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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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schimmern. Dafür übersah er die Liane, die sich über den Weg spannte.
    Armer Jack Waley! Da hing er nun.
    Mit hervorquellenden Augen sah er die Staubwolken in der Lichtung aufsteigen. Die halbe Lichtung schien verschwunden zu sein. Drubal ging mit ruhiger Selbstsicherheit weiter. Weiter hinten befand sich plötzlich eine Senke. Schreckliche Geräusche kamen aus der Tiefe.
    Und Jack Waley hing in der Liane und konnte sich nicht rühren. »Hol mich herunter!« schrie er.
    Drubal nahm überhaupt keine Notiz von ihm. Waley stieg das Blut in den Kopf …
    Drubal winkte ihm zu. »Ich sagte doch, daß du dich nicht bewegen solltest«, sagte er vorwurfsvoll. »Ein Glück, daß der Drogga mich und nicht dich angriff.«
    »Hol mich herunter«, stöhnte Jack Waley.
    »Kopf einziehen!« rief Drubal und warf sein Messer. Waley zuckte zurück, die Klinge durchschnitt die Liane, und er schlug hart auf dem Boden auf.
    Als er keine Sterne mehr sah, stand er schwankend auf. Drubal inspizierte seine Beute. Der Drogga begann Erde aus einer Wand zu wühlen, wohl in der Hoffnung, daß er eine Rampe stampfen und über sie in die Freiheit gelangen könnte.
    »Intelligente Biester!« Drubal nickte nach unten.
    »Mein Rücken …«, stöhnte der angeknackste Jack Waley.
    »Deine eigene Schuld, Junge. Du wirst nie ein guter Jäger, wenn du so weitermachst …«
    »Ich werde es schon noch lernen«, sagte Waley mit frischem Mut.
    »Es sieht fast so aus, als hätte dich so ein Biest gefressen, bevor du auslernst«, meinte Drubal.
    »Ich möchte nur wissen, woher du wußtest, daß hier eine Fallgrube war.«
    Drubal lächelte. »Glück. Es ist eine Falle der Grünen.«
    »Der Grünen?«
    »Streitsüchtige kleine Kerle. Widersprich ihnen niemals. Das mögen sie nicht. Der Lärm wird sie schon alarmiert haben.« Drubal seufzte resigniert. »Wir werden die Beute mit ihnen teilen müssen.«
    Waley rieb sich wieder den Rücken und zuckte zusammen.
    Ein Bolzen schoß in den Baumstamm neben seinem Kopf. Er starrte ihn an und hatte wieder ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend.
    »Halte still. Das werden die Grünen sein.«

 
5
     
    Es waren kleine Kerle, Miniaturgespenster mit eckigen Körpern und drolligen kleinen Gesichtern, über die man gelacht hätte, wenn sie nicht so fahlgrün gewesen wären. Sie konnten höchstens eins zwanzig groß sein, hatten sehnige, dünne Arme und Beine und waren in Blätter und Rinde gekleidet. In einem armseligen Versuch, größer zu erscheinen, hatten sie riesige Helme aus Weidengeflecht aufgesetzt. So wirkten sie wie kleine Napoleons.
    »Das ist unser Drogga.«
    »Es ist eure Falle«, sagte Drubal. Er war vorsichtig.
    »Unsere Falle, unser Drogga. Aus.«
    »Eure Falle – mein Drogga.«
    »Nein.«
    »Ich habe den Drogga hierhergetrieben. Ich kann euch die Hälfte abgeben …«
    »Du kannst ein Viertel bekommen.«
    »Die Hälfte.«
    Es gefiel Waley nicht, stillzustehen und zuzusehen, wie sein Freund übervorteilt wurde. Er trat mutig vor und breitete die Hände aus. »Seht mal her, Freunde«, sagte er mit geübtem Vertreterton. »Der Drogga ist schließlich nicht in die Falle gelaufen, weil er hinter einem Weibchen her war. Mein Freund und Kamerad Dru… Auu!«
    Armer Jack Waley! Er versuchte sich hochzurappeln, aber Drubals Knie nagelte ihn am Boden fest. Er hatte Au geschrien, weil Drubal ihn plötzlich angegriffen und umgerannt hatte.
    »Aber – was ist denn in dich gefahren, Dru…?«
    Wieder gab ihm Drubal einen Stoß. Seine bärtigen Lippen waren dicht an Waleys Ohr. »Du darfst niemals – niemals einen Namen in Gegenwart der Grünen aussprechen. Sie sind die Flüsternden Zauberer.« Er fuhr in Waleys Haarschopf und half ihm auf die Beine. »Sag einfach dieser Mann oder jener Mann oder …«
    »Ich sage nie wieder einen Ton«, stöhnte Waley.
    Er ging ein Stück weiter weg, setzte sich auf den Boden und machte sich einen Spaß daraus, Steine auf den Drogga zu werfen.
    Sie prallten ab wie Tennisbälle von einer Felswand.
    Drubal hatte Jack Waley wieder eine Lektion erteilt.
    Er dachte über das ernste und innige Gebet nach, das Drubal an seinen Gott Pe’Ichen gerichtet hatte. Wie vereinbarte sich das mit Drubals augenblicklicher Gleichgültigkeit gegenüber seinen Mitmenschen? Waley war nicht weiter überrascht, als sich die zwei Gruppen darauf einigten, daß jeder die Hälfte bekommen sollte. Der Drogga wurde selbstverständlich nicht gefragt.
    »Das Vorder- und Hinterstück«, sagte Drubal gerade, als

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