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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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wieder an die Arbeit machen, oder Sie landen wieder da, wo Sie hergekommen sind. Haben wir uns verstanden?«
    »Ja«, seufzte Krämer resigniert. »Klar und deutlich.« Demonstrativ kehrte er Hofer den Rücken zu und schritt zur Tür. Die Hand auf der Klinke, hielt er inne und drehte sich noch einmal um. »Ich frage mich nur, was auf Dauer leichter zu ertragen ist: ein betrunkener Versager zu sein, oder ein Mörder.«
    Damit verließ er das Zimmer.
    Hofer trat an seinen Tisch zurück und ließ sich in den Sessel fallen. Gedankenverloren betrachtete er die CD , die Krämer ihm gegeben hatte. Nervös tippten seine Finger auf das Etikett. CD 8/14- CP war mit schwarzem Filzstift darauf vermerkt.
    Ja, er wusste, was auf dem Spiel stand. Er wusste es nur zu gut.

7
     
     
     
     
     
     
     
    A ls die Wohnungstür im Erdgeschoss des Mietshauses geöffnet wurde, stand Dennis ein junger Mann mit langen blonden Haaren gegenüber. Thomas Milenz war schätzungsweise Mitte zwanzig, hatte aber das Gesicht eines unrasierten Dreizehnjährigen. Er trug ein offenes dunkelgraues Jeanshemd über einer ausgebeulten blauen Jogginghose, und seine Füße steckten – wie sollte es anders sein – in weißen Birkenstocksandalen.
    Dennis hatte Milenz’ Adresse aus dem örtlichen Telefonbuch, ein weißes Reihenhaus genau gegenüber von dem kleinen Stadtpark. Die Nachricht von Jensens Tod hatte sich wie ein Lauffeuer in dem Pflegeheim verbreitet, und so überraschte es Dennis nicht sonderlich, dass Milenz bereits im Bilde war. Was allerdings die erhofften Informationen betraf, schien er seine Erwartungen zurückschrauben zu müssen.
    »Das ist so, wissen Sie«, erklärte Milenz und gestikulierte dabei wild mit den Händen, als wollte er seine Worte in die Luft meißeln. »Laut Dienstplan waren Jensen und ich zwar zusammen eingeteilt, aber in Wahrheit hatte ich kaum was mit ihm zu tun.«
    »Wie ist das zu verstehen?«, fragte Dennis.
    »Na ja, er hat fast immer bei Pille rumgehangen – so nennen wir Doc Krämer, unseren Hausarzt. Medikamentenausgabe, Patientenbetreuung, Laborarbeiten …«
    »Labor?«, unterbrach ihn Dennis.
    »Ja, wir haben im Keller ein kleines Untersuchungslabor, da werden Stuhl- und Urinproben und so ’n Zeugs untersucht und Medikamente gelagert.«
    »Was hatte Jensen dort verloren?«
    »Keinen Schimmer, Mann. Ich weiß nicht, was die da unten getrieben haben. Ich glaube, das wusste er selbst nicht genau.«
    Ein seltsam süßlicher Geruch schlug Dennis durch die geöffnete Wohnungstür entgegen, eine Mischung aus Blütenduft und dem Aroma getrockneter Tabakblätter. Wahrscheinlich findet gerade die heimische Mohnernte statt , dachte er. »Hat er jemals mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Hab ihn eigentlich nur in den Pausen zu Gesicht bekommen«, sagte Milenz, »und dann hat er kaum ein Wort mit mir gequatscht. War ’n reichlich abgefahrener Typ; ziemlich verschlossen, hat kaum jemanden an sich rangelassen. Aber jetzt, wo Sie’s sagen: Er hat mal erwähnt, dass den Patienten seiner Meinung nach ungewöhnlich oft Blut abgenommen würde und dass er’s komisch fände, dass da unten nur mit Handschuhen und Mundschutz gearbeitet werden durfte. Aber das ist in solchen Labors normal, wegen der Krankheitserreger. Ich glaube, er wollte sich nur wichtigmachen. Wenn er mal den Mund aufgemacht hat, hat er ständig so blödes Zeug gefaselt. Er wolle aussteigen, es allen zeigen und so was. Zuerst hab ich das alles nur für Show gehalten, aber als er dann vor vier Wochen plötzlich nicht mehr zur Arbeit gekommen ist, hab ich echt gedacht, er hätte das tatsächlich durchgezogen.«
    »Moment mal. Sie sagen, Jensen ist seit vier Wochen nicht zur Arbeit erschienen?«
    »Ja. Als ich mich nach ihm erkundigt habe, hieß es, er wäre krank. Und jetzt das.«
    »In welcher Beziehung stand Jensen zu Peter Hofer?«
    »Na ja, Hofer war sein Boss. Die beiden konnten sich nicht sonderlich riechen. Hab sie mal nach Dienstschluss auf dem Parkplatz streiten sehen.«
    »Haben Sie auch mitbekommen, worum es bei dem Streit ging?«
    »Nee, aber Hofer war ziemlich sauer. Schätze, Jensen hatte mal wieder Mist gebaut.«
    »Kam das öfter vor?«
    »Trägt der Papst ’n Käppchen, Mann? Der Kerl war ein Unruhestifter. Nur die alten Leute schienen es ihm angetan zu haben.«
    »Und wissen Sie auch, weshalb das so war?«
    »Na ja, sie haben nie über ihn gelacht, verstehn Sie? Haben ihn immer mit Respekt behandelt. Trotzdem hat er eigentlich nicht

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