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Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Titel: Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunch Cole
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verstorbenen Ewigen Imperator zum Heulen gebracht hätte.
    Erneut drohte er vor Wut zu explodieren. Yelad riß sich zusammen und bestellte eine Kanne von der besten Mixtur, um seine Nerven für den langen Tag und die folgende Nacht auf die Reihe zu bringen.
    In diesem Augenblick platzte ein äußerst verängstigter Wahlhelfer herein. Schlechte Nachrichten aus dem 22. Bezirk - einer der mächtigsten Hochburgen Yelads, mit über einer Million sicherer Wählerstimmen und
    zweihunderttausend aus den Friedhofsdateien.
    In seiner Angst überbrachte der Helfer die Nachricht sehr ungeschickt, was bedeutete, daß er alles von Anfang an erzählte, jedes einzelne Detail, Stückchen für Stückchen. Yelad brüllte ihn an, es gefälligst kurz zu machen. Doch der arme Helfer stotterte so schlimm, daß Yelad ihn zähnekirschend aufforderte, noch einmal von vorne anzufangen.
    Der 22. Bezirk war eine Insel, umgeben von industriell verseuchten Meeren. Für die
    Arbeiterklasse, das hieß, für alle Wähler, gab es nur zwei bequeme Routen zur An-und Abreise: zwei gewaltige Spannbrücken, die mit großem Hurra und einer Lawine von Mordida vor zwanzig Jahren errichtet worden waren.
    "Ja doch, ja doch! Das weiß ich doch alles!
    Spuck's schon aus, du Schwachkopf!"
    "Na ja ...", jaulte der Helfer. "Eine von ihnen ist gerade zusammengekracht."
    "Verdammt." Mehr brachte Yelad im ersten Moment nicht heraus. Der Wählerverkehr würde alsbald die andere Brücke heillos verstopfen. Und obwohl es keine Verletzten gegeben hatte, mußten die Leute ab jetzt damit rechnen.
    Yelad kippte die Hälfte seines Gebräus mit einem Schluck in sich hinein.
    Der Tag fing nicht gerade gut an.
    Während Yelad verzweifelt versuchte, wieder auf den Damm zu kommen, wurde Raschid in das tiefe, düstere unterirdische Herz des großen Gebäudes geführt, in dem sich das Computer-Wahlanalyse-System von Dusable befand.
    Der Angestellte geleitete ihn und sein
    dreiköpfiges Tech-Team zu einer stählernen Gruft.
    Die schwere Tür schwang auf. Dahinter befand sich ein Schlangennest aus Konsolen und veralteten Glasfaserschaltungen.
    Es war fast zu einfach. Aber Raschid wußte, daß man in der Politik alles mitnehmen mußte, was sich einem anbot.
    Wo vormals zweitausend Frauen für Kym auf die Straße gegangen waren, formierten sich am Wahltag in zwei Bezirken an die fünfzehntausend Mütter.
    Ganze A-Grav-Mannschaftsgleiter der Polizei ergriffen vor ihnen die Flucht.
    Sie zogen drei Stunden lang von einem Bezirk zum nächsten und versammelten Wähler aller Geschlechter hinter ihrem Banner, auf dem das Abbild der Märtyrerin, der verurteilten
    Straßenräuberin, zu sehen war.
    Dann marschierten sie geschlossen zur Wahl; ihre Zahl war auf sechzigtausend angeschwollen. Einige besonders wütende Frauen wählten 130mal oder noch öfter, bevor die Wahllokale schlössen.
    Solon Kenna erschien bei Tagesanbruch in den Anwerbehallen der Gewerkschaft in den Docks. Er verteilte seine Bestechungsgelder so fett und breit gestreut, daß man mit dieser Schmiere mit Leichtigkeit eine Flotte Zerstörer in die Luft gebracht hätte, und während er jede Hand schüttelte und jede Tasche füllte, blickte er jedem einzelnen in die Augen und gab den Tagesbefehl aus.
    "Geh zur Wahl. Sorge ordentlich für Unruhe."
    Die Massen der Arbeiter schwärmten aus dem Tor. Bis tief in die Nacht wurde gewählt und gekämpft.
    Solon Walsh trat der Livie-Meute mit gelassener, jugendlicher Tugendhaftigkeit entgegen. Sein Zorn war jedoch so gewaltig, daß sogar seine stählernen Hände zitterten, als er das Blatt Papier mit der neuesten, entsetzlichen Nachricht vor den Kameras schwenkte.
    "Ein weiterer unglaublicher Frevel, meine Mitbürger. Das Kabinett hat in seiner unendlichen Weisheit soeben angeordnet, daß unsere Credits ab sofort um die Hälfte abgewertet werden! Was hat mein feiger Gegenspieler, Tyrenne Yelad, dazu zu sagen?"
    Hätte jemand genauer hingesehen, hätte er nur ein paar handschriftlich hingekritzelte Worte auf dem Papier entdeckt. Es war eine Nachricht von Raschid, eine dick unterstrichene Erinnerung:
    "Verkünde diese Nachricht auf keinen Fall mit einem Grinsen!"
    Walshs sturmumwölkte Stirn war ein vollendetes Kunstwerk. Um die Mittagszeit herum wurde Yelads eilig einberufene Pressekonferenz zur Entgegnung auf Walshs Anschuldigungen abgesagt. Es gab weitaus schlimmere Nachrichten aus dem 22.
    Bezirk: An der verbliebenen Brücke waren gewaltige Risse festgestellt worden.
    Aus dem 22. Bezirk

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