Steirerblut
sich schließlich an die Kollegen auf der Leinwand.
»Das haben wir«, antwortete Oliver Reiterer aus Wien. »Caroline Schwarz hat uns das Alibi des Verdächtigen bei der gestrigen Hausdurchsuchung im Wiener Büro der Kovacs Consulting noch einmal bestätigt.«
»Und? Keine Zweifel an ihrer Aussage? Immerhin ist sie die Geliebte des Verdächtigen«, gab Bergmann zu bedenken.
»Wir sehen dennoch keinen Grund, ihr nicht zu glauben. Caroline Schwarz hat gestern ein umfassendes Geständnis zu den Korruptionsvorwürfen abgelegt. Mehr noch: Sie hat uns ihre volle Kooperation bei allen weiteren wirtschaftskriminalistischen Ermittlungen sowie im folgenden Finanzstrafverfahren zugesichert.« Reiterer übergab das Wort an seine Kollegin, die die Aussage der Maklerin in Kurzform wiedergab. Auf der Leinwand erschien ein Foto, das die attraktive Zeugin und Paul Kovacs beim Verlassen eines prunkvollen Wiener Patrizierhauses zeigte. Bergmann näherte sich Sandras Ohr und flüsterte ihr zu: »Das Vögelchen singt also, um sein hübsches Gefieder zu retten.«
Die Fotoaufnahme musste im Zuge der Observierungen der Wirtschaftskriminalisten entstanden sein, vermutete Sandra. »Hübsch ist sie, ja«, antwortete sie Bergmann im Flüsterton. »Mal abgesehen davon scheint unser Herr Kovacs aber kein besonderes Glück mit seinen Frauen zu haben.«
»Da haben wir durchaus etwas gemeinsam, der Herr Kovacs und ich«, meinte Bergmann, den Blick auf die Leinwand geheftet, auf der nun wieder die versammelte Wiener SOKO-Runde zu sehen war.
»Das vollständige Protokoll finden Sie bereits im entsprechenden Ordner am Server«, schloss die junge Kriminalistin aus Wien ihren Bericht ab.
Reiterer übernahm wieder: »Außerdem konnten wir gestern den Mundhöhlenabstrich von Paul Kovacs abnehmen. Die Speichelprobe befindet sich bereits im Labor.«
»So schnell? Da hat sich der Richter aber selbst übertroffen«, erwiderte Bergmann überrascht.
»Eine richterliche Vorladung war gar nicht mehr nötig. Paul Kovacs hat dem Abstrich nun doch noch freiwillig zugestimmt. Auf Anraten seines Rechtsanwalts, schätze ich«, erklärte Reiterer.
Es wurde also eng für Paul Kovacs, dachte Sandra. Heute noch würde sein Bürogebäude in Bratislava durchsucht werden, und die Staatsanwaltschaft arbeitete bereits mit Hochdruck an den Anklagen im Finanzstrafverfahren, wusste Novotny zu berichten.
Sandra stand mit ihrer Zusammenfassung der aktuellen biologischen und technischen Forensikergebnisse als Letzte auf der Agenda des SOKO-Meetings. Beide Gutachten hatte sie bereits gestern auf den Zentralrechner stellen lassen, sodass die Zugriffsberechtigten alle Details jederzeit nachlesen konnten.
Am Ende des SOKO-Meetings wusste jeder Ermittler, was für heute auf dem Programm stand. Von unvorhersehbaren Ereignissen einmal abgesehen. Man trennte sich schließlich nach einer knappen Stunde, um in einen neuen Arbeitstag zu starten.
Noch vor dem Mittagessen hielt Sandra die neuen Laborergebnisse in den Händen. Bergmann hatte mit seiner Vermutung recht gehabt. Mike hatte ausnahmsweise die Wahrheit gesagt. Er hatte weder irgendeinen Kontakt zu Eva Kovacs gehabt, bevor er ihr im Gasthof begegnet war, noch stimmte seine DNA mit den Spuren an der Leiche und am Tatort überein. Er würde noch am selben Nachmittag aus der Untersuchungshaft entlassen werden, wusste Sandra. Einmal mehr musste sie sich eingestehen, dass sie, was ihren Halbbruder betraf, befangen war. Was immer Mike sagte, sie vermutete stets eine Lüge dahinter. In Zukunft würde sie nicht nur jeglichen privaten, sondern auch den beruflichen Kontakt mit ihm vermeiden, sollte er je wieder in ein Tötungsdelikt verwickelt sein. Wenigstens gab es für sie nach diesem Resultat keinen Grund mehr, den Fall wegen Befangenheit abzugeben.
Das Handyklingeln ließ Sandra hochschrecken. Max Leitgeb rief an. Also doch! Wie gut, dass Bergmann gerade nicht im Büro war. Seine Kommentare konnte sie im Moment am allerwenigsten gebrauchen. Max erkundigte sich nach ihrem Befinden, und Sandra erzählte ihm vom negativen DNA-Abgleich, der ihren Halbbruder entlastete. Max schien erleichtert zu sein, dass dieser als Tatverdächtiger nunmehr ausschied. Wenngleich er Mike nicht besonders mochte, so war er dennoch einer von ihnen. Dass Max inzwischen ebenfalls ein Opfer der dörflichen Sippenhaftung geworden war, gefiel Sandra gar nicht. Sie verbiss sich jedoch eine kritische Bemerkung.
Dann wurde Max persönlich. Er wollte sie am
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