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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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erhobene Schraubenschlüssel des Ersten Ingenieurs ein.
    Er hatte Gewissensbisse wegen der Passagiere und der Mannschaft der Bucentaur.
    Arme Teufel, wo waren sie jetzt? Verstreut wie Uratome über ein paar Parsek, toter Staub zwischen den Sternen. Und er, Jack Waley, marschierte durch einen herrlichen Wald mit einer Wunderarmbrust und lebte ein Leben nach der Natur.
    »Denk daran«, sagte Drubal mit einer Feierlichkeit, die gut zu dem düsteren Grün paßte, »denk daran, daß du die Armbrust sofort wieder nachladen mußt. Sofort. Sonst nichts.«
    »Aber angenommen«, erwiderte Jack Waley, »die Beute entwischt, und ich muß ihr nachlaufen.«
    »Dann rennst du hinterher, und wenn du sie eingeholt hast, kannst du nichts machen, weil du keinen Bolzen auf der Armbrust hast.«
    »Hm. Ich verstehe, Drubal.«
    »Gut. Ich sehe, daß du noch viel üben mußt. Wir haben nicht nach deinem Vorleben gefragt, und wir werden es auch nicht tun. Es gehört sich nicht, und außerdem macht es keinen Unterschied.«
    »Wirklich nicht?« fragte Jack vorsichtig.
    »Ein Fremder bist du, und fremd ist deine Art«, sagte Drubal und teilte die Blätter am Wegrand. Er sah in das Düster. Sein Körper versteifte sich. Dann nahm er eine lauernde Haltung an.
    »Es tut mir leid …«, begann Waley.
    Drubal winkte ab. »Still!«
    Waley unterbrach seine Entschuldigung.
    Vorsichtig bog Drubal ein Blatt nach dem anderen zur Seite. Waley hielt sich dicht hinter ihm. Er hoffte, daß er nicht zuviel Lärm verursachte. Drubal war offensichtlich mit seinen Anschleichfähigkeiten zufrieden, denn er winkte ihn schweigend weiter.
    Waley hielt sich schon für den Großen Weißen Jäger und dachte sich heldenhafte Posen neben der getöteten Beute aus – als er das Biest sah.
    Sein erster zusammenhängender Gedanke war, so schnell und so weit zu laufen, wie ihn seine zitternden Beine tragen würden.
    Das Ding war wohl die Kerim-Ausgabe eines Wildschweins. Allerdings glich es in der Größe mehr einem Elefantenbullen. Die Haare schienen aus dehnbarem Draht zu bestehen, und die Hauer erinnerten an eine Molybdän-Chromlegierung. Die Hufe sahen aus, als habe man sie zur Vernichtung des Menschengeschlechts zurechtgefeilt. Die Haut konnte nur aus einem harten Panzermaterial bestehen. Und sie stank.
    Drubal hob die Armbrust.
    Waley warf einen Blick auf seine eigene Waffe. Die fünfzehn Zentimeter langen Bolzen mit der Stahlspitze konnten doch mit dieser Bestie nicht fertigwerden! Wahrscheinlich prallten sie wieder ab. Und wenn sie sich in die Haut bohrten, dann verursachten sie höchstens einen armseligen Kratzer. Man konnte nur hoffen, daß der Elefant das Kitzeln gar nicht bemerkte.
    Eine unterdrückte Erregung hatte Drubal erfaßt. Seine Zähne waren aufeinandergepreßt. Seine Augen rollten. Sogar der Bart schien sich zu sträuben.
    Jack Waley fand, daß einzig und allein das Tier Grund zur freudigen Erregung hatte – nämlich dann, wenn es die beiden Menschlein mit Hauern, Hufen und Fängen zerpflückt hatte. Ihre eigene Schuld, wenn sie nicht flohen.
    Das Grün um sie atmete verborgenes Leben. Insekten zirpten fröhlich. Ein Vogel flog herab und beäugte sie kritisch. Alles war wie vorher – nur daß Drubal den letzten Blättervorhang teilte, der sie von dem grunzenden Ungetüm trennte.
    Draußen in der Lichtung schwirrten ein paar winzige grüne Vögel um die Bestie und pickten ihr hin und wieder ein paar Brocken aus den Riesenzehen oder den Speckfalten. Drubals Pfeile werden die gleiche Wirkung haben wie das Picken der Vögel, dachte Jack Waley.
    Zwischen ihnen und dem Untier zeigte sich ein dunkelbrauner Fleck, der nur leicht von Gras überwachsen war. Das Biest hob ein Bein und stampfte es in den Boden. Staub wirbelte auf, und eine Handvoll grüner Vögel mußte dranglauben. Waley zuckte zusammen. Auf seinen Augenbrauen stand Schweiß.
    »Halte dich still, Jack!« Drubal flüsterte die Worte wie ein zu lebenslänglichem Zuchthaus Verurteilter. »Die Droggas greifen sofort an, wenn sie einen Menschen sehen.«
    Drubal schob den letzten Blätterschirm zur Seite und trat auf die Lichtung. Ein blutunterlaufenes, bösartiges Auge richtete sich auf den Jäger. Ein massiger Huf stampfte, und die Sonne glitzerte auf der scharfen Kante.
    Der Drogga stieß ein Pfeifen wie eine Lokomotive aus und ging zum Angriff über.
    Und Waley rannte. Hals über Kopf raste er durch Büsche, stolperte er über Wurzeln. Fünfzig Meter weiter vorn sah er den Himmel durch die Bäume

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