Sten 8 Tod eines Unsterblichen
Raumüberwachung der Erde hatte den Zoll darüber informiert, daß die Provinz Oregon für den gesamten nichtstandardisierten Verkehr innerhalb der Atmosphäre und im erdnahen Raum gesperrt sei.
Was Tjanting überhaupt nichts ausmachte. Sie wußte, daß der Imperator sein Domizil dort oben hatte, und was er oder seine Leute taten oder nicht taten, das ging sie nichts an.
Als gute Bürgerin wäre sie wahrscheinlich neugierig gewesen, wenn der Imperator sich selbst dort aufgehalten hätte. Aber natürlich war er gar nicht dagewesen.
Woher sie das wisse, hakte Alex nach.
Außerdem regte sie sich aus einem ganz anderen Grund auf. Tjanting wußte, daß der Imperator nicht sehr begeistert wäre, wenn er wüßte, welche Freiheiten man sich hier in seinem Namen herausnahm.
Ungefähr zwei Wochen vor der Ankündigung, fuhr Tjanting fort, sei ein kommerzieller Transporter in San Fran gelandet, und der habe beabsichtigt, seine Zollangelegenheiten in diesem Hafen zu erledigen, um dann zu seinem Endziel
weiterzufliegen - zum einige Kilometer entfernten Domizil des Imperators. Kaum habe sie das Schiff betreten, sei ihr auch so einiges merkwürdig vorgekommen. Das Schiff sei tipptopp sauber gewesen, und die Besatzung habe sämtliche Befehle, ohne zu murren, unverzüglich ausgeführt, gerade so wie Soldaten der Raumflotte. Doch das sei reine Vermutung. Was sie wirklich stutzig gemacht habe, sei die Ladung gewesen.
Zuerst habe ihr der Skipper des Transporters den Zugang zum Frachtraum mit der Behauptung verweigert, es handele sich um geheime
Verschlußsachen des Imperialen Hofes. Es habe jedoch keinerlei Papiere gegeben, die seine Behauptungen bestätigt hätten. Also hätte er alle möglichen Dinge, Grundnahrungsmittel und dergleichen, zu dem Anwesen am Fluß schaffen können; Dinge, für die der Imperator - wie jeder andere Bürger auch - Gebühren an die Erdregierung zu entrichten habe.
Tjanting habe darauf bestanden, daß der Frachtraum geöffnet wurde, ansonsten hätte sie den Sicherheitsdienst gerufen, Schiff und Ladung beschlagnahmen und die Mannschaft einsperren lassen. Der Captain habe widerstrebend
nachgegeben.
"Die Ladung bestand aus medizinischen Apparaturen", fuhr Tjanting fort, "hochentwickelte Apparaturen und Gerätschaften, als wollte jemand eine sehr kleine, aber hervorragende chirurgische Abteilung einrichten. So jedenfalls hat sich ein Kollege, der auf derlei Waren spezialisiert ist, ausgedrückt, als ich ihn angerufen und ihm das Fracht-Fiche durchgegeben habe."
Das Problem hatte nicht darin bestanden, daß für die Fracht Zollgebühren fällig gewesen wären; unter humanitären Gesichtspunkten hätte das
wahrscheinlich nicht einmal zugetroffen. -Die Frage, die Tjanting seit damals beschäftigte und die ihr niemand beantwortete, war folgende: Wozu diente dieses Material überhaupt? Die Zollbehörde war auch für Quarantäne-und Gesundheitsfragen
zuständig. War jemand vom Imperialen Hof erkrankt, mußte jemand dringend operiert werden?
Ihrer Meinung nach sah das ganz nach einer Seuche aus.
Sie berichtete die Angelegenheit ihren
Vorgesetzten und wurde damit vertröstet, daß man den Stab des Imperators in Oregon befragen wolle.
Das dauerte mehrere Minuten, denn in Oregon wußte niemand etwas von einer derartigen Lieferung. Tjanting war sich sicher, einen besonders raffinierten Schmugglerring aufgedeckt zu haben, dessen Mitglieder ein bisher unbekanntes Maß an Frechheit und Selbstvertrauen an den Tag legten.
Dann kam ein zweiter Anruf aus dem Norden, und noch bevor ihre Schicht zu Ende war, wurde sie vorn Raumhafen abgezogen und bekam von ihrem Vorgesetzten einen kräftigen Rüffel wegen ihres
"unerwünschten Herumschnüffelns in den Angelegenheiten des Imperators". Tjanting mußte sich auch anhören, daß sie einen schlechten Ruf als Wichtigtuerin genoß, und ihr wurde dringend geraten, sich um diesen charakterlichen Mangel zu kümmern, andernfalls würde sie bei der nächsten dienstlichen Beurteilung heruntergestuft.
Inzwischen schäumte die Frau vor Empörung, und Alex mußte sie beruhigen. Er spendierte ihr noch einen Drink - eine wirklich ekelhafte Mischung aus einem süßlichen Likör namens Campari, mit Kohlensäure versetztem Wasser und einem Schuß Brandy obendrauf. Alex hielt das für eine unverzeihliche Vergeudung von Brandy, sagte aber nichts.
Während Hotsco ihm mit mitfühlendem
Geschwätz Rückendeckung gab, überlegte Alex fieberhaft: >Kurz bevor der Imp antanzt, baut hier
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