Steine der Macht 2 - Die Zeitkorridore im Untersberg
Portion für alle.«
Als Linda nach dem Essen ein Foto machen wollte, winkte Kammler ab. »Nein, keine Fotos! Jedermann könnte mich darauf identifizieren. Ich sehe schließlich doch genauso aus wie auf den Bildern von 1944.«
Sie respektierte Kammlers Wunsch, der ohnehin eher einem Befehl gleichkam.
Insgeheim hatte sie sich schon gefreut, ein Bild von einem einhundertsechsjährigen General machen zu können.
Bevor sie wieder zum Wagen zurückgingen, vereinbarten sie ein neuerliches Treffen, bei welchem ausführlich über die Zeitkorridore gesprochen werden sollte.
Kapitel 6
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Der Illuminat
Mittlerweile war es Sommer geworden und das bedeutete für Salzburg auch Festspielzeit. Bald würden wieder, wie jedes Jahr, Scharen von Touristen die Gegend um den Untersberg bevölkern.
Eines Tages fand Wolf auf dem Sitz seines Wagens einen kleinen, verschlossenen Umschlag mit seinem Namen. Wie kam das Kuvert in das versperrte Fahrzeug? Er war zu neugierig und wollte deshalb nicht lange darüber nachdenken. Rasch öffnete er den Umschlag. Darin befand sich nur ein kleiner, handgeschriebener Zettel.
Es ist nunmehr das zweite Mal, dass wir mit Ihnen in Verbindung treten.
Wir haben vor über zwanzig Jahren die von Ihnen organisierte Feier der Rosenkreuzer auf dem Untersberg beobachtet. Sie erhielten dann einige Wochen später eine Nachricht vom Illuminatenorden. Die Loge aus Wien hat Sie darin um eine Darstellung Ihrer Person ersucht. Daraufhin sind seit damals einige sogenannte Eingriffe in Ihr Leben platziert worden.
Da jetzt aber sogar der Staatssicherheitsdienst, das BV T, auf Sie aufmerksam geworden ist, ist ein rasches Handeln von unserer Seite vonnöten.
Ich bin nun beauftragt, Sie über eine Reihe von Geschehnissen zu informieren und Sie unter den Schutz der Loge zu stellen.
Kommen Sie am Donnerstag um zwanzig Uhr zu dem kleinen Waldweg am Beginn des Wasserschutzgebiets am Fuße des Untersberges. Nehmen Sie kein Mobiltelefon mit und schalten Sie Ihr Autotelefon aus. Stellen Sie Ihr Fahrzeug dort ab. Folgen Sie zu Fuß dem Forstweg, er führt direkt auf den Berg zu. Gehen Sie diesen Weg entlang, bis der Wald dichter wird. Ich werde dort auf Sie warten. Sprechen Sie vorerst mit niemandem darüber und kommen Sie alleine.
Wolf war überrascht. Er hatte schon fast vergessen, dass er vor langer Zeit von den Illuminaten aus Wien eine Einladung erhalten hatte. Damals war er sehr an dieser mit einem Flair von Geheimnisvollem umgebenen Bruderschaft interessiert gewesen, obwohl ihn Roland, der Apotheker und ehemalige Logenmeister der Salzburger Rosenkreuzer, eindringlich vor den Illuminaten gewarnt hatte. Wolfs Neugier hingegen war aber größer und deshalb schrieb er zurück. Nachdem er auf sein sorgfältig verfasstes Antwortschreiben nie wieder etwas gehört hatte, geriet die Angelegenheit für ihn in Vergessenheit. Offenbar war er damals nicht würdig genug gewesen, um in diesen erlauchten Kreis aufgenommen zu werden. Jetzt kam nach fünfundzwanzig Jahren plötzlich wieder eine Nachricht. Und der Inhalt war ganz und gar geheimnisvoll.
Diesmal konnte er nicht einmal Linda davon erzählen. Was aber, wenn das eine Falle war? Aber wer sollte ihm schon eine Falle stellen? Und weshalb auch?
Dass das BVT bereits eingeschaltet war, hatte Wolf nach Werners Berichten ja ohnehin ahnen können. Und was wollten die Illuminaten von ihm?
Vielleicht war das Ganze ja nur ein Scherz. Möglicherweise steckte sogar Werner selbst dahinter. Hatte er doch vor vielen Jahren, zu Beginn seiner Laufbahn als Polizist, genau in diesem Gebiet gearbeitet. Wie kein anderer kannte er sämtliche Wege am Fuße des Untersberges.
Oder hatte das Ganze mit den schwarzen Steinen, dem General im Untersberg oder sogar mit den Goldbarren am Obersalzberg zu tun? Nein, es war sicher das Uranoxid, hinter dem der Geheimdienst und nun vielleicht auch diese Illuminaten her waren, schlussfolgerte Wolf. Daraus ließ sich ja eine sogenannte schmutzige Bombe ganz leicht herstellen. So etwas wäre in der Hand von radikalen Islamisten eine ernste Bedrohung. Und potenzielle Leute dieser Art gab es ja in ganz Mitteleuropa bereits in großer Zahl. Bestimmt war das für die Verfassungsschützer Grund genug, um umfangreiche Observierungen anzustellen.
Noch zwei Tage bis zum Donnerstag. Er würde zum Treffpunkt kommen. Angst verspürte er nicht. Es waren schon so viele unglaubliche Dinge in den letzten Jahren passiert. Wolf war mittlerweile an Überraschungen
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