Männer drehten sich um und gingen still zurück an ihre Arbeitsplätze. Die nächsten drei Piloten für den Bereitschaftsdienst kamen langsam von der grauen Wellblechhalle auf uns zu. Sie gingen langsam in der sengenden Sonne und schwenkten beim Gehen die Kopfhauben, die sie in den Händen hatten. Der Hirsch, Paddy und ich gingen hinüber zur Messe, um was zu trinken und Mittag zu essen.
    Die Messe war ein kleines weißes Holzgebäude mit einer Veranda. Darin waren zwei Räume, ein Aufenthaltsraum mit Sesseln und Magazinen und einer Durchreiche, an der man Getränke kaufen konnte, und ein Eßraum mit einem langen Holztisch. Im Aufenthaltsraum fanden wir Fin im Gespräch mit Monkey, unserem Kommandanten. Die anderen Piloten saßen um sie herum und hörten zu, und alle tranken Bier. Wir wußten, daß es in Wirklichkeit eine ernste Angelegenheit war, trotz des Biers und der Armsessel; daß Monkey tat, was er tun mußte, und daß er es auf die einzig mögliche Art tat. Monkey war ein besonderer Mensch, groß, mit gut geschnittenem Gesicht, einer Wunde von einer italienischen Kugel am Bein und einer gelassenen, freundlichen Tüchtigkeit. Er lachte nie lauthals, er gluckste und grunzte nur tief unten in seiner Kehle.
    Fin sagte gerade: «Du mußt behutsam sein, Monkey; bitte hilf mir, daß ich nicht glauben muß, ich sei verrückt.»
    Fin war ernst und vernünftig, aber er war schrecklich beunruhigt.
    «Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß», sagte er. «Daß ich um elf Uhr startete, daß ich dann auf große Höhe ging, daß ich nach Beirut flog, die zwei französischen Zerstörer sah und zurückkam und um fünf nach zwölf landete. Ich schwöre, das ist alles, was ich weiß.»
    Er sah sich in der Runde um, sah den Hirsch und mich an, Paddy und Johnny und das halbe Dutzend anderer Piloten im Raum, und wir lächelten ihm zu und nickten, um ihm zu zeigen, daß wir zu ihm standen, nicht gegen ihn, und daß wir glaubten, was er sagte.
    Monkey sagte: «Was soll ich nur um Gottes willen dem Hauptquartier in Jerusalem sagen? Ich habe dich als vermißt gemeldet. Nun muß ich deine Rückkehr melden. Die werden doch unbedingt wissen wollen, wo du gewesen bist.»
    Die ganze Sache wurde allmählich zuviel für Fin. Er saß aufrecht da, trommelte mit den Fingern seiner linken Hand auf der ledernen Lehne seines Sessels, trommelte mit schnellen, scharfen Schlägen, beugte sich vor, dachte, dachte, zwang sich zum Denken, trommelte auf der Armlehne seines Sessels, und fing nun auch noch an, mit den Füßen auf dem Fußboden zu trommeln. Der Hirsch konnte es nicht mehr aushalten.
    «Monkey», sagte er, «Monkey, laß uns die Sache für eine Weile beiseite schieben. Wir wollen sie für eine Weile ruhen lassen, vielleicht erinnert sich Fin später.»
    Paddy, der beim Hirsch auf der Armlehne saß, sagte: «Ja, und inzwischen können wir dem Hauptquartier sagen, daß Fin auf einem Feld in Syrien notgelandet ist, zwei Tage gebraucht hat, um seine Maschine zu reparieren, und dann heimgeflogen ist.»
    Jeder half Fin. Die Piloten halfen ihm alle. Dabei wußte jeder von uns ganz genau, daß hier etwas vorlag, was uns alle stark berührte. Fin wußte es, obwohl das alles war, was er wußte, und die andern wußten es, denn man konnte es ihnen an den Gesichtern

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