Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
dargestellt. Auch bei Abbildungen der Isais findet man immer wieder diese Sichel, die vielleicht sogar auf die Sonnenbarke der alten Ägypter zurückgeht. Wer weiß, möglicherweise sind Maria und Isais miteinander verwandt?“
Der Mann lächelte dabei etwas verschmitzt.
Wolf kam das Ganze eigenartig vor. Ein Franziskanermönch, der zur Kontemplation hierher in diese einsame, vereiste Schlucht kam?
Der Mönch fuhr fort: „Diese Klamm hier ist ein ausgezeichneter Ort, um zu meditieren. Das ist nicht einmal in einer Kirche möglich. Es ist ein Kraftplatz.
Wenn Sie ganz ruhig sind, können Sie es spüren. Wie ein Energiestrom, der einem durchdringt.“
„Ja, mir geht es genauso“, antwortete Linda. Wolf spürte, wie immer, so gut wie nichts.
„Es heißt, die Zeit von Isais sei nun gekommen“, sagte der Ordensbruder, der offensichtlich sehr gut mit der Mystik des Untersberges vertraut war.
„Sie meinen sicher die Umwälzungen, welche in diesem Zusammenhang prophezeit wurden?“, fragte Wolf.
„Ja, ich habe viel darüber gehört, ich weiß aber nicht, worum es sich dabei handeln wird.“ Der Franziskaner setzte sich bei diesen Worten wieder auf die Bank und sprach weiter: „Aber bevor es soweit ist, muss noch ein Ritual durchgeführt werden. Ein Ritual am Platz der ersten Komturei. Diese befand sich aber nicht auf dem Ettenberg. Nein, ein Stück oberhalb des Ortes Schellenberg, direkt neben einem kleinen Teich, wurde vor einigen Hundert Jahren auf den Grundmauern dieser Komturei eine kleine Marienkirche erbaut. Ich habe diese Kirche schon einmal besucht, sie gehört nicht der Diözese und ist in privatem Besitz. Dort müsste das Ritual durchgeführt werden.
Ich bin nur ein einfacher Franziskanermönch und habe nicht die geringste Ahnung, worauf es dabei ankommt. Ich weiß nur soviel, dass es des männlichen und des weiblichen Prinzips bedarf, um gemeinsam eine Wirkung auslösen zu können. Ganz wichtig sollte dabei auch der Kristall der Isais sein und der Schwarze Stein. So wird es jedenfalls in den alten Schriften überliefert.“
So etwas Ähnliches hatte Wolf schon einmal von Becker, dem Illuminaten, gehört. Aber auch der hatte ihm damals nichts Genaues sagen können.
Die beiden bedankten sich bei dem Franziskanerbruder und wollten wieder umkehren. Es war doch empfindlich kalt, und sie konnten sich kaum vorstellen, dass es dieser Mann bei solchen Temperaturen auf der Bank sitzend aushielt.
„Weißt du“, sagte Wolf beim Hinuntergehen, „wir haben den Amethystkristall von dem alten Mann, und wir haben auch den Schwarzen Stein aus der Cheopspyramide. Damit ließe sich doch so ein Ritual, von dem der Mönch gesprochen hat, durchführen. Was meinst du?“
„Und wie sollte das funktionieren?“, fragte Linda. „Was willst du dabei machen? Irgendein Gebet sprechen oder eine Zauberformel aufsagen?“
„Bleib doch einmal ernst“, erwiderte Wolf, „lass uns erst einmal darüber nachdenken, vielleicht fällt mir etwas dazu ein.“
Linda schaute Wolf fragend an und sagte dann: „Du bist doch Rosenkreuzer, und als Meister dieser Bruderschaft hast du doch bestimmt schon viele Rituale durchgeführt. Da solltest du eigentlich Bescheid wissen, wie so ein Ritual auszusehen hat.“
Kapitel 33
Das Ritual
Weihnachten war bereits vorüber, als Wolf einen Anruf aus Australien erhielt. Tino, so hieß der Mann, hatte von den Nachforschungen der beiden bezüglich des Untersberges erfahren und wollte mit ihnen in Kontakt treten. Der Mann, der ursprünglich auch aus Österreich kam und der schon seit vielen Jahrzehnten in Australien lebte, war bereits über siebzig Jahre alt. Zudem war er ebenso Rosenkreuzer wie Wolf. Auch wusste er sehr viel über die Isais-Geschichte zu erzählen. Es war ein sehr langes Telefongespräch von über einer Stunde, und Wolf konnte sich vorstellen, dass dies eine teure Angelegenheit für den Australier war. Es ging dabei fast ausschließlich um das Geheimnis des Untersberges. Auch in den folgenden Wochen erhielt Wolf wiederholt Anrufe von Tino. Es folgten viele Briefe, und eines Tages eröffnete ihm Tino, dass er in Kürze nach Europa kommen würde, um hier zu Ehren der Isais ein Ritual durchzuführen.
„Das ist doch wieder so ein Zufall“, meinte Wolf zu Linda, „da meldet sich einer vom anderen Ende der Welt und redet von einem Ritual der Isais. Vor nicht allzu langer Zeit hat uns doch der Franziskanermönch in der Schlucht auch so etwas Ähnliches erzählt. Ich finde das
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