Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
übergab.
Schließlich zuckte Kilgour hilflos mit den Schultern und zeigte auf eine Zeile der Anzeigetafel, die gerade blinkte: FAHRDIENST AUFGRUND DES WETTERS BIS AUF
WEITERES EINGESTELLT. Er führte sie zum nächsten Ausgang, wobei er wie ein zünftiger Landbewohner, dem man gerade gesagt hatte, er könne nicht mehr nach Hause fahren, leise vor sich hin fluchte.
Sie kamen an einer Tür vorüber, auf der NUR FÜR
PERSONAL stand, als Alex mit einem Kopfnicken das Zeichen gab und seitlich durch die Tür flitzte. Cind war völlig überrascht, doch Sten hatte sie bereits an der Schulter gepackt, und gemeinsam folgten sie Kilgour. Die Tür schloß sich hinter ihnen wieder. Alex schob mit dem Stiefel einen Keil in den Spalt, und schon befanden sie sich auf einer hallenden feuchten Treppenflucht, an deren unterem Ende ein offenes Tor und dahinter Regen zu sehen waren.
Handsignale von Kilgour. Du, Cind, vorneweg. Die Treppe runter, raus, den Ausgang sichern.
Cind glitt geräuschlos wie Quecksilber die Stufen hinab; der Mantel öffnete sich ein wenig, die Schußhand legte sich auf den Griff der Waffe, ein Finger vorsichtig in die Nähe, aber nicht auf den Abzug, bereit, die Pistole in Feuerposition herauszuziehen. Sie schob sich in die Nacht hinaus und preßte sich sofort dicht an die Wand.
Sie fand einen Augenblick, um Sten und Kilgour zu bewundern. Wieder lernte sie etwas von den beiden. Sie war noch nie Teil eines Kampfteams gewesen, bei dem derjenige, der die Befehle gab, nicht der Ranghöchste war, sondern derjenige, der mit den Verhältnissen und dem Problem am besten vertraut war.
Sten kam aus der Tür und drückte sich auf der anderen Seite mit dem Rücken gegen die Wand. Alex folgte ihm.
Auch er fand Platz in seinem Hirn, um eine
Personalbeurteilung abzuspeichern: >Das Mädel ist richtig, was? Sie weiß es zwar nicht, aber sie ist inzwischen soweit, es mit den besten Mantisleuten aufzunehmen. Ich muß Sten unbedingt sagen, daß er meinen Segen hat.< Dann war auch er draußen im Nieselregen, und sie bewegten sich im Laufschritt eine Versorgungszufahrt hinab, bis sie in die Straßen der Slums hinter dem Terminal eintauchten. Einen Block weiter suchten sie Schutz in einem Hauseingang und überprüften, ob sie verfolgt wurden.
Die Straße blieb so regendunkel und leer wie zuvor. Kilgour nickte zufrieden. Er zog einen Wanzendetektor aus der Weste und fuhr damit rasch über sie alle drei hinweg. Niemand hatte ihnen auf dem Weg durch das Terminal etwas angehängt.
»Woher wußtest du, daß diese Tür im Terminal nicht verschlossen war?« fragte Cind.
»Ach, Mädel«, erwiderte Kilgour. »Ich hätte dich für klüger gehalten. Was meinst du denn, wer die aufgeschlossen hat?
Was glaubst du denn, wer das PERSONAL-Schild dort hingehängt hat? Du denkst wohl, ich verstehe nichts von meinem Handwerk?«
Er wartete nicht auf eine Antwort. »So. Jetzt ist es an der Zeit, daß wir unseren neuen Freund kennenlernen.«
Sie gingen weiter, immer dicht an den Gebäuden entlang, was niemandem großartig auffiel, da sich hier jeder so bewegte, als hätte er ein Geheimnis oder sonst etwas zu verbergen oder wäre ein Straßenräuber.
Der Slum erstreckte sich auch in die Vertikale, denn wie alles andere auf Jochi war dieses Viertel monströs, gewaltig und himmelstürmend gebaut. Die Gebäude waren vor über einhundert E-Jahren als Hochhauswohnungen für Verwaltungsangestellte errichtet und mit genügend Annehmlichkeiten und Luxus ausgestattet worden, um denjenigen, die das Räderwerk des Khaqans fleißig schmierten, das Leben nicht allzu unangenehm zu machen. Inzwischen war einige Zeit vergangen. Die Gebäude verfielen. Die Regierungsangestellten suchten sich sauberere, sicherere und neuere Quartiere. Die Armen zogen ein. Bald blieben die McLean-Lifts stehen, und es gab viele, viele Treppen zu ersteigen. Die Hausverwalter hatten Angst oder waren korrupt.
Schließlich schlug einer der Flüche zu, mit denen Jochi geschlagen war: Die Jochianer waren sehr gut, wenn es darum ging, Gebäude zu errichten, aber sie schienen sich noch nie Gedanken darüber gemacht zu haben, daß Gebäude, Straßen und Monumente instand gehalten werden müssen.
Jetzt waren die Fensterscheiben eingeschlagen, die leeren Höhlen mit Brettern vernagelt. Die oberen Stockwerke der Gebäude lagen meist im Dunkeln. Nur hier und da flackerte die Fettlampe eines Hausbesetzers oder der Lichtschein einer Räuberhöhle.
Die Fassaden der Häuser hatten einmal wie
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