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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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Waley zu ihm herüberschlenderte. »Ich bringe Leute her.«
    Der Anführer der Grünen hauchte sein Einverständnis und ging. Drubal nickte Waley zu, und sie gingen zurück zum Dorf, wo sich sofort eine Gruppe aus Männern, Knaben und Mädchen bildete, die das Fleisch des Drogga heimbringen wollten. Alles war aufgeregt und glücklich. Offenbar stellte Droggafleisch eine Delikatesse dar. Insgeheim hatte Waley seine Bedenken.
    Mimi war mit der Gruppe weggegangen, und Waley entschuldigte sein Hierbleiben mit seinem steifen Rücken. Er kam sich tatsächlich ganz zerschlagen vor. Und nun saß er im Schatten der Hütte und überlegte. Wie war das gewesen?
    Er suchte sich einen Holzspan und legte ihn sorgfältig auf den Boden. Das Messer, mit dem Drubal die Liane durchschnitten hatte, war großartig gewesen. Drubal hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, es wieder vom Waldboden aufzuheben. Jack Waley glaubte den Grund zu wissen.
    »Oh, Pe’Ichen«, sagte er mit gefalteten Händen. »Oh, Pe’Ichen, gib mir, ich bitte dich, ein Messer. Ein schönes, scharfes Messer, wie das von Drubal. Ein königliches Messer, o Pe’Ichen, wie nur du es schaffen kannst.«
    Er sah zu Boden.
    Da, wo einen Augenblick zuvor ein Holzspan gelegen hatte, funkelte ein Messer, das sich in nichts von Drubals Messer unterschied.
    Jack Waley stand langsam auf. Er nahm das Messer auf und spürte die Kälte, die von dem Metall ausstrahlte.
    Dann machte er vor Freude einen Kopfstand.
    Er kicherte. Er wieherte vor Lachen. Dann ließ er sich an die Hüttenwand abgleiten. Er war machtlos gegen die plötzliche Fröhlichkeit.
    Wenn er bedachte, was er mit diesem Trick alles machen konnte!
    Ein Scheinbild, ein Gebet – und das gewünschte Ding lag ihm zu Füßen.
    Zauberei.
    Er wischte sich über die Augen und dachte über das Wort nach.
    Konnte es Zauber sein? Würde das Messer verschwinden, wenn jemand verborgene Spiegel zurückschwenkte?
    Er hatte keine Möglichkeit, das zu testen. Vor allem wollte er den Gott Pe’Ichen nicht beleidigen. Der Himmel wußte, was in diesem Falle geschehen mochte. Das Messer hatte jetzt seine Kälte verloren und paßte sich wunderbar seiner Hand an. Man mußte die Dinge nehmen, wie sie kamen. Das war schon immer sein Leitspruch gewesen. Weshalb sollte er plötzlich seine Lebensphilosophie ändern?
    Für einen jungen Mann, der irgendwie mit der galaktischen Zivilisation in Berührung gekommen war, würden sich die Antworten auf alle Fragen durch Naturwissenschaft und Technik ergeben. Für einen Mann wie Jack Waley konnte Zauberei keine wirkliche Macht darstellen. Er konnte zwar über Zauberei sprechen und sogar versuchen, ihr Wesen zu ergründen, aber sein wissenschaftliches Denken würde nie zulassen, daß er mit ganzem Herzen an etwas glaubte, das durch Naturgesetze nicht zu erklären war.
    Mimi mit ihrem geschmeidigen Gang kam hüftwiegend auf ihn zu. Von ihren Händen tropfte Blut. Ihr fremdartiges Gesicht enthielt das gleiche Strahlen, das ihm bei Diana Darkster aufgefallen war. Sie lächelte ihn an, und er stand ungeschickt auf.
    »Die Männer bringen jetzt unsere Hälfte der Beute herein, Jack. Heute nacht werden wir feiern.«
    »Du weißt, daß ich nicht von hier bin, Mimi – ich stamme nicht von Kerim …«
    »Wir sprechen nicht über die Herkunft anderer Menschen«, sagte sie sanft und wusch sich die Hände in einem großen Eimer, der vor der Tür stand. »Wichtig ist nur, was du jetzt bist.«
    »Gut – dann sage mir: Weshalb bittet ihr Pe’Ichen nicht um Nahrung, anstatt danach zu jagen?«
    Sie lachte leise, das dunkle, melancholische Lachen der Heimatlosen. »Dann hätten die Männer überhaupt keinen Spaß mehr.«
    Das ergab keinen Sinn.
    »Du meinst, sie töten gern?«
    Sie warf ihm einen schnellen Blick zu. Das Haar fiel ihr über das Gesicht, und es schien, als betrachte sie ihn durch ein Versteck. »Nein, Jack. Das Töten macht uns keinen Spaß. Wir überließen es auch heute den Grünen und paßten nur auf, daß sie nicht mehr als ihren Anteil nahmen. Aber in der Jagd selbst steckt Spannung.«
    »Das ist schon klarer ausgedrückt.« Waley dachte mit Entsetzen an seine erste Jagd. Jetzt waren der Erste Ingenieur und sein Schraubenschlüssel Atome im All …
    Das brachte ihn auf andere Gedanken. Er sah Mimi interessiert an. Sie stand mit erhobenen Armen da und glättete ihr schweres, dunkles Haar. Die Haut schimmerte weiß, und unter dem gelben Gewand zeichneten sich vielversprechende Formen ab.
    Waley

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