Sterbenswort: Thriller (German Edition)
verunsicherte Kathrin.
Sie widersprach leise: »Aber Mia kann es nicht gewesen sein.«
»Dann verstehe ich es auch nicht.«
»Und …«
Kathrin zögerte.
»Heinrich«, sagte sie. »Ich habe auch mit ihm Kontakt aufgenommen.«
Bei Kathrins folgenden Worten erschrak Amelie nun doch, und ihre Fröhlichkeit verschwand.
»Heinrich bekommt E-Mails, in denen er und seine Frau bedroht werden. Sie sind ebenfalls von Erik.«
19
Damals
D u hast Kathrin schöne Augen gemacht!«
Keine zehn Sekunden waren vergangen, seit Amelie die Wohnung verlassen hatte, da begann Heinrich bereits mit seinen Vorwürfen.
»Was?« Erik wusste nicht, wie ihm geschah.
»Du hast genau verstanden, was ich gesagt habe«, sagte Heinrich und wiederholte es dennoch. »Du hast ihr schöne Augen gemacht. Und du hast sie mit deinen Blicken förmlich ausgezogen.«
»Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest.«
Verlegen griff Erik nach seinem leeren Glas. Er hob es einen Fingerbreit an, dann stellte er es wieder ab. Er vermied es, Heinrich anzusehen.
»Du weißt es ganz genau, Erik.«
Kathrin fühlte sich bei Heinrichs Worten ertappt. Schließlich hatte sie selbst gerade zurückgedacht an die unselige Geschichte von vor wenigen Tagen.
»Willst du sie wieder ficken?«
Erik erschrak.
Gleichzeitig zuckte Kathrin in sich zusammen.
Nun sah Erik doch auf.
»Jetzt ist aber gut, Heinrich«, versuchte Thomas zu beschwichtigen und legte seine Hand auf die Schulter des Freundes. Rabiat schob dieser die Hand zur Seite: »Nichts ist gut!«
Heinrich senkte den Kopf.
Besann er sich oder sammelte er nur Kraft?
Er schnaubte wie ein Stier, der sich anschickte, auf den Torero zuzurennen. Kathrin glaubte, Fußscharren im Arenasand zu vernehmen.
Dann stützte sich Heinrich auf der Tischplatte auf und stemmte sich aus dem Stuhl.
Sie alle überragend, flüsterte er, leicht nach vorne gebeugt: »Ob du sie wieder ficken willst?«
Auch Erik erhob sich. Anscheinend konnte er es nicht ertragen, dass Heinrich auf ihn hinabsah. Die beiden standen sich nun gegenüber und belauerten einander. Zwischen ihnen lediglich der Küchentisch. Im Gegensatz zu Heinrich schwankte Erik.
»Nein.«
»Das glaube ich dir nicht.«
»Es ist die Wahrheit.«
Heinrichs Stimme klang fest und aggressiv, die von Erik unsicher und undeutlich.
»Es hat dir doch Spaß gemacht mit ihr.«
Erik antwortete nicht.
»Antworte! Hat es dir Spaß gemacht?«
»Heinrich!« Kathrin versuchte, ihren Freund zum Schweigen zu bringen.
Der drehte sich zu ihr: »Du hältst dich da raus, Kathrin! Ich weiß, dass es euch Spaß gemacht hat, allen beiden.«
Kathrin hätte ihm am liebsten gesagt, dass Heinrich selbst Schuld an der Situation gehabt habe, doch hielt sie dies für keinen günstigen Augenblick. Vermutlich hätte ihn das nur weiter angestachelt.
Er wandte sich wieder Erik zu.
»Es hat dir also Spaß gemacht, meine Freundin zu ficken.«
»Heinrich. Ich liebe Amelie. Das weißt du. Und Kathrin liebt dich.«
»Du streitest es also gar nicht ab, dass es dir Spaß gemacht hat.«
»Heinrich, bitte«, versuchte es Kathrin erneut. Heinrich ignorierte ihr Flüstern.
»Und jetzt willst du sie wieder ficken.«
»Nein. Das will ich nicht. Es war ein Fehler.«
»Ich habe doch gesehen, wie verliebt ihr euch vorhin angeguckt habt. Und ich habe auch euer Bauernpetting unter dem Tisch bemerkt. Ihr haltet mich wohl für blöd.«
So kannte Kathrin ihren Freund nicht. Üblicherweise drückte er sich gewählter aus. Wodka und LSD schienen verborgene Seiten zu wecken.
»Wollt ihr gleich wieder rüber in Kathrins Zimmer? Oder sollen Thomas und ich die Düse machen? Dann könnt ihr’s gleich hier auf dem Küchentisch treiben! Ist es das, was du willst?«
Jetzt stand auch Kathrin auf.
»Es reicht, Heinrich!«, brüllte sie ihn an.
Eine Schrecksekunde lang wirkte er irritiert. Dann blickte er – an Kathrin vorbei – auf etwas, das sich hinter ihr befand.
»Verdammte Filmerei. Läuft die Kamera auch schon wieder?«
»Das Licht leuchtet grün«, meinte Thomas.
»Also läuft sie?«
»Wenn das Licht grün leuchtet, dann läuft sie auch«, erklärte Thomas.
»Weißt du was, Erik, ich habe es satt, ständig und überall von dir gefilmt zu werden. Wahrscheinlich sind da sogar schon Nacktaufnahmen von Kathrin auf einer deiner Kassetten.«
Er schob sich um den Tisch.
»Ich werde das ein für alle Mal unterbinden.«
Eriks Augen weiteten sich. Kathrin hatte das Gefühl, dass er um seine Kamera mehr
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