Steirerblut
Wochenende treffen. Er habe am Samstag in Graz zu tun, erzählte er ihr.
»Tut mir leid«, wimmelte sie ihn ab. »Ich habe bereits andere Pläne.«
»Und am Sonntag?«
»Da hab ich auch schon was vor«, log sie.
»Verstehe.« Max klang enttäuscht. »Ich hatte gehofft, du denkst vielleicht ein bisschen an mich und hast deine Meinung über ein Wiedersehen inzwischen geändert. Es war so schön mit dir, Sandra. Wie früher …«, sagte er.
Was sollte sie darauf bloß antworten? Ich liebe dich zwar schon lange nicht mehr, würde aber gerne mit dir vögeln, wenn du mich anschließend wieder in Ruhe lässt? Das war bestimmt nicht das, was Max hören wollte. Sie wollte ihn nicht schon wieder verletzen. Er war noch immer verliebt in sie. Oder schon wieder, was keinen großen Unterschied machte. Sandra rang nach den passenden Worten.
»Du hast einen anderen, stimmt’s?«, hörte sie Max schließlich fragen.
»Nein … ja … vielleicht … ich weiß es noch nicht so genau. Ich meine, die Dinge müssen sich erst entwickeln«, log sie weiter. Vielleicht war die neuerliche Abfuhr für Max erträglicher, wenn sie einen anderen Mann in ihrem Leben vorschützte. »Ja, Max, es gibt da jemanden.«
»Aha. Wenn das so ist … Das muss ich dann wohl akzeptieren.«
»Ja, das musst du wohl.«
»Es ist Bergmann, nicht wahr?«
»Wie bitte? Spinnst du jetzt schon völlig? Wie kommst du denn ausgerechnet auf Bergmann?«, fuhr Sandra ihn an.
»Ich dachte ja nur, weil der Typ auf dich steht.«
»Bergmann steht doch nicht auf mich. Da irrst du dich aber gewaltig«, protestierte Sandra.
»Nein, Sandra. Ich irre mich nicht. Bergmann will dir an die Wäsche. Das musst du doch auch längst bemerkt haben.«
»So ein Unsinn! Hör auf damit, Max!«, wurde Sandra laut.
»Lass die Finger von ihm! Er will dich nur rumkriegen. Danach lässt er dich fallen wie eine heiße Kartoffel. So hat er es mit Petra auch gemacht«, warnte Max.
»Mit Petra? Woher hast du das denn?«, stellte sich Sandra unwissend.
»Von Petra persönlich. Die Ärmste ist am Boden zerstört, dass sich dieser Bastard seit seiner Abreise nicht mehr bei ihr gemeldet hat. Er hebt noch nicht einmal ab, wenn sie ihn anruft. Geschweige denn, dass er sie zurückruft.«
Wie naiv konnte man mit Mitte zwanzig eigentlich noch sein? Und warum musste sich die dämliche Kuh ausgerechnet bei ihrem Kollegen ausheulen, ärgerte sich Sandra über Petra Schreiner. »Solche Geschichten interessieren mich nicht, Max«, sagte sie, bemüht, möglichst beiläufig zu klingen. »Mach dir keine Sorgen um mich«, fuhr sie fort, »du weißt ja, ich bin ein großes Mädchen. Leider muss ich jetzt Schluss machen. Ciao, Max.«
»Warte, Sandra! Du solltest dich vor Bergmann wirklich in Acht nehmen. Er lässt nichts anbrennen.«
»Ach ja? Und woher willst du das wissen?«
»Ich weiß es eben von …«
»Ach, vergiss es, Max. Es interessiert mich nicht.« Sandra verabschiedete sich von ihm, ohne seine absurden Warnungen ernst zu nehmen. Bergmann und sie? Wie kam er bloß auf eine dermaßen groteske Idee? Über die unbegründeten Unterstellungen ihres eifersüchtigen Exfreundes hatte sie sich seinerzeit schon öfters geärgert. Heute war es also wieder so weit. Wenigstens war das schlechte Gewissen, ihn zuletzt nur für ihre Bedürfnisse missbraucht und anschließend abserviert zu haben, mit einem Mal verflogen. Dass Bergmann mit Petra angeblich dasselbe getan hatte, war nun wahrlich nicht ihr Problem.
»Gibt es etwas Neues?«, fragte Bergmann, als er das Büro betrat.
Sandra winkte mit dem neuesten Laborergebnis. »Mike hat ausnahmsweise einmal die Wahrheit gesagt. Er hatte in der Tatnacht keinen Geschlechtsverkehr mit Eva Kovacs. Hier ist der DNA-Abgleich.«
»Dann kommt also nur noch Paul Kovacs als Täter infrage«, meinte Bergmann.
»Oder Novotnys Auftragsmörder von der Immobilienmafia«, ergänzte Sandra.
»Oder es tauchen noch weitere Tatverdächtige auf. Die Kollegen von der Wiener Mordgruppe stehen mit ihren Ermittlungen noch ziemlich am Anfang«, sagte Bergmann.
»Wir auch. Solange wir die Chat-Kontakte der Kovacs noch nicht überprüft haben. Wenn wir nur endlich die Auswertung bekämen.«
Bergmann überlegte. »Vielleicht sollten wir uns die Wartezeit mit einer weiteren Reise nach St. Raphael verkürzen«, schlug er vor.
»Nein Sascha, bitte nicht!«, meinte Sandra erschrocken.
»Es könnte doch sein, dass wir etwas übersehen haben.«
»Was denn? Wir haben doch alles
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