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Steirerblut

Steirerblut

Titel: Steirerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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Sandra.
    »Leitgeb«, hielt Bergmann die beiden Uniformierten auf. Er kramte noch einmal die Schlüsselbunde der ›Goldenen Gans‹ aus der Jacke und kontrollierte die Ziffern auf den Anhängern, um nicht irrtümlich den eigenen auszuhändigen. Den Reservebund mit dem Schlüssel für das Zimmer der Kovacs behielt er ebenfalls. »Könnten Sie bitte die Sachen des Mordopfers zusammenpacken? Ihr Gepäck wird in etwa zwei Stunden aus dem Gasthof abgeholt. Sie können die Schlüssel dann den Wirtsleuten zurückgeben, sobald Sie mit dem Packen fertig sind.«
    »Wird gemacht«, murmelte Max mürrisch und nahm die Schlüssel entgegen, um sie gleich an seinen Kollegen weiterzureichen. »Kümmere du dich bitte darum, Jakob. Ich hab noch was zu erledigen.«
    »Nichts, was mit unserem Mordfall zu tun hat, nehme ich an?«, mischte sich Bergmann ein.
    »O doch. Ich wollte die Stammtischgäste der Tatnacht befragen. Den Sonnleitner Andi, den Wagner Horst und den Löffelhart Sebastian. Das habe ich mit Frau Mohr so vereinbart, bevor Sie hier angekommen sind.«
    »Jetzt bin ich aber hier, Leitgeb. Also vergessen Sie’s. Die Kollegin Mohr und ich kümmern uns persönlich um sämtliche Befragungen. Wenn wir Sie brauchen, lassen wir Sie es rechtzeitig wissen. Sie haben doch sicher noch genügend Papierkram abzuarbeiten.«
    Max schluckte seine Antwort mit schmalen Lippen hinunter, während Jakob Haltung annahm.
    »Aber er könnte uns doch helfen«, sprang Sandra für Max in die Bresche. Er war ein guter Polizist und ein Teamplayer, was für ihre Ermittlungsarbeiten nur von Vorteil sein konnte.
    Bergmann sah das offensichtlich anders. »Was der Kollege Leitgeb kann und was nicht, entscheide in diesem Fall ich«, wies er sie in die Schranken.
    Sascha Bergmann verstand es wirklich, sich binnen kürzester Zeit unbeliebt zu machen, dachte Sandra. Max war in seiner Ehre gekränkt und würde ihm niemals vergeben. Aber das schien Bergmann herzlich egal zu sein. Wenn er denn überhaupt jemals bemerkte, dass er jemanden verletzte. Dass er sie vor den beiden Polizisten zurechtgewiesen hatte, nahm Sandra nicht persönlich, war sie doch lediglich das Opfer eines Revierkampfes geworden, in den sie sich mit den besten Absichten eingemischt hatte. Es ärgerte sie jedoch gewaltig, dass der ihr vorgesetzte Ermittlungspartner so überheblich war und meinte, auf die wertvolle Unterstützung der einheimischen Kollegen verzichten zu können. Wenn sie nicht gerade jung, blond und weiblich waren, wie Petra Schreiner, vor deren Tür er wenig später innehielt. »Ich check noch mal rasch die Asservaten«, meinte Bergmann.
    »Sicher. Und ich versuche inzwischen herauszufinden, an welcher Story die Kovacs zuletzt dran war. Vielleicht hängt der Mord ja doch mit ihrer Arbeit als Journalistin zusammen. Das Clinch-Magazin ist nicht gerade zimperlich, wenn es darum geht, Skandale aufzudecken«, sagte Sandra.
    »Also ich weiß nicht … Wir sind ja nicht in Russland oder China, dass die Presse gleich um ihr Leben fürchten muss. Und was hat ihre Vergewaltigung damit zu tun, wenn es denn eine gewesen sein sollte?«
    »Einschüchterung, Triebbefriedigung oder einfach nur ein Ablenkungsmanöver? Unwahrscheinlich, ich weiß«, gab sich Sandra selbst die Antwort. »Aber immerhin nicht ganz ausgeschlossen«, fügte sie hinzu und verschwand im Büro.
    Nachdem ihr Laptop hochgefahren war, rief Sandra zuerst ihre E-Mails ab. Danach suchte sie die Daten der Clinch-Redaktion und wählte die Nummer der Chefredakteurin. Die weibliche Stimme, der sie sich als Abteilungsinspektorin des Landeskriminalamtes Steiermark, Abteilung Leib und Leben vorstellte, verband sie umgehend mit der Chefredakteurin, die zuallererst ihre Betroffenheit über den grausamen Tod der langjährigen Mitarbeiterin bekundete, wenngleich sie dabei unerwartet sachlich klang.
    »Ich habe ein paar Fragen zu der Verstorbenen«, meinte Sandra ohne Umschweife. »Hat Frau Kovacs denn beruflich in der Steiermark zu tun gehabt?«
    »Schon möglich, dass Eva auch dort recherchiert hat. Sicher bin ich mir allerdings nicht. Sie hat sehr selbstständig gearbeitet. Ich habe ihr stets vertraut. Sie war eine meiner besten Mitarbeiterinnen«, sagte die Chefredakteurin.
    »Woran hat sie denn zuletzt gearbeitet?«
    Die Kovacs sei an irgendwelchen betrügerischen Immobiliengeschäften dran gewesen, hinter denen sie ein Korruptionsnetzwerk vermutete, das von Österreich bis nach Osteuropa reichte, erzählte die Chefredakteurin.

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