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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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kam auf sie zu. Er war jung, vielleicht Anfang dreißig. »Werden wir hier noch gebraucht?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete Sven. »In dem Gebäude befinden sich noch zwei weitere Personen. Eine davon ist schwer verletzt und wird vermutlich als Geisel festgehalten. Wir versuchen, den Mann rauszuholen.«
    »Um was für eine Verletzung handelt es sich?«, wollte der Arzt wissen.
    »Schusswunde. Genaueres kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    »In Ordnung. Ich fordere noch einen Krankenwagen an. Sobald er da ist, bringen wir Ihren Kollegen ins Krankenhaus. Seine Verletzungen sind nicht besonders schwer.«
    »Er ist nicht mein Kollege, er ist …« Sven zögerte eine Sekunde. »Er ist ein Freund.«
    »Was ist mit Ihrem Arm?« Der Arzt deutete auf den behelfsmäßigen Verband.
    Kommen Sie ihm lieber nicht zu nahe , hätte Sven beinahe gesagt. »Es geht schon. Sobald hier alles erledigt ist, fahre ich ins Krankenhaus.«
    »Wie Sie meinen.« Der Arzt machte kehrt und ging zu seinem Wagen zurück.
    »Hören Sie«, wandte sich Sven wieder Kluge zu. »Ihre Männer sollen jeden Ausgang dieses Gebäudes besetzen. Fordern Sie wenn nötig weitere Verstärkung an, und informieren Sie die Kripo. Da drin liegen drei Leichen, und ich will nicht, dass noch mehr dazukommen. Die Geisel ist schwer verletzt. Der Kerl wird also schnell handeln müssen, wenn er nicht riskieren will, dass sie ihm unter den Händen wegstirbt. Ich will, dass es hier nur so von Polizisten wimmelt, verstanden?«
    »Verstanden«, erwiderte Kluge. »Was ist mit der Feuerwehr?«
    »Sagen Sie denen, dass es ein Fehlalarm war. Die sollen sich aber vor dem Gelände bereithalten, für den Fall, dass wir sie noch brauchen. Im Moment blockieren sie nur die Durchfahrt.«
    Kluge nickte und eilte davon. Sven sah, wie er mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr sprach, der daraufhin seinen Männern etwas zurief. Kurze Zeit später wurden die Motoren gestartet, und mit demselben Getöse, mit dem sie gekommen waren, verschwanden die Löschzüge wieder.
    Sven steckte seine Dienstwaffe ins Gürtelhalfter. Sie hatte heute Abend schon genug Unheil angerichtet. Er konnte es noch immer nicht fassen, dass er überlebt hatte; die Eindrücke waren noch so frisch und doch so unwirklich, so weit entfernt. Vielleicht sollte er lieber ins Krankenhaus fahren und sich den Problemen stellen, die sein Überleben mit sich brachte. Andererseits war dies einfach nicht der richtige Zeitpunkt, um zu grübeln. Behutsam tasteten seine Finger nach dem Kästchen mit den Spritzen in seiner Hosentasche. Wie viel Zeit zum Grübeln blieb ihm wohl noch?
    Kluge rief ihm etwas zu. Er klang aufgeregt, aber Sven konnte ihn nicht verstehen. Dann war das leise Brummen eines Elektromotors zu vernehmen, gefolgt von einem metallischen Rasseln. Verwirrt sah er, wie seine Kollegen sich mit schussbereiten Pistolen um den Kleintransporter drängten, der unten an der Rampe stand. »Becker!«, hörte er Koschny aus dem Krankenwagen rufen. Er saß aufrecht auf der Trage und zeigte mit dem Finger. Sven folgte dem Finger und sah, was die anderen in Aufruhr versetzt hatte. Das stählerne Sicherheitsrollo über der Rampe hob sich langsam.
    »Haut ab!«, schrie Staude den Polizisten zu, die ihre Waffen auf ihn gerichtet hatten. »Ich will, dass ihr euch alle verzieht, verstanden?« Sein linker Arm lag um Hofers Brustkorb und hielt ihn aufrecht. Mit der rechten Hand drückte er ihm die Pistole gegen die Schläfe. »Wir steigen jetzt zusammen in den Lieferwagen da und verschwinden!«, brüllte Staude. Er musste den Kopf ein wenig nach hinten neigen, weil die starke Schwellung über dem rechten Auge seine Sicht behinderte. Angetrocknetes Blut klebte unter seiner Nase. »Wenn einer von euch uns folgt, ist der Mann tot. Das Gleiche gilt für Straßensperren.«
    »Seien Sie doch kein Idiot!«, schrie einer der Beamten zurück und trat einen Schritt vor. »Der Mann ist schwer verletzt, Sie werden nicht weit kommen!«
    Staude riss die Waffe hoch und feuerte einen Warnschuss in den nächtlichen Himmel. Sofort senkte er den Lauf wieder zu Hofers Kopf herab. »Habt ihr irgendetwas nicht verstanden? Ich habe gesagt, ihr sollt abhauen!«
    Der Polizist wich zurück. Sven hatte die anderen erreicht und war nur wenige Meter von der Rampe entfernt. Wie gelähmt stand er da und sah zu, wie Staude sich Schritt für Schritt auf die Ladekante des Kleintransporters zubewegte. Er zog Hofer mit wie einen Ertrinkenden. Hofers Hemd war blutgetränkt, seine

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