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steigen aus maschine brennt

steigen aus maschine brennt

Titel: steigen aus maschine brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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die grünen Vorhänge am Fenster. Auf dem Tisch neben seinem Bett standen Rosen.
    Dann sah er die Schale auf dem Tisch neben den Rosen. Es war eine weiße Emailschale, und daneben stand ein kleines Medizinglas.
    Dies ist ein Krankenhaus, dachte er. Ich bin in einem Krankenhaus. Aber er konnte sich an nichts erinnern. Er legte den Kopf zurück aufs Kissen, blickte gegen die Decke und überlegte, was wohl geschehen war. Er starrte in das ebenmäßige Grau der so sauberen und so grauen Decke, da sah er plötzlich eine Fliege darüberlaufen. Der Anblick dieser Fliege, die Plötzlichkeit der Entdeckung dieses kleinen schwarzen Punktes in einem Meer von Grau kitzelte die Oberfläche seines Gehirns, und schnell, in dieser Sekunde, fiel ihm alles wieder ein. Er erinnerte sich an die Spitfire und daran, daß der Höhenmesser sechstausend Meter angezeigt hatte. Er erinnerte sich daran, daß er die Kabinenhaube mit beiden Händen zurückgeschoben hatte und daß er mit dem Fallschirm abgesprungen war. Er erinnerte sich an sein Bein.
    Es schien jetzt in Ordnung zu sein. Er sah hinunter zum Bettende, aber er konnte nichts erkennen. Er schob eine Hand unter die Bettdecke und fühlte nach seinen Knien. Er fand eines von ihnen, aber als er nach dem anderen suchte, berührte seine Hand etwas Weiches, mit Binden Umwickeltes.
    In diesem Augenblick ging die Tür auf, und eine Krankenschwester kam herein.
    «Hallo», sagte sie, «Sie sind also endlich aufgewacht.»
    Sie war nicht hübsch, aber sie war groß und sauber. Sie war zwischen dreißig und vierzig, und sie hatte blondes Haar. Mehr fiel ihm nicht auf.
    «Wo bin ich?»
    «Sie haben Glück gehabt. Sie sind in einem Wäldchen am Strand gelandet. Sie sind in Brighton. Sie wurden vor zwei Tagen hierhergebracht, und nun sind Sie über den Berg. Sie sehen gut aus.»
    «Ich habe ein Bein verloren», sagte er.
    «Das ist nicht schlimm. Wir besorgen Ihnen ein neues. Nun müssen Sie schlafen. Der Arzt wird in ungefähr einer Stunde zu Ihnen kommen.» Sie nahm die Schale und das Medizinglas und ging hinaus.
    Aber er schlief nicht. Er wollte seine Augen offenhalten, weil er fürchtete, daß alles wieder weg sein könnte, wenn er sie zumachte. Er lag da und blickte zur Decke. Die Fliege war noch dort. Sie war sehr energisch. Sie lief sehr schnell ein kleines Stück und hielt dann inne. Dann lief sie wieder, hielt inne, lief, hielt inne, und ab und zu startete sie und sauste böse in kleinen Kreisen umher. Sie landete immer an derselben Stelle an der Decke und fing wieder von vorn an, zu laufen und innezuhalten. Er beobachtete sie so lange, daß sie nach einiger Zeit gar keine Fliege mehr war, sondern nur noch ein schwarzer Punkt in einem Meer von Grau, und er beobachtete den Punkt noch immer, als die Schwester die Tür öffnete, zur Seite trat und den Arzt einließ.
    Er war ein Heeresarzt, ein Major, und er hatte einige Ordensbänder aus dem letzten Krieg an seiner Brust. Er war kahlköpfig und klein, aber er hatte ein vergnügtes Gesicht und gütige Augen.
    «Na, mein Lieber», sagte er, «Sie haben sich also endlich entschlossen, aufzuwachen. Wie fühlen Sie sich?»
    «Ich fühle mich ganz gut.»
    «Das ist fein. Sie werden sehr bald wieder obenauf sein.»
    Der Arzt griff nach seinem Handgelenk, um den Puls zu fühlen.
    «Übrigens», sagte er, «einige Ihrer Staffelkameraden haben angerufen und sich nach Ihnen erkundigt. Sie wollten kommen und Sie besuchen, aber ich habe ihnen gesagt, sie sollten lieber noch einen Tag oder zwei warten. Hab gesagt, es ginge Ihnen gut und sie könnten etwas später kommen und Sie besuchen. Liegen Sie nur schön still und lassen Sie für eine Weile fünf gerade sein. Haben Sie was zu lesen?» Er sah auf den Tisch mit den Rosen. «Nein. Na, die Schwester wird Sie versorgen. Sie wird Ihnen bringen, was Sie haben möchten.» Dabei winkte er mit der Hand und ging hinaus, und die große, saubere Schwester folgte ihm.
    Als sie gegangen waren, lag er wieder da und sah auf die Decke. Die Fliege war noch dort, und als er so dalag und ihr zusah, hörte er in der Ferne das Geräusch eines Flugzeuges. Er hörte nach dem Klang seiner Motoren. Es war weit weg. Was mag es wohl sein, dachte er. Mal sehen, ob ich es erkennen kann. Plötzlich warf er den Kopf scharf zur Seite. Wer einmal bombardiert worden ist, erkennt das Geräusch einer Ju 88. Der erkennt auch die meisten anderen deutschen Bomber am Klang, aber ganz besonders eine Ju 88. Die Motoren scheinen ein Duett zu

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