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steigen aus maschine brennt

steigen aus maschine brennt

Titel: steigen aus maschine brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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singen. Da ist eine tiefe, vibrierende Baßstimme und dazu ein hoher Tenor. Es ist die Tenorstimme, die den Klang einer Ju 88 so unverwechselbar macht.
    Er lag und hörte auf das Geräusch, und er zweifelte nicht daran, was es war. Aber wo waren die Sirenen und wo die Geschütze? Dieser deutsche Pilot hatte Nerven, am hellen Tage allein bis in die Nähe von Brighton zu kommen.
    Das Flugzeug kam nicht näher, und bald verlor sich das Geräusch in der Ferne. Später kam ein anderes. Auch dieses war weit weg, aber da war derselbe tiefe, auf und ab schwingende Baß und der hohe Tenor. Das Geräusch war unverkennbar. Er hatte es während der Schlacht um England jeden Tag gehört.
    Er konnte das nicht verstehen. Auf dem Tisch neben seinem Bett war eine Klingel. Er langte mit der Hand hin und klingelte. Er hörte Schritte draußen im Gang. Die Schwester kam herein.
    «Schwester, was waren das für Flugzeuge?»
    «Oh, ich wüßte nicht... Ich habe sie nicht gehört. Vielleicht Jäger oder Bomber. Ich nehme an, sie kamen von Frankreich zurück. Warum, was ist damit?»
    «Es waren Ju 88. Ich weiß bestimmt, daß es Ju 88 waren. Ich kenne das Geräusch der Motoren. Es waren zwei. Was suchten die hier drüben?»
    Die Schwester kam an sein Bett und begann, das Laken glattzuziehen und die Enden unter die Matratze zu stecken.
    «Du meine Güte, was Sie sich für Sachen einbilden. Sie dürfen sich um so was keine Sorgen machen. Möchten Sie, daß ich Ihnen etwas zu lesen bringe?»
    «Nein, danke.»
    Sie klopfte sein Kissen zurecht und strich ihm mit ihrer Hand die Haare aus der Stirn.
    «Sie kommen bei Tage nicht mehr herüber. Das wissen Sie doch. Es waren vielleicht Lancasters oder Fliegende Festungen.»
    «Schwester.»
    «Ja.»
    «Dürfte ich eine Zigarette rauchen?»
    «Aber gewiß dürfen Sie das.»
    Sie ging hinaus und kam gleich mit einer Schachtel Players und Streichhölzern wieder zurück. Sie reichte ihm eine, und als er sie in den Mund gesteckt hatte, zündete sie ein Streichholz an und gab ihm Feuer.
    «Wenn Sie mich wieder brauchen, klingeln Sie nur», sagte sie und ging hinaus.
    Später, gegen Abend, hörte er wieder ein Flugzeug. Es war weit weg, aber trotzdem konnte er hören, daß es eine einmotorige Maschine war. Sie war schnell; das konnte er hören. Er konnte sie nicht unterbringen. Es war keine Spitfire, und es war keine Hurricane. Es hörte sich auch nicht nach einem amerikanischen Motor an. Die machten mehr Lärm. Er wußte nicht, was es war, und das machte ihm große Sorge. Vielleicht bin ich sehr krank, dachte er. Vielleicht bilde ich mir was ein. Vielleicht phantasiere ich ein wenig. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
    Am Abend kam die Schwester mit einer Schüssel voll heißen Wassers herein und begann, ihn zu waschen.
    «Na», sagte sie, «ich hoffe, Sie glauben nicht immer noch, daß wir bombardiert werden sollen.»
    Sie hatte ihm die Pyjamajacke ausgezogen und seifte mit einem Waschlappen seinen rechten Arm ein. Er antwortete nicht.
    Sie spülte den Waschlappen aus, rieb mehr Seife daran und begann, seine Brust zu waschen.
    «Sie sehen heute abend gut aus», sagte sie. «Man hat Sie gleich operiert, als Sie eingeliefert wurden. Die Ärzte haben wunderbare Arbeit geleistet. Sie werden sehr gut davonkommen. Ich habe einen Bruder in der R.A.F.», fügte sie hinzu. «Fliegt Bomber.»
    Er sagte: «Ich bin in Brighton zur Schule gegangen.»
    Sie sah schnell auf. «Oh, das ist ja schön», sagte sie. «Ich nehme an, da kennen Sie Leute in der Stadt.» N
    «Ja», sagte er, «ich kenne ziemlich viele.»
    Sie hatte seine Brust und seine Arme gewaschen. Jetzt schlug sie die Bettdecke zurück, so daß sein linkes Bein bloßlag. Sie tat es so, daß der verbundene Stumpf unter der Decke blieb. Sie öffnete das Band in seiner Pyjamahose und zog sie ihm aus. Das machte keine Schwierigkeiten, denn sie hatten das rechte Hosenbein abgeschnitten, damit es nicht im Weg war. Sie begann, sein linkes Bein und den Rest seines Körpers zu waschen. Das war das erste Mal, daß er im Bett gewaschen wurde, und es war ihm peinlich. Sie legte ein Handtuch unter sein Bein und fing an, mit dem Waschlappen seinen Fuß zu waschen. Sie sagte: «Diese elende Seife will gar nicht schäumen. Es ist das Wasser. Es ist hart wie sonst was.»
    Er sagte: «Es gibt jetzt nirgends mehr gute Seife, und mit hartem Wasser ist natürlich erst recht nichts zu machen.» Während er es sagte, fiel ihm etwas ein. Er erinnerte sich an die Bäder im

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