Sterbensschön: Thriller -
Ergebnisse.
»Ich habe keine Ahnung«, sagte Susan.
Aber sie würde es herausfinden.
22
Das Leichenschauhaus von Multnomah County war erst vor Kurzem wieder eröffnet worden, nachdem es aufgrund von Flutschäden drei Monate lang geschlossen gewesen war. Oberflächlich betrachtet sah es aus wie vorher, nur aufgeräumter, da sich in der kurzen Zeit noch keine Unordnung anhäufen konnte. Aber die Böden hatten einen neuen, leuchtend weißen Linoleumbelag, und die Betonwände waren frisch gestrichen. In der Folge wirkten die unterirdischen Räume heller, auch wenn Archie nicht sagen konnte, ob das vorteilhaft war. Er hatte auch gehört, dass die Stadt das Schubladensystem für die Kadaver durch einen begehbaren Kühlschrank ersetzt hatte, um mehr Leichen aufbewahren zu können.
Es war Abendessenzeit und das Leichenschauhaus nur spärlich mit Personal besetzt. Archie fand Robbins jedoch im Autopsieraum, wo er vor den verkohlten Überresten von Gabby Meesters stand. Robbins verschwand fast gänzlich hinter seiner Ausrüstung: Chirurgenkittel, Schuhschoner, ein Haarnetz, ein Augenschirm vor einer Atemmaske, Chirurgenhandschuhe.
»Wie sind Sie hier hereingekommen?«, fragte Robbins und sah von dem stählernen Obduktionstisch auf. Gabby war nur ein Kopf und ein Torso. Mit den Stummeln anstelle von Armen und Beinen sah sie klein aus, wie ein Kind.
Archie ging auf den Tisch zu und schwenkte eine weiße Plastikkarte mit einem Magnetstreifen auf der Rückseite. »Ich habe eine Zugangskarte«, sagte er.
»Haben Sie die bekommen, als man Ihnen den Stadtschlüssel ausgehändigt hat?«, fragte Robbins.
Robbins hatte Gabby aufgeschnitten. Ihre verkohlte Haut war abgestreift, und die Rippen waren entfernt. Sie war rosa innen, wie Steak, das bei großer Hitze angebrannt, aber in der Mitte roh geblieben war. Ihr Dickdarm blähte sich, wo ihr Bauch gewesen war.
»Das ist eins meiner Privilegien«, sagte Archie und steckte die Karte wieder ein. »Sie haben mir außerdem den Entzug bezahlt.«
Robbins lachte. »Vielleicht gebe ich meinen Job auf und fange in Zukunft auch Serienkiller.« Er schnitt Gabbys Herz frei und tütete es ein, dann entfernte er rasch eine ihrer Lungen. Archie staunte immer, wie schnell dieser Teil ging. Eine scharfe Klinge und ein paar Bewegungen aus dem Handgelenk heraus. Es dauerte nur zehn Minuten, eine Leiche zu öffnen und auszunehmen.
»Machen Sie nur Ihren Job«, sagte Archie. Er griff in die Umhängetasche, die er dabeihatte, und zog eine braune Papiertüte heraus. »Was dagegen, wenn ich esse?«, fragte er.
Robbins zog die Augenbrauen in die Höhe. »Mann, Sie machen das wirklich schon zu lange.«
Archie holte den Burrito mit kaltem Huhn hervor, den ihm Claire von einem Imbiss mitgebracht hatte. Vor allem ging es ihm darum, einen anderen Geschmack als den nach verbranntem Fleisch im Mund zu haben. Er biss ab und kaute.
»Haben Sie die Familie verständigt?«, fragte Robbins und schnitt den zweiten Lungenflügel heraus.
Robbins hatte Gabby Meesters Identität kurz vor Mittag durch zahnärztliche Unterlagen bestätigt. Archie war binnen einer halben Stunde bei ihr zu Hause gewesen. »Ehemann und Schwester«, sagte Archie und schluckte. »Die Kinder waren oben.«
Robbins hielt kurz inne. »War es schwer?«
Archie hatte die Kinder oben spielen gehört, zwei Mädchen, jünger als Sara. Sie hatten keine Ahnung, dass ihre Welt in diesem Moment über ihnen einstürzte. »Es ist immer schwer«, sagte er.
»Irgendwelche Spuren?«, fragte Robbins und setzte seine Arbeit fort.
»Wir haben den ganzen Tag ihre Kollegen, den Ehemann, ihre Kunden befragt und nach Zeugen geforscht«, sagte Archie. »Wir haben Exfreunde von ihr ausfindig gemacht. Sind ihre Handygespräche, ihre Bankauszüge und ihre Kreditkartenbelege durchgegangen. Sie hat das Haus heute in aller Frühe verlassen. Danach hat sie niemand mehr gesehen.« Archie legte den Rest des Burritos in die Tüte zurück und warf alles in einen roten Müllsack für biologisch gefährliche Abfälle neben dem Tisch. »Sie hat ihren Mörder nicht gekannt«, sagte er.
»Ich werde vor morgen nichts für Sie haben«, sagte Robbins.
»Ich weiß«, erwiderte Archie. Er sah auf Gabby Meesters hinunter, auf ihr Inneres, das mit Holzkohle von der Knochensäge bestäubt war, die durch ihren verkohlten Brustkorb geschnitten hatte, auf die Haut an ihrem Hals, die vom Muskel getrennt und über ihr Kinn gezogen war. Es drehte ihm nicht den Magen um. Es gab ihm ein
Weitere Kostenlose Bücher