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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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fühlte sich befangen wegen der Packung American Spirits in ihrer Handtasche. »Dann hat er also geraucht«, sagte sie. »Das heißt nicht, dass es für ihn in Ordnung war, wenn sie es tat. Vielleicht fand er, sie sei zu jung dafür.«
    »Oder sie hat mich angelogen«, sagte Archie.
    »Soll ich mit ihr reden?«, fragte Susan. »Mein Geschick beim Verhör von Teenagern anwenden?«
    Archie lächelte. »Ihr beide habt eine Menge gemeinsam.«
    Susan hatte den Verdacht, dass dies kein Kompliment war. »Vielleicht können wir losziehen und uns in der Mall Piercings machen lassen«, sagte sie.
    »Ich hole Sie morgen früh um zehn ab.«
    Susan betrachtete ihn. Er sah müde aus. »Das machen Sie jetzt, damit ich Ihnen vom Leib bleibe, oder?«
    »Ja.«
    »Okay«, sagte sie.
    Sie stand auf, und in diesem Moment läutete ihr Handy. Es befand sich in ihrer Handtasche, die eher ein um den Oberkörper geschlungenes Samtsäckchen mit sehr langen Riemen war. Sie wühlte es heraus und sah auf die Nummer. Es war wieder dieser Kerl vom Oregon State Hospital. Sie hatten einander den ganzen Tag lang ständig verpasst und sich Nachrichten hinterlassen. Sie fragte sich, ob Archie ebenfalls einen Anruf von ihm erhalten hatte. Dann sah sie zu den Trümmern von Archies Telefon und beantwortete sich die Frage selbst.
    »Müssen Sie das Gespräch annehmen?«, fragte Archie.
    Sie wusste, sie sollte ihm sagen, dass sie Gretchens Einladung zu einem Interview akzeptiert hatte. Er würde es wissen wollen. Er würde es ihr ausreden wollen.
    Von wegen ausreden. Er würde es ihr verbieten wollen.
    Und dann würde Susan sie trotzdem besuchen müssen, und Archie würde enttäuscht sein und sich Sorgen machen.
    Das war die Sache, die Archie über Susan nicht wusste. Er war immer so bestrebt, sie zu beschützen, dass ihm entging, wie sehr sie ihrerseits daran interessiert war, ihn zu beschützen. Archie hatte sich beinahe umgebracht, um den Bann zu brechen, mit dem ihn Gretchen belegt hatte.
    Sie würde es ihm nicht sagen. Noch nicht.
    Susan schaltete den Klingelton an ihrem Handy ab und sah sich bereits nach ihren schönen, schmerzhaften Stiefeln um. »Es kann warten«, sagte sie. »Fürs Erste.«
    Archie Sheridan war nicht der Einzige, der ein Geheimnis für sich behalten konnte.

11
    Diesmal war es der Lärm von der Baustelle.
    Ein Teil des Gehsteigs der Esplanade war durch die Flut unterspült worden und eingebrochen, und sie schoben nun mit Bulldozern endlich fort, was von den Betontrümmern noch übrig war. Es klang, als würden riesige Metallzähne auf Felsblöcken kauen. Archie beendete den Versuch, einschlafen zu wollen, und setzte sich im Bett auf.
    Er sah auf die Uhr. Es war 2.59 Uhr.
    Sein Hals war steif, und als er ihn reflexartig rieb, fanden seine Finger die Narbe, wo Gretchen ihm mit einem Streich ihres Skalpells die Kehle aufgeschlitzt hatte.
    Das war die Sache, die Henry und die anderen nicht verstanden: Wie sich Archie ihr immer wieder in den Weg stellen konnte, nach allem, was sie ihm angetan hatte. Doch er wusste, dass sie ihn nicht töten würde.
    Nicht absichtlich.
    Selbst als er damals auf die Knie gesunken war und das Blut über seine Brust strömte, hatte er gewusst, dass es keine tödliche Wunde war.
    Archie setzte sich an den Bettrand. Der Ventilator kitzelte die Haare auf seinem nackten Körper. Schweiß lief ihm langsam über den Rücken. Die Luft fühlte sich dicht und warm an, als würde sie Druck auf ihn ausüben.
    Er behielt die Hand an der Kehle, und die Narbe war eine Furche unter seinen Fingern. Sie hatten die klaffende Wunde zugenäht, und jeder Stich hinterließ seine eigene Narbe, es sah sehr frankensteinmäßig aus. Er spürte sein Blut in den Fingerspitzen pochen. Sie hatte seinen Puls ebenfalls gefühlt, als sie ihn geschnitten hatte, sie hatte ihn gefühlt, um festzustellen, wo seine Halsschlagader war, und sie hatte sorgsam darauf geachtet, sie knapp zu verfehlen, als sie die Klinge durch sein Fleisch zog.
    Man kam im Leben pausenlos knapp davon. Durch schnelle Reflexe vermiedene Autounfälle. Geländer, die einen Sturz auffingen. Antibiotika. Sicherheitsgurte. Helme. Wir müssten eigentlich alle schon hundert Mal tot sein.
    Archie hatte angeblich versucht, sich mit Tabletten umzubringen. »Selbstmord auf Raten« hatten es die Psychiater genannt. Archie wusste nicht, ob er ihnen glauben sollte. Er hatte eine Waffe. Er konnte sich jederzeit eine Kugel in den Kopf jagen.
    Er hatte die Tabletten nicht genommen, um

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