Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
Luftzug. Dann erreichten sie den Ausgang.
Strahlender Sonnenschein blendete die beiden, als sie am Ende des Tunnels standen. Es war ein schönes, rotes Marmorportal, aus welchem sie ins Freie gelangten. Aber die Gegend hier draußen war ihnen vollkommen unbekannt. Sie konnten in einiger Entfernung ein großes Kloster mit einer eindrucksvollen Kirche sehen. Obstbäume mit rot leuchtenden, reifen Äpfeln standen da vor ihnen auf einer sattgrünen Wiese. Auf einmal hörten sie den Klang der Kirchenglocken. Sie gingen ein kleines Stück die Wiese hinunter.
Linda drehte sich um und schaute zurück zum Portal. „Das sieht wirklich imposant aus“, sagte sie zu Wolf, der sich jetzt ebenfalls umblickte und den Eingang betrachtete.
„Ja, wuchtig und irgendwie bedrohlich sieht das Portal von unten aus.“
Sie schlenderten noch ein wenig hinunter und sahen sich in der für sie so unbekannten Gegend um.
„Ich habe gar nicht gewusst, dass hier oben so ein großes Kloster steht“, sagte Wolf.
Linda, der das Ganze irgendwie suspekt geworden war, meinte:
„Schau dir doch erst einmal die Obstbäume an, wir haben erst Mai, und hier sind bereits jetzt reife Äpfel zu sehen. Wahrscheinlich haben wir es wieder einmal mit einer Zeitverschiebung zu tun.“
Wolf nahm sein GPS aus dem Rucksack und musste entsetzt feststellen, dass das Gerät keine Satelliten finden konnte. „Na klar, wir sind vermutlich in der Vergangenheit gelandet und nicht nur das“, antwortete Wolf, „so ein Kloster mit dieser großen Kirche gibt es hier im weiten Umkreis nicht. Vermutlich ist da auch eine Raumverschiebung mit im Spiel. Dann bleiben wir jetzt aber ganz in der Nähe des Portals. Wer weiß, was uns hier erwartet. Ich möchte nämlich heute Abend wieder zurück nach Hause kommen.“
Linda, die ihr Mobiltelefon aus der Tasche genommen hatte, um ihre Tochter anzurufen, stellte ebenfalls fest, dass auch ihr Gerät keinen Empfang hatte. Umso erstaunter waren die beiden, als sie auf einem Weg unterhalb der Wiese ein Fahrzeug erblickten, welches sich in raschem Tempo in Richtung des Klosters bewegte. Es war ein PKW, aber Wolf konnte die Marke nicht bestimmen. Es schien sich dem Aussehen nach um ein ganz normales, modernes Auto zu handeln.
„Also Autos gibt es hier zumindest, aber das Handy funktioniert nicht, und auch das GPS findet keine Satelliten. Sonderbar!“
In diesem Augenblick kam ein Pater mit einer Aktentasche aus einem kleinen Waldweg, der ebenfalls zum Kloster führte.
„Gott zum Gruß!“, rief der schwarz gekleidete Mann mit dem weißen Kragen den beiden zu. „Gehen Sie nicht zu nahe an das Portal“, und er deutete dabei hinauf zum marmorverkleideten Eingang in den Berg, der irgendwie drohend hinter Wolf und Linda zu sehen war. „Dort sind schon viele Leute hineingegangen und nicht wiedergekommen. Halten Sie sich lieber fern von diesem verfluchten Ort.“
„Was hat es mit diesem Eingang auf sich, und weshalb nennen Sie ihn einen verfluchten Ort?“, richtete Wolf seine Frage an den Priester.
„Sie beide sind wohl nicht von hier“, antwortete dieser, „sonst würden Sie wissen, dass es bei diesem Tor nicht geheuer zugeht. Viele Menschen sind hier schon verschwunden. Sie sind vermutlich aus Neugier oder um Schätze zu suchen hineingegangen, aber kaum jemand von diesen Leuten ist wieder zurückgekommen. Also beherzigen Sie meinen Rat, und kehren Sie wieder um.“
„Aber wir sind doch erst vor ein paar Minuten aus diesem Eingang herausgekommen, das ist nichts Gefährliches drinnen.“
Kaum hatte Linda diesen Satz ausgesprochen, da bekreuzigte sich der Pater, murmelte ein „Gelobt sei Jesus Christus“ und beschleunigte seine Schritte, um möglichst rasch fortzukommen.
„Eine Frage noch“, rief Linda dem Geistlichen nach, „welches Jahr schreiben wir gerade?“
Verstört blieb der Kirchenmann stehen und blickte nochmals zu den beiden zurück, während er rief: „2029! August 2029! Möge der Herr eurer Seele gnädig sein“, und mit eiligen Schritten ging er weiter auf das Kloster zu.
„Was soll das heißen? Sind wir hier also in der Zukunft gelandet? Und warum funktioniert dann mein Handy nicht?“
Wolf setzte sich nachdenklich auf einen Stein und betrachtete mit dem Fernglas die schöne, imposante Kirche, als abermals ein Fahrzeug den Weg herauf kam. Es war ein Traktor mit einem kleinen Anhänger. Der Mann, der ihn lenkte, schien ein Bauer zu sein, und als er Wolf und Linda sah, steuerte er sein Gefährt durch
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