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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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zärtlicheres Gefühl ihr gegenüber. In der Hektik einer Morduntersuchung übersah man die Opfer manchmal. Archie rief sich gern in Erinnerung, dass sie mehr waren als Fotografien. Sie waren Fleisch und Blut und Haut. Er fuhr sich über das Gesicht. »Ich musste sie nur sehen«, sagte er.
    »Fahren Sie nach Hause«, sagte Robbins.
    Archie sah auf die Uhr. »Eine Sache muss ich vorher noch erledigen.«
    Er überließ Robbins seiner Arbeit, hielt noch an einem Spender an der Wand beim Ausgang und drückte sich einen Spritzer alkoholisches Gel auf die Hände. Auf dem Weg zum Erdgeschoss rief er Debbie an.
    »Hallo, ich bin’s«, sagte er.
    »Ich habe die Nachrichten gesehen«, sagte seine Exfrau. Sie hielt inne. »Ich hätte dich auch angerufen. Harter Tag?«
    »Ja«, sagte er, führte es jedoch nicht näher aus. Sie stellte keine Fragen. »Kann ich nur kurz Hallo sagen?«
    »Warte«, antwortete sie. »Ich hole sie.« Er hörte sie durch die Wohnung gehen. »Kinder«, rief sie, »euer Vater ist am Telefon.«
    Archie hörte Saras freudiges Quietschen. Er liebte dieses Geräusch noch immer mehr als alles andere auf der Welt.

23
    »Du machst dir wieder Sorgen um ihn«, sagte Claire.
    Henry starrte zu dem Ventilator an der Decke hinauf. Sie lagen nackt und erschöpft in seinem Bett, Claires Arm hing über seine Brust.
    Sex kostete ihn dieser Tage mehr Kraft. Er schwitzte mehr. Sein Herz arbeitete schwerer. Er versuchte, es vor ihr zu verbergen, aber natürlich merkte sie es.
    Jetzt war ihr eindeutig nicht entgangen, dass er mit seinen Gedanken woanders war. »Tut mir leid«, sagte er.
    Claire seufzte, legte sich zurück und sah mit ihm zum Ventilator hinauf. Er hatte weiße Metallblätter und eine Beleuchtung, die nie funktioniert hatte. Henry hatte ihn vor zehn Jahren angebracht, in jenem ersten Sommer nach dem Kauf des Hauses. Die Zugkette schwang in langsamen Kreisen. »Rede einfach mit ihm«, sagte Claire.
    Henrys Katze sprang aufs Bett und stakste umher, ehe sie sich niederließ und zu schnurren begann.
    Henry hatte daran gedacht, Debbie anzurufen. Aber nur für einen Moment. Archie würde es nicht wollen. Er wollte, dass seine Exfrau ihr eigenes Leben führte. Und das konnte sie nicht, wenn sie ständig in seinen Mist hineingezogen wurde. So würde es jedenfalls Archie sehen.
    Claire legte ihre freie Hand flach auf den nackten Bauch und sah auf die kaum wahrnehmbare Erhebung hinunter. »Glaubst du, er hat es bemerkt?«
    »Nein«, sagte Henry.
    Sie biss sich auf die Unterlippe und sah zur Seite. »Das ist normal. Männer sind langsam in dieser Beziehung.«
    Der Deckenventilator war mit den Jahren locker geworden und erzeugte ein leises Klopfgeräusch, wenn er beim Laufen schaukelte. »Nicht Archie«, sagte Henry.
    Sie waren einen Moment lang still und lauschten dem Rauschen des Ventilators und dem Schnurren der Katze, wie der Wind die Blätter einer Zeitschrift auf dem Nachttisch anhob und die Aufhängung des Ventilators an die Decke schlug.
    »Ich hasse deinen Futon«, sagte Claire.
    Henry drehte sich zur Seite, führte ihre Hand an seinen Mund und küsste ihre Finger. »Futons sind uralte, sehr beliebte Betten«, sagte er. »Die Betten von Herrschern.«
    Die Spitzen von Claires kurzem braunem Haar waren nass vor Schweiß. Ihre Brüste waren vollkommene halbe Pfirsiche, die Brustwarzen klein und dunkel. Alles an ihr war winzig. Sie musste jedes Mal den Ausweis zeigen, wenn sie ein Bier bestellte. Aber sie konnte einen Verbrecher im Spurt einholen und per Judo auf die Matte schicken. Sie würden ein außergewöhnliches Kind bekommen.
    Manchmal wünschte Henry, er hätte Claire zwanzig Jahre früher kennengelernt.
    »Er ist wahrscheinlich einfach nur auf den Fall konzentriert«, sagte Claire.
    Es stimmte. Sie hatten den ganzen Tag gearbeitet und nichts erreicht. Keinerlei Beziehung zwischen den Opfern. Keine Spuren am Tatort. Keine Zeugen. Aber Archie hatte abgelenkt gewirkt, nicht bei der Sache, was den Fall betraf.
    Es war etwas anderes.
    Als hätte Claire seine Gedanken gelesen, sagte sie: »Was dann?«
    Die Katze stand auf und streckte sich, dann rieb sie sich an Claires Bein und hinterließ eine Spur grauer Haare auf ihrer schweißnassen Haut. Claire kraulte gedankenverloren den Kopf des Tiers.
    Henry fragte sich manchmal, wie viel sich Claire über Archies Beziehung zu Gretchen zusammengereimt hatte. Es war eins der Dinge, über die sie nicht sprachen.
    »Hast du sein Handy gesehen?«, fragte Claire.
    Das

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