Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
sich weiter - Sten nach oben auf die Ufermauer zu, Kilgour rollte sich wie ein Strandball quer über die Straße auf einen Haufen Schutt zu, und Cind kauerte sich zunächst in einen Hauseingang, dann in einen anderen. Kilgour stieß die Pistole in ihr Holster zurück und stellte seine Willygun auf Feuer.
Der Donner des letzten Blitzes krachte um sie herum, und Sten bemerkte, daß er unbewußt mitgezählt hatte: Der Blitzschlag war nur zwei Kilometer entfernt, und etwas mehr als sechs Sekunden waren vergangen, seit er erkannt hatte, daß es sich bei dem Schatten um einen Mann handelte.
Ein
Hinterhalt. Warum? Nur um Kilgour zu zeigen, daß eine andere Geheimtruppe ihn beobachtete? Eine melodramatische Art, das zu verkünden. Dieser Kontakt, selbst wenn1 es sich wirklich um einen echten Schmuggler gehandelt hatte, hatte ihnen zumindest nichts verraten. Das deutete nicht unbedingt auf eine professionelle Organisation hin. Profis gingen nie aufeinander los. Das war nicht mehr nötig, sobald man das Leck oder das potentielle Leck abgedichtet hatte.
Was auch immer, sie konnten das Wer, Was und Warum später ausführlich analysieren. Jetzt war es höchste Zeit, sich davonzumachen. Die Füße in die Hand zu nehmen. Sten machte sich keine Sorgen darum, daß vielleicht Jochi-Polizisten auftauchen könnten; er zweifelte stark daran, daß sie es mit ihrer eigentlichen Polizeiarbeit ernst nahmen, und er wußte verdammt genau, daß sie in einer Gegend wie dieser hier höchstens mit einer ganzen Kompanie patrouillieren würden.
Doch es wäre peinlich genug für den Imperialen Botschafter, bei einer derartig vulgären Auseinandersetzung ertappt zu werden.
Sten rannte los und übernahm instinktiv das Kommando, auch wenn der Einsatz bislang unter Kilgours Führung gelaufen war.
Sein Bewußtsein hatte Zeit, das Klang zu absorbieren, seine Augen hatten Zeit, das Aufblitzen hinter und über ihnen auf dieser Brücke zu sehen, und schon grub sich die Granate schmatzend in den Flußschlamm; Dreck spritzte auf, doch der Schmadder dämpfte die tödlichen Splitter.
Dann eröffneten die automatischen Waffen das Feuer.
Direkt hinter ihm fauchten Hochgeschwindigkeits-Projektile in den Dreck, und Sten wälzte sich wieder über die Mauer, rollte hinüber und landete auf einer Schulter; dann sah er das Mündungsfeuer aus dem Fenster im dritten Stock des Hauses schräg gegenüber. Er riß die Willygun hoch, fluchte über den kurzen Lauf, die miese Treffsicherheit, hatte keine Zeit, genau zu zielen, sondern schickte eine lange Salve genau in das Mündungsfeuer hinein, doch die Waffe feuerte trotzdem weiter, eine tote Hand am Abzug, bis der Schütze zu Boden ging und das Gewehr mitriß; der Rest des Magazins entleerte sich in den Himmel. Zwei weitere Gewehre ratterten unablässig weiter.
Sten war plötzlich dicht neben Kilgour und versuchte wie jener, sich ganz innig mit diesem wunderbar schützenden Trümmerhaufen zu vermählen, einem Haufen, der immer kleiner wurde, nachdem der Granatschütze sein Ziel korrigiert hatte und eine zweite Packung auf dem Pflaster detonierte.
»Die Saukerle meinen's ernst, Boß.«
Die Aussage traf ins Schwarze, denn diese Aktion ging weit über das hinaus, was man gemeinhin unter Ausschaltung eines problematischen Geheimdienstspezialisten verstand. Nachdem der erste Angriff fehlgeschlagen war, hätte man sich sofort aus den Verstecken zurückziehen müssen. Wer auch immer diese Wesen waren, sie zogen einen beinharten militärischen Hinterhalt durch; sie hatten es auf Imperiale Beute abgesehen, koste es, was es wolle.
>Die Armee<, überlegte Sten. Nein. Die war noch nicht im Spiel - zumindest glaubte er das. Jedenfalls momentan noch.
Wo zum Henker war Cind? Seine Frage wurde dadurch beantwortet, daß eine Granate ein seit langem vernageltes Fenster aufriß und Cind gellte: »Ich halte euch den Rücken frei! Los!«
Sten schlug Alex auf den Hintern, und Kilgour war schon auf den Beinen, warf sich nach vorne und hechtete in den verlassenen Laden. Sten schickte eine Salve in die ungefähre Richtung des Todes; dann übernahmen seine
Infanteristenmuskeln, und er rannte los, erreichte die Deckung, während Alex ihm Feuerschutz gab, und kauerte sich sofort hinter dem Fenster in eine Ecke. Cind kam durch die Öffnung wie ein Erdmarder, der durch den Schnee hüpft, begleitet von einer prasselnden Salve.
Ihre derzeitige Deckung würde sich schon bald als Todesfalle erweisen, das erkannte Sten sofort. Zumindest mußten
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