Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
Stein aussehen sollen. Jetzt lösten oder schälten sie sich ab oder lagen in großen, glitschigen Flächen auf dem geborstenen Pflaster.
Überall lag Müll auf den Straßen und stapelte sich in den Versorgungszufahrten der Gebäude.
Ihre Route führte sie in die Nähe eines der Flüsse, die Rurik durchzogen. Es war weniger ein Fluß als ein beweglicher Pfuhl, flach und voller Abfall und alter Fahrzeuge, die man einfach von der sich hoch über seinem Bett spannenden Brücke hinuntergestoßen hatte.
Wahrscheinlich war das Ufer vor vielen Jahren ein reizvoller Streifen gewesen, wo man die Feiertage oder Sommerabende verbringen konnte. Jetzt nicht mehr. Sten fand, daß er mit dieser Situation keinesfalls zufrieden sein konnte, denn er, vermutete, daß sie sich hier mit dem Agenten treffen sollten. Die Brücke da oben war wie geschaffen für eine Falle.
Und unter der Brücke, in der Nähe des Flusses? Sten erschauerte. Nicht einmal Alex mit seinem überentwickelten und normalerweise gerechtfertigten Selbstvertrauen und Wagemut, seinen Schwerweltlermuskeln und seiner Erfahrung würde sich in diesen mitternächtlichen Alptraum wagen.
Das hoffte Sten jedenfalls.
»Hier ist unser Plan«, erläuterte Kilgour. »Ich hab' diesem Agenten gesagt, ich bin kein Blödmann, ich bring' mir Verstärkung mit. Das bist du, Cind. Ich kann dir nicht sagen, wo du dich aufhalten sollst, würde es aber begrüßen, wenn du dich unsichtbar machen und mir unauffällig folgen würdest.
Ich soll dort unten am Flußufer langgehen, wo mich unser Vögelchen treffen wird. Mir gefällt der Plan auch nicht besonders gut, aber der Kerl war ziemlich nervös. Wenn du nix dagegen hast, Boß, dann spiele ich die sichtbare Fliege im Eintopf. Du kannst über diese Mauer hüpfen und mir Deckung geben, und zwar von vorne, wenn's genehm ist.«
»Vielen Dank, Kilgour. Ich darf also durch den Flußschlamm waten und muß obendrein schneller sein als du?«
»Genau. Und geräuschloser. Deshalb bist du ja auch Admiral und ich nur ein popeliger Dienstbote.«
Sten überprüfte seine Pistole. Alles klar.
»Wenn du ein wenig in der Weste herumsuchst, findest du eine kleine Sammlung von Granaten: Bester, Leucht, Splitter und Spreng.«
»Wie lautet die Prognose - kriegen wir Ärger?« flüsterte Cind.
»Wahrscheinlich nicht. Sonst hätte ich Sten eine Haubitze mitgegeben. Nicht mehr als siebzig Prozent. Genug geredet.
Los jetzt.«
Bei genauem Hinsehen hätte man auf dem Uferstreifen einen Schatten wahrnehmen können. Einen Schatten, der sich bewegte. Doch es war wohl nur ein Spiel des Lichts von der Brücke, Licht, das man durch den rauschenden Regen kaum erkennen konnte. Der Schatten war Sten. Er glitt über die Ufermauer auf den »Strand« des Flusses hinunter.
Der reinste Schlamm. Stens Fuß versank in etwas, das womöglich kürzlich noch etwas lebendiger gewesen war als der Matsch, in dem es steckte. Er zog die Nase kraus. Du wirst weich, mein Junge. Erinnere dich wieder an dein Mantistraining, als sie dich einen halben Kilometer durch einen offenen Kanalabfluß kriechen ließen - und dir dann bei der Rückkehr deiner Ausbildungsgruppe im Basislager erklärten, der Zugang zu den Naßzellen sei absolut verboten. Einen Würger nannte man das damals korrekt im Mantis-Slang.
Sten fiel auf, daß er etwas steif war, etwas aus der Übung, was die Schnüffelei betraf, doch er schlich weiter, eine Kanalratte auf der Suche nach Aas. Hinter sich hörte er durch das Rauschen des Regens Alex' absichtlich fest auftretende Stiefelabsätze auf dem Pflaster der Uferbefestigung.
Cind hielt sich in der Nähe der verwahrlosten Gebäude auf der anderen Seite des Uferstreifens auf, glitt von Schatten zu Schatten, immer ungefähr fünfzig Meter hinter Alex, dem Köder.
Kilgour schüttelte sich, aber nicht der kalten Regenschleier wegen. Wie oft hatte er sich schon einem Treffpunkt mit einem örtlichen Agenten genähert? >Unzählige Male, Lord Kilgour<, dachte er. >Und hast du jemals dieses Kribbeln zwischen den Schulterblättern gespürt und dir vorgestellt, wie sich das Fadenkreuz scharf stellt und der Schuß auf sein Ziel zurast?< Vor ihm tauchte ein kleines Gebäude auf, direkt neben einer kaputten Straßenlaterne. Es mochte sich früher einmal um eine Haltestelle oder das Wachhäuschen eines Polizisten gehandelt haben.
Bewegung. Alex' Finger versicherten sich der Pistole in seiner Weste, hielten dann jedoch die Miniwillygun, die in einem Holster an seinem Rücken
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