Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
Gefühl, jeden seiner Gedanken überwachen zu müssen.
Die Verbindung war unterbrochen.
Die Augen des Wächters, des Mörders, der Stimme auf dem Schiff waren geschlossen.
Jetzt lebte er.
Jetzt konnte er regieren, wie es sein Schicksal, seine Bestimmung vorsah.
Jetzt war er frei.
Der Ewige Imperator lächelte.
Buch III
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WOLKENMAUER
Kapitel 21
Das Massaker in der Pooshkan-Universität erschütterte den gesamten Altai-Cluster. Auf den Straßen von Rurik verbreiteten sich die Gerüchte von der Tragödie wie ein Lauffeuer, noch während die Truppen das Feuer eröffneten.
Sten verdrängte diese Anomalie erst einmal, während er versuchte, des Chaos, das rings um ihn ausbrach, einigermaßen Herr zu werden.
Umgeben von jochianischen Truppen, deren Befehl angeblich lautete, die Imperiale Botschaft zu schützen, saß Sten im Auge des Sturms und mußte zusehen, wie sich die Dinge rings um ihn herum entfalteten, während er eine wahre Lawine an Berichten mit dem Vermerk »Streng Geheim« abfaßte.
Das Massaker selbst hatte er via zweier Frick-&-Frack-Teams miterlebt, die über den Soldaten schwebten, als diese das Feuer auf die Studenten eröffneten. Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, daß Iskra den Befehl dazu erteilt hatte.
Trotzdem würde es sehr schwer werden, es zu beweisen. Die Soldaten trugen keine erkennbaren Insignien auf ihren Uniformen. Zwar waren es eindeutig Menschen, aber das allein war noch kein Beweis. Es konnten ebensogut Angehörige einer rebellischen jochianischen Miliz sein. Oder sogar Tork.
Sten war auch aufgefallen, daß das erste Gerücht besagte, der Angriff sei das Werk einer Suzdal-Miliz.
Dieses Informationsdetail erreichte ihn, während er sah, wie Riehl von der Barrikade fiel. Anderthalb Sekunden später folgte ein gegenteiliges Gerücht: Es seien die Bogazi, die diese abscheuliche Tat begangen hätten.
Sten, der in seinem Leben schon so manches Blutvergießen miterlebt hatte, mußte sich förmlich dazu zwingen, das ekelhafte Drama weiterzuverfolgen, das sich da vor seinen Augen abspielte. Er hörte, wie mehrere junge Nachrichtenoffiziere bei dem Anblick würgten. Sogar Freston, der Chef der Nachrichtenabteilung, drehte sich weg.
»Der Mann ist nicht ganz dicht...«, murmelte Alex, der das Gemetzel ebenfalls auf dem Bildschirm verfolgte. »Er ist vollkommen irre.«
Sten ging nicht darauf ein und versuchte zum zehnten Mal, Iskra über die Botschaftsverbindung zu erreichen und von ihm zu verlangen, daß er seine Hunde zurückrief. Zum zehnten Mal wurde sein Anruf von einem niedrigen Funktionär abgewiesen, der ihm mitteilte, Iskra »meditiere« gerade und hätte ausdrücklich angewiesen, er wolle nicht gestört werden.
»Dem werde ich bald etwas vormeditieren«, knurrte Sten.
An Alex gewandt sagte er: »Schicke ein paar Augen zum Palast.«
Wenige Sekunden später hatte er das Bild eines Frick-&-
Frack-Duos, das über den Platz der Khaqans sauste.
Die Nachrichten von dort gaben auch nicht gerade zu Hoffnungen Anlaß. Eine Gruppe von Protestlern, aufgestachelt von den Gerüchten des Pooshkan-Massakers, näherte sich dem Khaqanpalast.
Stens Magen drehte sich um, als er anstatt der erwarteten Konfrontation zwischen der Menschenmenge und den jochianischen Truppen sah, wie ein Kontingent Imperialer Gardisten aus dem Palast eilte und die Stufen hinunterstürmte.
Sie feuerten mitten in die Menge, wie ein
Überfallkommando. Die Konfrontation war gewalttätig - und von kurzer Dauer. Innerhalb weniger Augenblicke wurde die Menge zerschlagen und wandte sich in panischer Angst zur Flucht. Zurück blieben ganze Berge von Zivilistenleichen.
Als wäre das nicht schlimm genug, jagten viele der Imperialen Gardisten die fliehenden Protestler durch die Straßen und prügelten mit Schlagstöcken auf sie ein.
»Die benehmen sich wie Bullen und nicht wie Soldaten«, fluchte Cind. »Noch dazu wie ganz miese Bullen.«
Sten sagte nichts dazu. Er hielt seine Emotionen jetzt unter einem eisernen Deckel begraben, doch in seinem Hinterkopf rumorte es unablässig. Wenn diese Sache ausgestanden war, würden viele anklagende Finger in viele unterschiedliche Richtungen zeigen. Gerade eben hatte sich die Imperiale Garde zu einem möglichen Ziel gemacht.
»Ich will die ganze Station auf Alarmstufe Rot haben«, sagte Sten zu Kilgour. »Verständige die Küche, sie sollen literweise Kaff anrollen lassen. Die Hausmeister sollen ein paar Pritschen herbeischaffen. Bis auf weiteres
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