Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
die Wiese direkt auf die beiden zu.
Er stellte den Motor ab, stieg vom Fahrzeug und kam näher. „Sie sind wohl nicht von hier? Sonst würden Sie sich nicht so nahe am Eingang aufhalten. Es ist gefährlich hier oben, glauben Sie mir. Wenn Sie wollen, kann ich Sie ins Dorf hinunter mitnehmen.“
„Nein danke“, erwiderte Wolf, „wir möchten uns die Gegend hier noch etwas ansehen. Aber könnten Sie uns sagen, weshalb das Mobiltelefon hier nicht funktioniert?“
Der Bauer schaute interessiert auf Lindas Handy und meinte: „Wo habt ihr denn dieses Ding her, das muss ja noch aus der Zeit vor der großen Katastrophe stammen!“
Wolf und Linda zuckten fast gleichzeitig zusammen. Vor der Katastrophe? Sollte das bedeuten, dass es in einigen Jahren eine Katastrophe geben würde?
Bevor sie noch antworten konnten, fuhr der Bauer fort: „Ja, vor der großen Katastrophe, da gab es diese Telefone, ich kann mich noch daran erinnern. Mein Vater hatte früher auch so etwas Ähnliches.“ Mit diesen Worten kletterte der Bauer auf seinen Traktor und fuhr wieder zurück zum Weg hinunter.
Linda schaute Wolf nachdenklich an und sagte: „Denk einmal an die Prophezeiungen des Künstlers in der Oase Farafra. Der erzählte uns damals auch von einem gewaltigen Umbruch, der in Kürze kommen würde. Auch der General im Berg sprach doch ebenfalls von einer großen Umwälzung, die noch bevorstehen sollte. Und auch der Illuminat Becker ist sich sicher, dass eine große Änderung in naher Zukunft ihren Anfang nimmt.“
„Das müsste bedeuten, dass wir uns hier in einer Zeit nach dieser Umwälzung befinden dürften“, antwortete Wolf. „Aber weshalb gibt es dann keine GPS-Satelliten und kein Handynetz mehr?“
„Möglicherweise hat man hier schon eine neuere Technologie?“
„Wir hätten einfach den Bauern fragen sollen.“ Achselzuckend drehte sich Linda wieder dem Marmorportal zu.
Wolf beobachtete inzwischen die Umgebung mit seinem Fernglas, als er plötzlich stutzte. „Das gibt es doch gar nicht!“ Er setzte das Glas ab und deutete mit der rechten Hand über den Wald. „Schau dir das an!“
Da kamen zwei völlig fremdartig aussehende Flugzeuge lautlos über die Baumwipfel angeflogen. „Die sehen so aus, wie man sich ein UFO vorstellt, so ähnlich, wie wir das schon im Kino gesehen haben“, meinte Linda.
Wolf war ja selbst Pilot und mit Flugzeugen bestens vertraut. Er hatte das Fernglas mittlerweile wieder aufgenommen und beobachtete die Flugscheiben, welche auf den Berg zusteuerten und von einem auf den anderen Moment verschwunden waren. „So etwas habe ich noch nie gesehen. Jetzt wird das Ganze schon fast utopisch. Wo sind wir hier eigentlich?“
Er konnte an Lindas Blick erkennen, dass ihr die Sache nun ebenfalls nicht mehr geheuer war und sie eigentlich nur noch zurück in den Berg und wieder nach Hause in ihre Zeit wollte.
„Also gut, dann lass uns wieder zurückgehen, zumindest wissen wir jetzt, dass es in zwanzig Jahren bei uns auch noch grüne Wiesen und Klosterkirchen mit Glockengeläut gibt. Zudem haben die beiden Leute auch noch unsere Sprache gesprochen. Und auch die Umgebung sieht doch hier sehr friedlich aus. Auch von diesen beiden Flugobjekten schien keine Gefahr auszugehen. So schlimm kann dann der große Umbruch gar nicht werden.“
„Vergiss nicht, dass wir so gut wie nichts gesehen haben. Vielleicht gibt es die Großstädte gar nicht mehr?“, sagte Linda.
„An was du alles denkst! Vielleicht machen wir später einen längeren Ausflug hierher, dann können wir uns ja ein ausführliches Bild von der Zukunft machen. Mich würde das schon interessieren“, erwiderte Wolf und warf noch einen Blick zurück auf das große Kloster.
„Schade, dass du diese fliegenden Scheiben nicht fotografiert hast“, sagte Linda, als sie wieder durch das Portal in den Berg hineingingen.
„Das ist leider zu schnell gegangen, aber zumindest habe ich ein Foto von dem Kloster mit der Kirche gemacht, man sieht es zwar nur klein, aber wenigstens habe ich ein Bild davon.
Der Rückweg durch den Gang war unproblematisch. Sie erreichten wieder die hell glänzende Stahlplatte, gingen durch das Hologramm hindurch, und nachdem sie den schwarzen, glasierten Stollen hinter sich hatten, kamen sie wieder beim dunklen Felsen in ihre Zeit zurück. Beide waren erleichtert, als sie eine Stunde später bei Wolfs Wagen ankamen und feststellten, dass diesmal absolut kein Zeitphänomen passiert war. Die Uhr im Fahrzeug und ihre
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