Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
Sie also, Mr. Kilgour, daß dieses goldene Hurenhaus das geeignete Umfeld für Ihre Talente als Skipper darstellt?«
Kilgour schien leicht aus der Fassung zu geraten: »Ich?
Aber das ist'n Job für einen Admiral! Zwei Sterne, glatt! Der letzte Rang, den ich bekleidet habe, wenn ich mich recht entsinne, war Technischer Offizier ohne Kommandofunktion.«
»Ich wüßte nicht, warum das ein Problem sein sollte«, erwiderte Sten. »Außerdem habe ich danach überhaupt nicht gefragt.«
Alex überlegte einen Moment. Dann schüttelte er langsam den Kopf: »Nein, das glaub' ich nicht, alter Knabe. Doch die Vorstellung rührt mich. Bis jetzt ist noch kein Kilgour Admiral gewesen. Mit Ausnahme der Piraten natürlich.
Meine Mama würde sich sehr freuen - und ich auch.
Aber ... nein danke. Einfach Soldaten hin und her hetzen und dann auch noch diesen Haufen Metall durch die Gegend chauffieren ... das ist nicht mein Ding. Mich interessieren mehr diese Knallköpfe, die wir wieder geradebiegen sollen. Ich glaube, darin liegt mein eigentliches Talent, Skipper.«
Sten war ziemlich erleichtert. Abgesehen davon, daß er Kilgours Freundschaft und seine buchstäbliche Fähigkeit, ihm den Rücken zu decken, nicht hoch genug schätzen konnte, wußte er, daß der Mann, den der Imperator Stens persönlichen Schläger nannte, über außergewöhnliches Talent verfügte, was Diplomatie, Situationsanalyse und Lösungsstrategien betraf.
Dann kam ihm etwas anderes in den Sinn. Sten grinste. Es war fast ein wenig absurd. Aber es verdiente eine Erwägung.
Er stellte den Computer aus und stand auf. »Komm mit, Lord Kilgour. Wir gehen noch mal in die Bar. Vielleicht ist ja dieses Nilpferd jetzt in der Lage, uns eine Runde zu spendieren.«
Auch Alex erhob sich, runzelte dann jedoch die Stirn und inspizierte die Wandfarbe. »Gute Idee, Boß. Aber das können wir nicht. Wir erwarten Besuch in unserem Quartier.«
»Besuch? Spielst du schon wieder Spielchen mit mir, Kilgour?«
»Ach was, alter Knabe. Hab' ich dir schon jemals ein Streichholz unter die Eier gehalten, nur um zu sehen, wie hoch du springst?«
Sten machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten oder seinem »diplomatischen Ratgeber« dafür in die Rippen zu treten.
»Ich werde mit Haut und Haaren zur Hölle fahren«, sagte Sten.
»Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Kein: >Dieser verdammte Kilgour hat es schon wieder getan?< Kein: >Die Pflicht ruft, meine Dame, und ich muß folgen?<«
»Nein.«
Sten ging von der Tür seiner Suite in Arundel zur Anrichte hinüber. »Das Beste, was ich tun kann«, sagte er, »ist, dir zu sagen, daß ich gerade aus einem Raum komme, den ich dir gerne irgendwann einmal zeigen würde.«
»Krieg' ich keine Erklärung?«
»Nein.«
»Krieg' ich diesen Raum zu sehen?«
Sten antwortete nicht. Er nahm eine Karaffe in die Hand und überprüfte ihren Inhalt.
»Stregg?«
»Ja... Stregg.«
»Es ist zwar noch früh - aber wenn du trinkst, genehmige ich mir auch einen.«
Sten fand zwei korrosionsgeschützte Schnapsgläser, füllte sie und nahm eins davon mit zu Cind hinüber, die entspannt zurückgelehnt auf einer der vielen Couches des Zimmers saß.
Sten hatte Cind vor vielen Jahren unter Umständen kennengelernt, die beiden nicht besonders angenehm waren.
Cind war eine Humanoide, Abkömmling einer Kriegerelite, die einst die religiösen Fanatiker im Lupus-Cluster, den sogenannten Wolfswelten, verteidigt hatte. Sten hatte damals als Agent der Sektion Mantis das korrupte und militante Kirchenregime gestürzt.
Nachdem das Gröbste getan war, hatte Sten die Bhor, betont nichtmenschliche, ausgeprägt barbarische, hartnäckig alkoholisierte Gorillas und die Eingeborenen dieses Clusters, zu Siegern und den neuen Herren der Wolfswelten erkoren und damit den Ewigen Imperator vor vollendete Tatsachen gestellt, denen er nur noch, wenn auch widerwillig, zustimmen konnte.
Cind wuchs in einer entmachteten Kriegerkaste auf. Sie studierte den Krieg. Sie studierte ihn, bis er ihre Liebe und ihre Leidenschaft wurde. Sie schloß sich den Bhor an und wurde Kriegerin. Scharfschießen und Schiff-zu-Schiff-Kaperaktionen gehörten zu ihren Spezialitäten.
Zu ihrer jugendlichen Besessenheit gehörte auch die Schwärmerei für den Superhelden, der ihre eigene Jannissar-Kultur zerstört hatte. Ein geradezu mythischer Mann namens Sten. Dann lernte sie ihn persönlich kennen und war erstaunt darüber, daß er mitnichten der bärtige Greis war, den sie sich vorgestellt
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