Sten 8 Tod eines Unsterblichen
für Sie", sagte Lagguth.
Cind schauderte es, als sie zusah, wie Lagguth die Person, die einmal ein ganzes Imperium regiert hatte, mit dem Löffel fütterte.
Essen tropfte aus Kyes' Mundwinkel. Er zeigte auf Cind. "Wer? Hübsch?"
"Eine Freundin, die Sie besuchen will, Sr. Kyes", sagte Lagguth.
Cind überwand ihren Schock und ging an Kyes'
Seite. Sie nahm Lagguth das Essen aus der Hand.
Kyes sah zu ihr auf. Seine Augen waren weit aufgerissen. Nicht die Spur von Intelligenz zeigte sich darin. Er öffnete den Mund. Cind fütterte ihn.
Beim Essen schmatzte er laut mit den Lippen. Stieß auf. Und kicherte wieder.
"Lustig", sagte er.
"Sehr lustig", sagte Cind. "Guter Junge."
Kyes tätschelte sie. "Schön", sagte er. "Wie schön?"
"Ist es hier nicht immer schön?" fragte Cind.
Kyes nickte heftig. "Schön ... Immer schön."
Cind riß sich zusammen. Jetzt konnte nur eine Grausamkeit folgen. "Was ist, wenn der Imperator kommt?" fragte sie. "Was ist, wenn er kommt und Sie holt?"
Das unschuldige Wesen, das einmal Kyes
gewesen war, wich erschrocken zurück. "Nein. Er nicht. Nicht holen. Bitte! Nicht weggehen!"
Cind hakte nach: "Wohin nicht gehen?"
"Woanders", stöhnte Kyes. "Schlimmer Ort.
Imperator dort. Ich nicht schön."
"Lassen Sie ihn", bat Lagguth. "Er kann Ihnen nicht mehr sagen. Sehen Sie nicht, daß er Angst hat?"
Kyes hatte sich zu einer Kugel zusammengerollt und schluchzte. In dem riesigen Stuhl wirkte er klein und hilflos.
Cind ließ nicht nach. "Was haben Sie herausgefunden?" bohrte sie. "Was haben Sie an diesem schlimmen Ort entdeckt?"
"Imperator. Habe gesagt."
"Was noch?"
Kyes kreischte in einer dumpfen Erinnerung auf.
Eine genetische Heimsuchung. "Für immer", weinte er. "Finden für immer."
"Sehen Sie, was ich meine?" sagte Lagguth. "Sie kriegen nur Unsinn aus ihm heraus. Das sagt er immer, wenn er Angst hat. >Für immer.< Er sagt es immer und immer wieder: >Für immer.<"
Kyes nickte. "Nicht schön, für immer. Nicht schön." Cind klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. Dann wandte sie sich wieder an Lagguth:
"Jetzt will ich den Computer sehen."
Als sie das Zimmer verließen, erholte Kyes sich allmählich wieder. Er richtete sich in seinem Stuhl auf, wischte sich die Tränen ab und fing vorsichtig damit an, wieder auf den Monitor zu starren und die kleinen Wesen anzukichern.
Der kleine Mond war eine schweigende Wildnis der Zerstörung. Cind bewegte sich durch Bombenkrater und verbogene, geschmolzene Verkleidungen, deren ehemalige Funktion kaum noch zu erkennen war.
Die Sensoren in ihrem Handgerät nahmen Daten auf und schlugen wie wild aus. Cind mühte sich über die Oberfläche des Mondes, blieb hier und da stehen, um den Schutt mit ihrem Gerät näher zu untersuchen. Die Daten wurden direkt an den Rechner an Bord des Schiffes in der Umlaufbahn weitergegeben und die Ergebnisse zurückgefunkt.
Ihr Helmfunk zwitscherte.
Bislang hatte sie alles, was sie in den Datenbanken des Computers in Kyes' Museum entdeckt hatte, bestätigt gefunden.
Der Mond war ein umsichtig errichtetes Sendeund Empfangszentrum gewesen. Eine Abkürzung auf der Straße, die zum großen Geheimnis des Imperators führte: dem AM2-Versteck.
Kyes hingegen war nicht mit dieser Zielsetzung an diesen trostlosen Ort gekommen. Da war sich Cind völlig sicher. Er hatte den Imperator selbst finden wollen. Die Person, die damals von den meisten für tot gehalten wurde. Und er hatte ihn gefunden. Hier auf diesem Planetoiden.
Sie stellte sich vor, wie Kyes, angesichts seines baldigen "Todes" beinahe wahnsinnig vor Angst, den Imperator anflehte. Ihm alles anbot. Ihn verzweifelt bat, ihn, Kyes, zu retten.
Die sabbernde Hülle im Museum der Grb'chev war der lebende Beweis dafür, daß seine Bitten zurückgewiesen worden waren.
Cind suchte das Gebiet mehrere Stunden lang ab.
Schließlich war sie damit fertig. Es war Zeit, Sten von ihren Ergebnissen zu unterrichten.
Dieser Außenposten war der Ort, an dem sich einst die Spuren zu zwei Geheimnissen gekreuzt hatten.
Das erste war das Geheimnis um AM2.
Das zweite war die scheinbare Unsterblichkeit des Imperators.
Cind war sehr erschöpft, als sie durchfunkte, daß man sie wieder an Bord holen sollte. Nicht von der Arbeit. Sondern von dem niederschmetternden Gedanken daran, daß sich das Wissen, obwohl sie bei dieser Jagd sehr viel herausgefunden hatte, einfach nicht zusammenfügen wollte.
Und sie rief alle Barte sämtlicher Mütter aller Bhor an, daß sie nicht zur
Weitere Kostenlose Bücher