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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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überlegt es euch gut, denn wenn ich gleich telefonieren gehe, schmoren eure Ärsche den Rest dieser Nacht wegen Sachbeschädigung auf einer Polizeiwache, so viel ist sicher.«
    »Mör-der! Mör-der!«
    »Na schön, wie ihr wollt«, brummte der Wachmann missmutig. »Fuß, Reno!«, befahl er dem Hund, der sich nur widerwillig von der Gruppe löste. Er knurrte noch immer, als sie wieder bei den beiden anderen Wachmännern waren. »Ist Hees noch da?«
    Meier nickte.
    »Dann versuch ihn zu erreichen und erzähl ihm, was hier los ist. Olaf, du rufst die Polizei. Anscheinend wollen diese Penner es ja so haben.«
    »Verrückt, so was.« Sein Kollege raufte sich die blonden Haare. »Stehen hier rum und heulen den Mond an. Ich wünschte, ich könnte wieder Kaufhäuser bewachen. Da muss man wenigstens nicht mit solchen Spinnern rechnen. Glaubst du, hier schwirren noch mehr von denen rum?«
    »Keine Ahnung. Aber Reno und ich bleiben hier und behalten diese Idioten vorsichtshalber im Auge. Ich sage dir, irgendwas stimmt hier nicht.« Er ließ den Blick misstrauisch über das Gelände gleiten. »Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht.«
    Während der Wachmann sich den Kopf zerbrach, erreichte Koschny völlig erschöpft die Laderampe. Keuchend lehnte er sich an einen Container und blickte zurück. Gut hundertfünfzig Meter lagen zwischen ihm und dem Gerätehaus, das er in der Dunkelheit kaum noch erkennen konnte. Hundertfünfzig Meter, von denen er jeden einzelnen in seinem schmerzenden Fuß spürte. Wieder einmal verfluchte er sich für seine Unsportlichkeit. Er konnte stundenlang hochkonzentriert vor einem Bildschirm sitzen und seine Gedanken mit der Wendigkeit eines Geparden formulieren, doch wenn es darum ging, im Laufschritt einen Parkplatz zu überqueren, konnte er es bestenfalls mit einer Schildkröte aufnehmen. Das war nur einer der Gegensätze, die das Leben ihm aufzwang, aber es war derjenige, mit dem er sich am wenigsten abfinden konnte.
    Nachdem er wieder zu Atem gekommen und der Schmerz in seinem Fuß ein wenig abgeklungen war, sah er sich um. Er befand sich direkt hinter dem Hauptgebäude. Etwa in der Mitte der Rückfront sah er eine zehn Meter lange Laderampe, an die sich ein kleines Kontrollhäuschen anschloss. Ein Kleintransporter mit dem MediTech-Logo war mit der Ladefläche zur Rampe geparkt.
    Die etwa drei Meter breite Öffnung über der Rampe war mit einem schweren stählernen Sicherheitsrollo verschlossen, sie kam als Eingang nicht in Frage. Ein Stück weiter war eine graue Stahltür, neben der Leerpaletten gestapelt waren. Alles wirkte übertrieben sauber, wie aus einem Werbespot. Keine leeren Kartons oder Folienreste auf dem Boden. Keine herumstehenden Kisten und keine gestapelte Ware, was auf wenig Durchgangsverkehr in diesem Teil des Unternehmens schließen ließ. Koschnys Blick glitt über eine lange Reihe schmaler Fenster, die wie Schießscharten in einem Abstand von zwei Metern in die Wand eingelassen waren, bis er an einer Stelle über der Stahltür haften blieb. Das Fenster darüber war kaputt und nur notdürftig mit Pappe und Klebeband repariert worden. »Ist vor einem Jahr bei einem Umbau passiert. Das ist Ihre Eintrittskarte« , erinnerte er sich an Seiferts Beschreibung.
    Das Fenster befand sich schräg rechts über der Stahltür. Vom Boden der Laderampe aus lag es etwas über drei Meter hoch, wie Koschny schätzte. Für wen hält der mich, für einen magersüchtigen Peter Pan? Wenn dies seine Eintrittskarte war, würde er die Vorstellung wohl versäumen.
    Er stieg die fünf Stufen zur Rampe hinauf und hoffte, dass das Ganze von dort aus freundlicher aussah. Doch das Fenster schien beinahe noch höher zu sein, als er direkt darunter stand.
    Unmöglich, das schaff ich nie.
    Sein Blick fiel auf den Stapel Leerpaletten an der Wand. Er brauchte etwa fünf Minuten, bis er sie unter das Fenster gezerrt hatte. Nach einer kurzen Verschnaufpause kletterte er mühsam auf die oberste Palette. Als er dort angekommen war, begann das Gebilde unter ihm bedrohlich zu wanken. Das war doch verrückt. Was er hier tat, war absolut verrückt!
    Er streckte sich, so weit er konnte, doch seine Finger erreichten gerade eben die flache Einbuchtung unterhalb des Fensterrahmens. Noch etwa zehn, vielleicht fünfzehn Zentimeter, und er könnte den Rahmen greifen und sich daran hochziehen. Er hielt nach weiteren Paletten Ausschau, konnte aber keine entdecken. Seine einzige Chance war die schwarze Kunststoffklinke der

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