Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steirerblut

Steirerblut

Titel: Steirerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
Vom Netzwerk:
aktuellen Ermittlungsstand des LKA 1 würde Bergmann präsentieren. Ausnahmsweise war Sandra froh, dass er der Boss war.

Kapitel 7
    Mittwoch, 22. September
     
    Beinahe wäre Sandra zu spät zur SOKO-Besprechung gekommen. Während sie sich noch völlig außer Atem auf den freien Stuhl neben Bergmann fallen ließ, betrat Novotny überpünktlich den Konferenzraum und begrüßte die anwesenden Kollegen mit einem lauten »Guten Morgen!«. Alle Blicke folgten ihm, bis er am hinteren Kopf des Konferenztisches Platz nahm. Mit einem kurzen Nicken signalisierte er der Teamassistentin, die Videokonferenz zu starten. Auf der Leinwand gegenüber erschienen die SOKO-Ermittler, die sich zur selben Zeit in einem Besprechungsraum des Bundeskriminalamts in Wien versammelt hatten.
    Novotny war ein hervorragender Moderator. Kurz vor zehn waren alle Teilnehmer in Graz und Wien auf demselben aktuellen Ermittlungsstand. Jeder wusste, was er bis zum nächsten Tag zu tun hatte, bis sie sich das nächste Mal zur Videokonferenz trafen. Von nun an waren täglich solche Morgenmeetings angesetzt, außer an den Wochenenden.
    Im Mordfall Eva Kovacs sollten die Ermittler aus Wien alle weiteren Zeugeneinvernahmen in der Bundeshauptstadt übernehmen, während sich das Grazer Team rund um Sascha Bergmann weiterhin um die Ermittlungen in der Steiermark kümmerte. Beide Teams der regionalen Mordgruppen waren ab sofort einem Wiener BK-Beamten namens Oliver Reiterer unterstellt. Damit war der insgeheim erhoffte Wien-Trip vorerst geplatzt, wusste Sandra. Abgesehen davon, dass sich die Ermittlungsarbeit des LKA üblicherweise ohnehin auf die Steiermark beschränkte, machten die modernen Kommunikationstechnologien beinahe alle Dienstreisen überflüssig. Nur jene nach St. Raphael waren ihr leider nicht erspart geblieben, ärgerte sie sich.
    Bergmann kannte Oliver Reiterer aus seiner Zeit in Wien und beschrieb ihn als arrogant, aber kompetent. So gesehen würde sich nicht viel für sie ändern, überlegte Sandra, trafen doch beide Eigenschaften ebenso gut auf Bergmann zu. Ungewöhnlich erschien ihr nur, dass die Zuständigkeit für den Fall nicht komplett vom LKA zum BK gewandert war. Wahrscheinlich lag es am akuten Personalmangel in Wien, der zu solchen Kooperationen führte. Ob diese von Erfolg gekrönt war, würde sich noch herausstellen. Ihr sollte es recht sein, sofern sie nicht mehr in ihrem Heimatdorf ermitteln musste, was ihr leider jederzeit blühen konnte.
    Bergmann wirkte niedergeschlagen, als sie nach dem SOKO-Meeting in ihrem Büro eintrafen. Er bestritt zwar Sandras Vermutung, sich durch Oberstleutnant Reiterer, den man ihm vor die Nase gesetzt hatte, entmachtet zu fühlen, doch so ganz nahm sie ihm das nicht ab.
    Den restlichen Vormittag verbrachte Sandra damit, Protokolle zu vervollständigen und neue Listen zu erstellen, die gemeinsam mit den bisherigen Gutachten möglichst rasch auf einen Server gestellt werden mussten, damit alle SOKO-Ermittler jederzeit Zugriff auf die aktuellen Daten hatten. Das war der langweilige Teil der Polizeiarbeit. Polizeieinsätze und Einvernahmen waren zwar viel spannender, aber irgendjemand musste schließlich auch die Schreibtischarbeit erledigen.
    Noch einmal überprüfte Sandra die Liste mit den Kontakten des Mordopfers, die mittlerweile ein beachtliches Ausmaß angenommen hatte. Die meisten Befragungen würden die Kollegen in der Bundeshauptstadt übernehmen müssen, die der Lebensmittelpunkt von Eva Kovacs gewesen war. Die Ermittlungen rund um die Sexpartnerbörse blieben allerdings an Sandra und Bergmann hängen, da der Plattformbetreiber ausgerechnet in Graz ansässig war. Während Sandra sich dem notwendigen Papierkram widmete, führte Bergmann ein ausführliches Telefonat mit Reiterer.
     
    Nach dem Mittagessen in der Kantine steckte der neue Kollege von der Kriminaltechnik bei ihnen die Nase rein. Sandra versuchte vergeblich, sich an seinen Namen zu erinnern, während sie ihn aufforderte, näher zu treten. Bergmann starrte weiterhin auf seinen Bildschirm und nahm keinerlei Notiz von dem jungen Forensiker.
    »Kann ich Ihnen das geben, Frau Mohr?«, wandte sich der Neue an sie.
    »Sie sollten schon selbst wissen, was Sie können und was nicht«, murmelte Bergmann, ohne aufzublicken.
    »Worum handelt es sich denn?« Sandra lächelte den jungen Kollegen freundlich an. Der räusperte sich verlegen und blickte auf die Aktenmappe in seiner Hand. Noch so ein seltsamer Vogel in der Kriminaltechnik, dachte sie

Weitere Kostenlose Bücher