Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
hatte in dieser Nacht eine Vision, die er auch niederschrieb. Ich habe diese Schrift von ihm gelesen.“
„Ja, hier auf dieser Seite des Untersberges sind schon einige seltsame Dinge passiert, wahrscheinlich hängt das alles zusammen“, antwortete Linda.
Der Aufstieg zu dem schwarzen Felsen war heute wegen des nassen Grases beschwerlicher als im Vorjahr. Kurz bevor sie zu den dichten Legföhren am Fuße der Steilwände kamen, machten sie eine Pause und setzten sich auf einen großen Stein.
„Hast du den starken Laser wieder dabei? Vielleicht können wir den heute gebrauchen?“, fragte Linda, während sie ihre Trinkflasche aus dem kleinen Rucksack nahm.
„Freilich“, lachte Wolf und nahm einen neuen Laser aus seiner Tasche. „Dieser hier hat eintausend Milliwatt. Ich habe auch einen programmierbaren Aufsatz dazu besorgt. Damit können wir ein Hologramm erzeugen.“
Linda verstand nicht gleich, was Wolf damit meinte und fragte. „Wozu brauchen wir ein Hologramm?“
Wolf erzählte ihr von seinem Versuch am Obersalzberg, als er mit dem Laser durch das Chronoskop geleuchtet hatte. „Auf diese Art könnten wir mit dem Hologramm-Aufsatz eventuell eine Botschaft in die Vergangenheit senden. Aber zuerst müsste mir der General nochmals das Gerät zur Verfügung stellen.“
„Und wie sollte das funktionieren?“ Fragend schaute Linda zu Wolf, der etwas unterhalb auf dem Stein saß und gerade ein zylinderförmiges Teil auf den starken Laser aufschraubte.
„Hier kannst du es sehen, ich habe für einen Versuch mein Sator-Amulett einprogrammiert“, sagte er zu ihr und schaltete den Laser ein.
„Das gibt’s ja gar nicht!“, rief Linda. Da schwebte Wolfs goldener Sator-Anhänger in vielfacher Größe vor ihr in der Luft und drehte sich um seine eigene Achse, sodass sie ihn von allen Seiten betrachten konnte.
„Das ist wie Zauberei!“, meinte sie und versuchte, das goldene Amulett, das einen Meter über dem Boden vor ihr herumtanzte, zu fassen, was ihr natürlich nicht gelang.
„Ja“, antwortete Wolf, „und jetzt stell dir vor, wir könnten so eine Projektion in die Vergangenheit schicken.“
Linda überlegte: „Ich glaube, damit könnte man den Leuten von damals einen schönen Schrecken einjagen. Aber würden wir damit nicht in irgendeiner Weise die Geschichte beeinflussen?“
„Wir können das vielleicht schon bald ausprobieren, wenn der General nichts dagegen hat“, erwiderte Wolf.
Nach dieser kurzen Rast stiegen die beiden zum dunklen Felsen empor. Wolf nahm wie beim ersten Mal einen kleinen Stein, den er auch wieder an die vermeintliche schwarze Felswand warf. Der Stein verschwand erwartungsgemäß im Felsen, und unmittelbar darauf konnte man das Auftreffen in dem dahinterliegenden Gang hören. Nachdem Wolf und Linda durch das Hologramm hindurchgegangen waren und ihre Taschenlampen aus den Rucksäcken genommen hatten, wollte Wolf auch hier drinnen seinen neuen Laser ausprobieren. Er visierte tief hinten im Gang die glänzende Seitenwand an und drückte kurz den Einschaltknopf. Ein greller grüner Schein, der von allen Seiten zu kommen schien und die beiden massiv blendete, war die Reaktion.
„Um Himmels willen, so etwas könnte im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge gehen! Schalte das Ding bloß nicht noch einmal ein“, rief Linda.
„Vermutlich wird das Licht durch die glasierte Stollenwand in alle Richtungen reflektiert. Ich werde den Laser lieber wieder in den Rucksack stecken.“
Sie gingen weiter den schwarz glänzenden Gang entlang, bis sie zu der metallenen Wand kamen, die sich am Ende des Stollens befand. Dort angelangt, nahm Wolf die silberne Platte mit dem Buchstaben-Code heraus. Er drehte sie in der Hand herum, schaute fragend zu Linda und sagte: „Und was sollen wir nun mit dieser Silberplatte tun? Ich sehe hier nirgends einen Schlitz, in den wir sie hineinschieben könnten.“ Alles war absolut glatt und ohne jede Fuge.
„Da, schau einmal!“ Linda deutete mit ihrer Lampe auf den linken Rand der großen Metallplatte, die den Gang hermetisch abschloss. „Hier sind kleine Buchstaben, die sind mir beim ersten Mal gar nicht aufgefallen. Wahrscheinlich waren unsere kleinen LED-Lampen beim ersten Besuch hier oben einfach zu schwach.“
Wolf ging auf die linke Seite des Stollens hinüber und konnte nun ebenfalls eine Schrift im hell glänzenden Metall sehen. Das stand „SATOR PER N“.
Er rief: „Du, das ist doch die Lösung des Sator-Quadrats! Natürlich hat das etwas mit
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