Sten 8 Tod eines Unsterblichen
großangelegtes Medienspektakel. Mit großem Gestus wurde überall hinausposaunt, daß Flottenadmiral Anders und der restliche Imperiale Generalstab den Ewigen Imperator dazu aufgefordert hatten, ihnen mit seiner jahrhundertealten Weisheit und Erfahrung zur Seite zu stehen, um die letzten Spuren des Banditen Sten auszulöschen.
Die Rebellen hatten den Imperator aus seinem Bunker herausgelockt.
Jetzt war er verletzbar.
Stens nächster Schlag würde auf das Herz des Imperiums zielen - und auf den Imperator selbst.
Kapitel 19
Die gewaltigen Flottenverbände der Rebellen zogen sich in der interstellaren Leere in der Nähe einer riesigen Spiralgalaxis zusammen. Eine Leere, die nicht allzuweit von der Erstwelt und dem Mittelpunkt des Imperiums entfernt war.
Tausende von Schiffen waren versammelt.
Zaginows, Cal'gata, Honjo, Bhor. Plus weitere Schiffe von Einzelpersonen, Kulturen, Planeten, ja sogar ganzen Sternclustern, von denen Sten noch nie zuvor etwas gehört hatte. Mehrere Imperiale Geschwader waren geschlossen "desertiert". Andere Schiffe, manchmal sogar einzelne Personen, hatten sich auf eigene Faust ins Lager der Aufständischen durchgeschlagen.
Sten fragte sich manchmal, was sie wohl für Motive hatten. Gold? Götter? Ruhm? Hin und wieder vielleicht sogar ein unbestimmtes Gefühl von Ungerechtigkeit, ein Verlangen, der Tyrannei des Imperators ein Ende zu setzen. Es hatte viele Generationen und Jahrhunderte gedauert, doch letztendlich hatte der Hammer sein samtenes Polster abgestreift.
Die Leuchtpunkte auf dem Bildschirm im
Strategieraum der Victory symbolisierten jetzt ganze Flotten statt einzelner Schiffe.
Trotzdem lehnte sich immer noch weniger als ein Zehntel des gesamten Imperiums gegen den Imperator auf.
Sten war der Meinung, das könnte ausreichen.
Befehle wurden ausgegeben. Die Rebellion sollte ins Herz des Imperiums getragen werden - mit der Erstwelt als offensichtlichem Ziel der Attacke. Aber natürlich würden sich ihnen Imperiale Flotten in den Weg stellen, lange bevor sie Gelegenheit haben würden, die Zentralwelt des Imperiums direkt anzugreifen.
Und das würde zugleich die letzte Schlacht sein; zumindest hoffte Sten das.
Das eigentliche Ziel war nämlich nicht die Erstwelt, sondern die Flotten. Sobald das Imperium nicht mehr dazu in der Lage war, einen Krieg zu führen, konnten die Erstwelt oder jeder beliebige andere Planet nach Gutdünken angegriffen, erobert, isoliert oder ignoriert werden.
Sein eigener Verstand und die Analyse seines Stabes sagten ihm, daß damit der Sieg so gut wie errungen wäre. Die Schätzungen beliefen sich momentan, in Anbetracht der gegenwärtigen Kräfteverteilung und der Tatsache, daß die Rebellen einen taktischen Vorteil hatten, auf 61 zu 39 für einen Sieg der Flotte Stens. Dabei war die schreckliche Zahl von 35 Prozent Verlusten für die Rebellenstreitmacht einkalkuliert.
Doch das Blutvergießen war unvermeidlich; es gab keine friedvollere Alternative.
So würde es geschehen.
"Der Verräter bewegt sich also", sagte der Imperator. Etwas, das man ein Lächeln hätte nennen können, kroch über seine Lippen und verflog sofort wieder.
"Jawohl, Sir", erwiderte Admiral de Court.
"Genau wie es Ihre Einschätzungen und unsere Prognosen voraussagten." De Court war einer der sieben Admirale mit Computerhirn, die laut der Imperial Times vorzeitig in den Ruhestand getreten waren. In Wirklichkeit hatten sie Sonderaufgaben übernommen und unterstanden als
Schattengeneralstab dem direkten Befehl des Imperators.
Natürlich würde niemals irgend jemand etwas von ihren neuen Aufgaben erfahren. Keiner der sieben war so unloyal, daß er jemals durchsickern lassen würde, daß die endgültige Vernichtung Stens einer anderen Quelle als dem Genie des Ewigen Imperators selbst entsprungen war.
So unloyal waren sie nicht - und auch nicht so selbstmörderisch.
Admiral de Court schien nicht gerade erfreut darüber, daß die vorausgesagten Ereignisse sich tatsächlich einstellten.
"Was besagen die Zahlen?" wollte der Ewige Imperator wissen.
"51 Prozent Wahrscheinlichkeit für einen Sieg des Imperiums."
"Mehr nicht?" Der Imperator war verblüfft.
"Jawohl, Sir. Zu viele Schiffe der Imperialen Flotten bestehen aus relativ neu formierten Verbänden."
"Ich habe doch schon vor Monaten die geheime Mobilmachung befohlen."
De Court schwieg. Nicht einmal der Ewige Imperator konnte Otto Weddigens oder Golden Hinds durch einfaches Handauflegen erschaffen.
"Vorausberechnete
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