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Steirerblut

Steirerblut

Titel: Steirerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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wirklich in ihm vorging. Sein Vorschlag, Max und Petra zu verkuppeln, amüsierte sie jedenfalls, war ihr doch schon dieselbe Idee in den Sinn gekommen. Auch wenn Petra überhaupt nicht Max’ Typ war. Er stand nicht auf schlecht blondierte Frauchen mit Arschgeweih, die den Großteil ihres Gehalts ins Sonnen- beziehungsweise Nagelstudio trugen. »Gar keine schlechte Idee«, meinte Sandra. »Nur leider wird das nicht klappen, fürchte ich.«
    »Warum denn nicht?«, wollte Bergmann wissen.
    Sandra zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Auch sie konnte geheimnisvoll wirken, wenn sie wollte.
    Kurz vor siebzehn Uhr verkündete Bergmann, dass die Daten aus der Computerabteilung nun doch erst am nächsten Vormittag eintreffen würden. Das habe er eben per E-Mail erfahren. Sandra warf einen Blick aus dem Fenster und beschloss, den Arbeitstag früher als geplant zu beenden. Da es nicht mehr regnete, freute sie sich auf eine Joggingrunde zum Schlossberg, dem Hausberg der Grazer. Und auf eine Pizza Provenciale, die Andrea gegen acht Uhr vorbeibringen wollte, um einen gemütlichen Mädchenabend mit ihr zu verbringen.
    Als Sandra in die Tiefgarage ihres Wohnhauses fuhr, zeigte die Uhr am Armaturenbrett siebzehn Uhr vierzig. In spätestens zehn Minuten würde sie die Wohnung in Joggingmontur verlassen und loslaufen. Voller Vorfreude stieg sie aus und drückte den Knopf auf der Fernbedienung. Wie gewöhnlich hallte das Klicken der Türschlösser durch das Tiefgeschoss. Dann nahm Sandra ein knirschendes Geräusch hinter sich wahr. Instinktiv drehte sie sich um.
    »Hallo, Schwesterherz!« Mike kam auf sie zu und stellte sich ihr in den Weg.
    Sandra schrie vor Schreck kurz auf. In ihrem Kopf schrillten die Alarmglocken. Mikes Anwesenheit hatte nichts Gutes zu bedeuten, ahnte sie. »Wo kommst du denn her?«, fragte sie. Ihr Puls raste.
    »Frag nicht so deppert! Aus dem Knast. Woher denn sonst?«
    »Und was willst du von mir?«
    »Ich will, dass du dich entschuldigst.«
    »Wofür denn? Die Indizien haben alle gegen dich gesprochen.«
    »Ich scheiß auf deine Indizien!« Mike packte sie beim Arm.
    »Lass mich sofort los, Mike!«
    »Ich denk gar nicht dran. Wir beide gehn jetzt in deine Wohnung und reden miteinander.« Sein Griff wurde noch fester.
    Mike wollte reden? Das war ja mal ganz was Neues, dachte Sandra. »Ich hab jetzt aber keine Zeit. Ich bin gleich verabredet«, versuchte sie, ihn abzuschütteln.
    »Falsch. Du bist jetzt verabredet. Und zwar mit mir«, entgegnete er und zog sie am Arm in Richtung Ausgang.
    »Lass mich sofort los«, wiederholte Sandra, »ich warne dich!«
    »Halt die Goschn! Und geh weiter, sonst scheppert’s!«, schrie er sie an.
    Wenn Mike nicht hören wollte, musste er eben fühlen. Sandra hatte im Nahkampftraining zwar nie zu den Besten gezählt, doch die Grundlagen der Selbstverteidigung beherrschte sie allemal. Mit einer blitzschnellen Dreh- und einer kurzen Hebelbewegung befreite sie sich aus seinem Griff und trat ihm in die Kniekehle. Gleichzeitig nahm sie ihn von hinten in den Würgegriff. »Das ist tätlicher Angriff und Bedrohung einer Polizeibeamtin«, zischte sie ihm ins Ohr. »Muss ich dich schon wieder festnehmen?«
    »Ich will doch nur mit dir reden … wegen der Mama«, krächzte Mike und schnappte nach Luft.
    Sandra zögerte. Sollte sie ihrem Halbbruder ausnahmsweise einmal glauben? Immerhin hatte er bei den Einvernehmungen die Wahrheit gesagt. Und dass die Mutter in der Nervenheilanstalt war, traf ihn vielleicht härter, als Sandra vermutete. Vielleicht ging es ihr auch schlechter, und Mike wollte ihr das mitteilen. Sandra gab sich einen Ruck. »Okay, Mike. Aber wehe, du greifst mich noch einmal an! Ich warne dich zum letzten Mal.« Sie ließ Mike los und trat zwei Schritte zurück. Dabei beobachtete sie, wie er sich umdrehte, und bereute augenblicklich, dass sie ihm wider besseres Wissen geglaubt hatte. Seine Pistole war auf ihre Brust gerichtet, während ihre Dienstwaffe versperrt in einem Spind im Landeskriminalamt lag.
    »Hoch mit den Händen! Na, los! Wird’s bald?«, kommandierte Mike.
    Sandra verwarf die Idee, das Pfefferspray aus der Jackentasche zu ziehen. Wenn Mike jetzt abdrückte, würde er sie sicher treffen, kalkulierte sie ihr Risiko. Langsam hob sie die Arme über den Kopf. Woher hatte er nur die ›Glock‹?, überlegte sie. Mutter hatte ihm den Waffenbesitz stets verboten, solange er noch in ihrem Haus wohnte. Aus gutem Grund, wie Sandra nun am

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