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Sterben für Anfänger: Wie wir den Umgang mit dem Tod neu lernen können (German Edition)

Sterben für Anfänger: Wie wir den Umgang mit dem Tod neu lernen können (German Edition)

Titel: Sterben für Anfänger: Wie wir den Umgang mit dem Tod neu lernen können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Conrad
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sie in meinem Leben hinterlassen hat.
    *
    »Abgefallene Blüten«, sagt ein japanisches Sprichwort, »lassen ihren Duft zurück.« Wir alle hinterlassen solche Blüten – im Guten wie im Schlechten. So sind wir im Laufe unseres Lebens natürlich auch selbstsüchtigen und selbstgerechten Menschen begegnet, die uns das Leben schwer, manchmal vielleicht sogar unerträglich gemacht haben. Menschen, die Dinge hätten ändern oder verhindern können und trotzdem untätig geblieben sind – auch so jemand hinterlässt seine Duftmarke, aber nicht alles riecht gut, und nicht jede Erinnerung ist eine schöne.
    Es gibt dazu eine wunderbar plakative Erzählung von Charles Dickens: A Christmas Carol. Diese Weihnachtsgeschichte handelt von Ebenezer Scrooge, einem griesgrämigen, alten Geizkragen, dessen Leben nur um Geld, Geldvermehrung und Geschäfte kreist – andere Menschen sind ihm herzlich egal. Bis er eines Nachts Besuch von drei Geistern bekommt: dem Geist der vergangenen, der diesjährigen und schließlich vom »Geist der künftigen Weihnacht«. Der führt dem betagten Knauser vor Augen, welches Bild nach seinem Tod von ihm bleiben wird. Durch die Augen der anderen sieht Scrooge nun, was für ein Mensch er wirklich war: ein verbittertes, grantiges, rücksichtsloses Scheusal, jemand, der nicht geholfen hat, wo er hätte helfen können, und dem niemand eine Träne nachweint. Das lässt den alten Ebenezer aufwachen – im doppelten Sinn – und er beschließt, sein Leben von Grund auf zu ändern. Er entschuldigt sich für vergangene Versäumnisse und Missetaten und tut Gutes, wo er nur kann. Dadurch wird er selbst zu einem frohen Menschen und kann am Ende sogar wieder lachen.
    Interessant ist übrigens, dass das, was Ebenezer Scrooge am Ende froh und zufrieden macht, für uns alle gilt: »Gutes tun« macht glücklich. Indem wir uns um andere kümmern, uns engagieren, können wir Spuren hinterlassen und unserem Leben Sinn geben – eine Erkenntnis, die auch wissenschaftlich belegt ist. 43 Über 20   000 Sterbende auf der ganzen Welt sollten im Rahmen einer Studie Auskunft über ihre Wertvorstellungen geben. Dabei wurde deutlich, dass für Menschen, die mit einer schweren Krankheit oder dem nahen Tod konfrontiert sind, Altruismus, ein auf den »anderen« gerichtetes Denken und Handeln, wichtig wird. Wer sich um andere kümmert, nicht nur um sich selber kreist, der erlebt dadurch ein höheres Maß an Lebensqualität 44 , auch wenn ihm nur noch wenig Zeit bleibt.
    Das Mysterienspiel vom Jedermann, ein Stück von Hugo von Hofmannsthal, weist in eine ganz ähnliche Richtung. Abstrakte Begriffe wie »Tod« und »Teufel« nehmen hier ebenso Gestalt an wie die »Guten Taten« und eben dieser »Jedermann«. Er ist nicht wirklich großzügig, aber auch nicht übermäßig geizig oder böse, er liebt es einfach, sein Geld zu mehren und es sich gutgehen zu lassen. So ein Jedermann steckt ja irgendwie in uns allen.
    Dem lieben Gott allerdings missfällt, dass man sich um ihn auf Erden so gar nicht mehr zu scheren scheint, und beschließt deshalb, Jedermann zu sich zu zitieren. Als der sein baldiges Ende kommen sieht, erfleht er eine letzte Frist, um seine Dinge zu regeln und vor allem einen Freund zu finden, der mit ihm gemeinsam vor Gott zu treten bereit ist. Aber es findet sich keiner, der ihm diesen Dienst erweisen will. Nur die »guten Taten« sind willig, ihm zur Seite zu stehen, aber sie sind schwach und gebrechlich – Jedermann hat zu wenig in sie investiert. Deshalb springt ihnen am Ende noch der »Glaube« bei, und gemeinsam helfen sie, Jedermann vor der Verdammnis zu bewahren.
    Ein Hoch also auf die »guten Taten«. Und tatsächlich bleibt die Erinnerung an sie bestehen: Ich war sehr bewegt beim Besuch der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Dort erinnert in einem Garten die »Allee der Gerechten der Völker« an mehr als 24   000 Menschen, die zwischen 1933 und 1945 Juden versteckt, beschützt oder gerettet haben. Ihnen wurde hier ein Denkmal gesetzt. Sie haben die Katastrophe nicht verhindern können, aber sie haben Einzelne gerettet. Und »wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt«, sagt der Talmud. 45 Auch wenn wir die Gesichter dieser »Gerechten« nicht kennen und ihre Namen, kaum dass wir sie gelesen haben, schon wieder vergessen: Das, wofür sie standen, wird nicht vergessen sein.
    Es müssen aber nicht gleich große, heroische Taten sein, erbracht unter Gefahr für das eigene Leben. Die wenigsten

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