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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Füße schleiften über den Boden, und seine Augen fanden Sven. Nur wenige Sekunden begegneten sich ihre Blicke, doch Sven kam es vor wie eine Ewigkeit. Hofers Augen lagen tief in den Höhlen und wirkten wie Fremdkörper in seinem bleichen Gesicht. Sie schienen etwas sagen zu wollen, und Sven glaubte zu wissen, was es war. Er nickte unmerklich.
    Ja, ich sage es ihnen , antwortete er diesem Blick stumm. Ich sage Ihrer Familie, dass es Ihnen leidtut.
    »Mein Gott, tut doch endlich was!«, schrie Koschny die Polizisten verzweifelt an, doch Hofer, der den Blick noch immer fest auf Sven gerichtet hatte, kam ihnen zuvor. Mit letzter Kraft packte er die Hand, die die Pistole gegen seine Schläfe drückte, tastete nach dem Abzug und drückte ab. Es ging so schnell, dass Staude keine Zeit hatte zu reagieren.
    Erste Regentropfen fielen vom schwarzen Himmel, als sich der Schuss löste und Hofer schlaff zu Boden glitt. Sein Blut spritzte über Staudes Gesicht, ließ es zu einer roten Maske erstarren. Wie versteinert starrte er die Waffe in seiner zitternden Hand an.
    »Fallen lassen!«, schrie einer der Polizeibeamten. Kurz darauf krachte ein weiterer Schuss. Staude schrie auf, griff sich an den Arm und taumelte zurück. Augenblicklich stürzten drei der Polizisten auf ihn zu, entrissen ihm die Waffe und drückten ihn zu Boden.
    Sven schloss die Augen, während aus der Ferne das dumpfe Grollen eines Gewitters zu hören war wie das ferne Echo des Schusses.

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    J a, bitte!«, ertönte es nach dem Klopfen. Sven öffnete die Tür und streckte den Kopf in das Krankenzimmer. Koschny saß angezogen auf dem Bett, umgeben von einem Wust aus Zeitungen und Papier. Als er Sven sah, schaltete er den Fernseher auf stumm. »Kommen Sie ruhig rein.«
    Eine Hand hinter dem Rücken, betrat Sven das Zimmer. An Koschnys Bett angekommen, streckte er ihm das Präsent entgegen. Das Zellophan knisterte. »Hier … für Sie«, sagte er verlegen.
    »Blumen?«, stellte Koschny verdutzt fest. »Sie schenken mir Blumen ?«
    »Na ja«, erwiderte Sven, »ich war unten in der Halle, an diesem Kiosk, und da … Wissen Sie, ich … ach, verdammt! Ich wusste einfach nicht, was ich Ihnen mitbringen sollte, und da habe ich gedacht, zu Ihrer Entlassung, da …«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Koschny. »Ich mag Blumen, vielen Dank.« Er nahm Sven den Strauß ab und legte ihn auf den Nachttisch neben seinen Laptop. »Was macht die Schulter?«
    »Fast wie neu.« Behutsam bewegte er den Arm auf und ab. »Tut nur manchmal noch ein bisschen weh. Und Sie?« Er blickte auf Koschnys dick bandagierten Fuß hinunter. »Wie steht’s mit Ihnen?«
    »Bänderriss! Wird mich wohl noch ’ne ganze Weile bremsen.«
    »Werden Sie denn nicht operiert?«
    Koschny schüttelte mit dem Kopf. »Die haben gesagt, so was operiert man nur bei Hochleistungssportlern. Da besteht bei mir wohl kaum Anlass.« Er grinste verschmitzt. »Der Arzt meint, das wächst von selbst wieder zusammen.«
    »Tja, dann werden Sie also in den nächsten Wochen nicht durch irgendwelche Fenster einsteigen.«
    Koschny grinste. »Damit habe ich es auch nicht eilig. Es sei denn, Sie haben wieder vor, sich kidnappen zu lassen.«
    Neugierig betrachtete Sven das gute Dutzend Zeitungen auf Koschnys Bett. »Wir haben ganz schön Staub aufgewirbelt, was?«
    »Worauf Sie Gift nehmen können«, meinte Koschny stolz. »Zeitungen, Radio, Fernsehen … Seit zwei Tagen berichten die Medien von nichts anderem mehr.«
    Sven fischte ein Exemplar des Rhein-Mosel-Kuriers aus dem Zeitungsstapel hervor. Die Schlagzeile nahm gut ein Drittel der Titelseite ein: I llegale M enschenversuche in A ltenheim – K riminelles P harmaunternehmen geschlossen . Das Bild in der Mitte des Artikels zeigte vier junge Männer, die Arm in Arm in die Kamera lächelten. Rechts oben prangte eine große Anzeige: GLOBAL NATURE FOUNDATION  – FÜR EINE BESSERE ( UM ) WELT . »Ja, aber Sie waren der Erste, nicht wahr?«
    »Was mich ehrlich gesagt ein wenig gewundert hat.« Koschny schob die Zeitungen zusammen. »Oder wie erklären Sie es sich, dass kurz nach Staudes Verhaftung eine sofortige Nachrichtensperre verhängt wurde, angeblich, um weitere Beteiligte nicht frühzeitig zu warnen? Ziemlicher Blödsinn, finden Sie nicht?«
    Sven schwieg verlegen.
    »Außerdem wurde am folgenden Nachmittag die Redaktion vom Westerwald-Express durch eine Hausdurchsuchung für Stunden lahmgelegt. Wobei übrigens einige ziemlich brisante

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