Sten 8 Tod eines Unsterblichen
Clive Inc.
erfolgen. Daraufhin lief der winzige Fleck, den die Menschheit als ihr Universum ansah, förmlich Amok. Und alle waren hinter Kea Richards her.
Er zog sich nach Ganymed zurück und bunkerte sich ein. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn unter seinem Wohnhaus befanden sich noch viele unterirdische Stockwerke, in denen er und seine engsten Mitarbeiter so ziemlich alles aussitzen konnten, inklusive eines Atomschlags. Von dort aus verfolgte er amüsiert das Treiben. Alle wollten seine Schiffe benutzen. Es entstand eine gewaltige Warteliste, die so lang war, daß es fast praktischer gewesen wäre, die Waren auf konventionellem Wege zu verschiffen. Fast, aber nicht ganz. Und Richards hatte seine Preise exakt so angesetzt, wie sie sein sollten. Er verlangte 30 Prozent als Profitmarge und, zumindest momentan, noch einmal 20 Prozent für das Risiko.
Seine Kapitalistenkollegen schäumten, Anwälte rasten zwischen Gerichtssälen und Firmensitzen hin und her. Die Situation war eigentlich ganz einfach: Richards hatte seinen Freunden, die noch mit Paddeln in der Hand auf ihren schwimmenden Balken saßen, soeben das Dampfschiff vorgestellt.
Das hörte sich danach an, als besäße Kea Richards ein Monopol. Unglaublich illegal. Zivile und strafrechtliche Klagen wurden angestrengt.
Richard ließ über seine Anwälte nur einen einzigen Standardkommentar abgeben: Richards sei unschuldig. Aber er glaube fest an die Gerechtigkeit und stünde in festem Vertrauen zur Weisheit der Gerichte. Leider habe man ihm untersagt, sämtliche Städte, Provinzen, Länder oder Planeten, in denen Verfahren gegen ihn liefen, mit seiner Flotte anzufliegen.
Das brachte sofort ganze Bataillone neuer Schwergewichte auf den Plan, die gerichtliche Aufhebungen zugunsten von Clive Inc. ausfüllten.
Die Firmen waren so verschieden wie die Handelsgewohnheiten der Menschen, doch in einem Punkt waren sich alle einig: sie wollten oder mußten in der Lage sein, Güter von Punkt A nach Punkt B
zu transportieren - und das in weniger als einer Lebensspanne. Die Transportfirmen und ihre überstürzten, wenn auch massiven Klagen waren bald vergessen.
Doch es wurden noch schwerere Geschütze aufgefahren. Die Regierungen selbst mischten sich ein. Sie betrachteten Kea Richards als Bedrohung.
Er sollte seine Wundermaschine zum Wohle der Menschheit mit allen teilen. Richards lehnte ab.
Vielen Dank, aber die Menschheit würde reichlich durch Clive Inc. profitieren. Man stellte Haftbefehle gegen ihn aus. Einer kam aus der winzigen Provinz Rus, ein anderer aus Sinaloa, beides Orte, an denen man traditionellerweise mit Geld und Einfluß alles kaufen konnte. Keas Anwälte informierten das Gericht darüber, daß Kea unter diesen Umständen um sein Leben fürchten müsse und sich diesen Haftbefehlen keineswegs stellen würde.
Also gut. Dann würde er eben auf Ganymed festgenommen und dann weggeschafft werden. Die bislang unbekannten Männer, die Kea mehrerer Vergehen anklagten, wollten bewaffnete Truppen bereitstellen. Doch die Furien, die hinter Kea her waren, mußten als nächstes feststellen, daß die Credits, die er in die Politiker Ganymeds investiert hatte, eine gute Investition gewesen waren. Die Politiker verhielten sich ehrlich - das heißt, sie erinnerten sich daran, wer sie in der Vergangenheit unterstützt hatte -, und Richards blieb frei und unantastbar. Zwar saß er zumindest im Augenblick auf Ganymed "in der Falle", aber das erschien einigermaßen lächerlich. Er hatte Zugang zu jedem Schiff, das er wollte, und konnte zu jedem Ziel seiner Wahl fliegen. Jetzt, da sich Galaxien vor ihm auftaten, fiel es Kea leicht, sich vorzustellen, eine Zeitlang auch ohne Kaviar auszukommen.
Als nächstes wurde Enteignung vorgeschlagen.
Seine Schiffe sollten eingezogen werden. Man wies darauf hin, daß es sich vielleicht als etwas schwierig erweisen würde, ein Raumschiff zu "stoppen", das jedem konventionellen Sternenschiff mit Leichtigkeit davonflog. Und wie wollte eine Regierung das draußen im offenen All überhaupt durchführen? Schließlich sahen auch die Bürokraten ein, daß so etwas wie "Halt, im Namen des Gesetzes!" zwischen den Planeten ein wenig lächerlich klang, geschweige denn zwischen den Sternen. Das Gerücht machte die Runde, jemand hätte ihnen mühselig das Phänomen der
Massenträgheit erläutert.
Die nächste Neuigkeit wollte wissen, daß Regierungsschiffe bewaffnet werden könnten.
Daraufhin erfolgte eine scharfe Replik aus
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