Sterbenswort: Thriller (German Edition)
Angst hatte als um sich selbst.
»Du kannst deine Pornos drehen, wo du willst, aber nicht hier in der Wohnung, und nicht mit meiner Freundin.«
Schon war Heinrich bei der VHS -Kamera und riss sie vom Stativ.
»Lass sofort meine Kamera los!«
Erik stürzte sich auf ihn.
Alles ging so schnell, dass sich Kathrin nicht in der Lage sah zu reagieren. Auch Thomas saß einfach nur da.
Erik versuchte nach der Kamera zu greifen, doch Heinrich wich aus. Dabei prallte er gegen das Stativ, das scheppernd gegen den Kühlschrank und dann zu Boden fiel.
»Weißt du, was die Kamera gekostet hat?«
Erik kämpfte noch um sein Gleichgewicht, während Heinrich schon an der Klappe der Kamera herumnestelte.
»Scheiß Porno-Regisseur! Ich zieh dir alle Bänder aus den Kassetten und zerreiß sie in tausend Fetzen. Und die Kamera mach ich platt.«
»Gib mir sofort meine Kamera!«
»Ich lass mir doch von so einem beschissenen Möchtegern-Regisseur nicht sagen, was ich zu tun habe.«
Erneut stieß Erik nach vorn, doch Heinrich zog die Kamera weg.
»Ja, es hat mir Spaß gemacht, Kathrin zu ficken«, sagte Erik nun, offenbar um Heinrich von der Kamera abzulenken.
Prompt hielt dieser inne.
Er funkelte Erik böse an.
»Du verdammter Scheißkerl«, flüsterte er, dann holte er mit der Kamera aus und schlug zu. Eriks Arme gingen zur Abwehr nach oben, doch er war viel zu langsam. Bereits der erste Aufprall der Kamera zwang ihn in die Knie. Sie hatte ihn genau an der Schläfe getroffen. Seine Arme hatten nicht mehr genügend Kraft, um den zweiten Schlag zu verhindern.
Drei Mal.
Vier Mal.
Immer auf die gleiche Stelle.
Dann kippte Erik zur Seite.
Erst jetzt erwachte Kathrin aus ihrer Schockstarre.
Wäre sie Heinrich nicht in den Weg gesprungen, hätte er weiter auf den wehrlos am Boden Liegenden eingedroschen. Immer weiter. Sinnlos.
Denn Erik rührte sich nicht mehr.
Kathrin kümmerte sich um ihn – und wusste sehr schnell, dass es nichts gab, was sie für den Freund noch tun konnte.
20
Heute
K athrin Voss musste unweigerlich an André Scheuner denken.
Sie hatte ihn zu sich nach Hause eingeladen, zum Spielen. Acht Jahre alt war sie seinerzeit gewesen. Sie spielten Karten: Mau-Mau, 66, Elfer raus.
Das Elfer-raus-Spiel hatte sie erst wenige Tage zuvor von ihren Eltern zum Geburtstag bekommen. Jede Menge Süßigkeiten waren von der Party übriggeblieben. Kathrin und André vergaßen die Zeit, stopften während des spannenden Spiels massenweise Bonbons, Gummibärchen und Lakritze in sich hinein. Papier und Alufolie von vier Tafeln Schokolade lagen zwischen den Kindern.
Kathrin wurde übel.
An ihren Eltern, die im Wohnzimmer fernsahen, schlich sie sich vorbei, damit sie nicht eingestehen musste, dass sie sich nicht an deren Rat gehalten hatte.
»Iss ja nicht zu viel auf einmal«, hörte sie in Gedanken die Stimme ihrer Mutter, während sie leise die Toilettentür öffnete.
Sie beugte sich über die Schüssel und konnte sich kaum vorstellen, dass die Geräusche von ihren Eltern unbemerkt blieben. Aber anscheinend war dem so, denn niemand kam und stellte sie zur Rede.
Der erste Versuch, die Toilette wieder zu verlassen, scheiterte.
Obwohl sie nicht glaubte, dass noch etwas von den Süßigkeiten in ihr war, vermeldete ihr Magen etwas anderes und quälte sie weiter.
Als sie später leise in ihr Kinderzimmer zurückkehrte, erlebte sie eine Überraschung: So ordentlich hatte es noch nie ausgesehen!
Ihre Plüschtiere saßen allesamt in einer Reihe auf dem Bett, das kleinste – der Babyhase – links, das größte – der Teddy, den sie vor ihrem vierten Geburtstag noch nicht überragt hatte – ganz rechts; alle mit Blickrichtung nach vorn.
Ihre Bücher, die im Raum umhergelegen hatten, standen nun alle ordentlich im Bücherregal. Nicht nur das: André hatte in der Zwischenzeit auch diese nach der Größe geordnet.
Und die Kartons mit den Brettspielen sahen jetzt wie eine Pyramide aus, exakt mittig aneinander ausgerichtet.
Im Moment saß André über den Kartenspielen und sortierte auch diese.
André konnte Kathrin genau berichten, wie viele Bücher sie besaß und wie viele Plüschtiere. Auch die Anzahl der Karten in jedem der Spiele wusste er.
Als achtjähriges Mädchen wunderte sie sich über ein solches Verhalten, erst als Erwachsene identifizierte sie es als krankhaft.
Denn im Studium war es Kathrins Kommilitonin Laura Baumeister gewesen, die sie wieder zurückdenken ließ an André Scheuner.
Sie hatte sich mit
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