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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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verstehen, dass ich absolut sichergehen muss.« Er hantierte von neuem auf dem Tisch herum.
    »Was kommt als Nächstes?«, fragte Sven nervös. »Ein paar Elektroschocks als kleiner Denkanstoß?«
    Hees lachte, wurde jedoch gleich wieder ernst. »Wie gesagt, ich will nicht riskieren, dass Sie dabei draufgehen. Deshalb wende ich in Ihrem Fall etwas subtilere Methoden an.« Er hielt Sven eine zweite Spritze hin. Im Gegensatz zur ersten war diese jedoch leer. »Haben Sie schon mal etwas von Method Acting gehört, Herr Kommissar? Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Schauspielbereich und beschreibt das intensive Hineinversetzen in andere Personen. Manche Schauspieler befassen sich dabei so exzessiv mit ihrer Rolle, dass sie sie schließlich nicht mehr spielen, sondern leben . Anders ausgedrückt: Um wissen zu wollen, was es heißt, blind zu sein, muss man selbst eine Zeitlang auf sein Augenlicht verzichten. Wenn man die Erfahrungen und Gefühle eines Kranken verstehen will, muss man selbst schon einmal krank gewesen sein. Auch Psychologen wenden diese Methode an, um sich besser in die Denkweise bestimmter Patienten hineinversetzen zu können.« Er ging vor Sven in die Hocke, in jeder Hand eine der Spritzen. »Um Sie von der Dringlichkeit meines Anliegens zu überzeugen, habe ich beschlossen, Sie aktiv an meiner Arbeit teilhaben zu lassen, um so quasi Ihren Horizont zu erweitern. Als Sie vorhin bewusstlos waren, habe ich daher einige Vorkehrungen getroffen.«
    »Wie … wie meinen Sie das?« Svens Gesichtsfarbe glich mehr und mehr der Wand, an der er lehnte.
    »Überlegen Sie doch mal, Herr Kommissar. Wenn in dieser Spritze das Gegenmittel ist, was war dann wohl in der anderen, die ich Ihnen bereits verabreicht habe?«
    Sven schluckte, obwohl sein Hals so trocken war, dass es wehtat. Und während er entsetzt auf die leere Spritze starrte, schwoll der stechende Schmerz in seiner linken Armbeuge zu einem gewaltigen Pochen an, das sich bis zu seiner Schulter hinaufzog.

39
     
     
     
     
     
     
     
    W as ist hier los?«, fragte einer der beiden Wachmänner erbost, als sie die Einfahrt erreicht hatten.
    »Keine Ahnung, frag die da«, erwiderte Meier kopfschüttelnd und deutete auf die vier Gestalten am Zaun. Über ihren Köpfen war ein großes Banner gespannt, das die gleiche Aufschrift trug wie das Sichtfenster des Wachhauses. Daneben war mit Draht ein großes Stofftier befestigt worden, aus dessen Bauch der dunkle Griff eines Messers ragte. »Die stehen seit zehn Minuten angekettet da und schreien ununterbrochen.«
    »Das glaub ich ja wohl nicht«, fauchte der zweite Wachmann, der wütend die Glasfront des Wachhauses betrachtete. »Wie konnte das passieren, hast du da drin gepennt?«
    »Na, was hätte ich denn tun sollen?«, setzte sich Meier aufgebracht zur Wehr. »Der Kerl ist plötzlich wie aus dem Nichts vor mir aufgetaucht und hatte eine Farbdose in der Hand.«
    »Aber hast du die Kerle denn nicht vorher gesehen? Die müssen schließlich eine ganze Weile an dem Zaun rumhantiert haben.«
    »Red doch kein Blech, Mensch«, empörte sich Meier. »Du weißt genau, dass man diesen Teil der Straße vom Wachhaus aus nicht sehen kann. Wenn die jemandem hätten auffallen müssen, dann ja wohl euch, warum schleicht ihr sonst hier draußen rum? Aber vermutlich habt ihr euch wieder mal ein ruhiges Plätzchen zum Rauchen gesucht, stimmt’s?«
    »Hört auf zu streiten!«, fuhr ihr Kollege dazwischen. »Das ändert auch nichts daran, dass wir in der Scheiße stecken.« Er war mittelgroß und kräftig, hatte aber trotzdem Mühe, seinen Hund festzuhalten. Der zerrte heftig in Richtung der vier Unruhestifter, bis der Hundeführer schließlich nachgab und langsam auf die vier zuschritt. Das wilde Bellen des Hundes ging in ein scharfes Knurren über, worauf der Mörder- Sprechchor deutlich leiser wurde. Trotzdem verstummten die angeketteten Männer nicht.
    »Sagt mal, habt ihr sie noch alle?«, brüllte der Mann. »Was glaubt ihr Umweltfuzzis eigentlich, was ihr mit dieser lächerlichen Show hier erreicht? Außer uns ist hier niemand, der euch hören kann. Also haltet endlich die Klappe!«
    »Mör-der! Mör-der!«
    »Na schön, ihr hattet euren Spaß. Ich schlage vor, ihr packt eure Sachen zusammen und macht euch schleunigst vom Acker, und wir vergessen das Ganze. So ersparen wir uns alle eine Menge Ärger und unnötigen Papierkram. Es ist schließlich nichts passiert, was man nicht mit ein bisschen Terpentin wieder hinkriegt. Also

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