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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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du den Film etwa nicht?«
    »Doch, aber … Du meinst, Jensen wollte tatsächlich die Biege machen?«
    »Ja«, bestätigte Sven. »Er wollte sein ganz persönliches Paradies erobern. Ich glaube, langsam begreife ich seine Denkweise.« Ein warmes, euphorisches Prickeln durchfuhr seinen Körper. Aufgeregt wandte er sich an Cerwinski. »Du hast etwas von einem Wörterbuch gesagt?«
    Cerwinski sah ihn verwirrt an und reichte ihm das Buch.
    Mit fast fiebrigem Blick überflog Sven den gelben Einband. »Natürlich«, flüsterte er. »Latein!«
    »Latein?«, wiederholte Dennis.
    »Ja – die Sprache der Gelehrten.« Hastig blätterte er in dem Buch. Nach einer Weile suchte er auf seinem Schreibtisch nach einem Stift und notierte etwas auf einem Zettel. Kurz darauf fügte er zwei weitere Eintragungen hinzu.
    Dennis verfolgte das Ganze gespannt.
    Schließlich legte Sven den Stift aus der Hand und lehnte sich zufrieden zurück. »Alea iacta est – die Würfel sind gefallen! Ist schon ein Weilchen her, aber ich wusste doch, dass mir das bekannt vorkommt.«
    Dennis blickte auf den Zettel und las Svens Notizen. »Anscheinend hattest du bessere Lehrer als ich«, sagte er schließlich. Er zog die Kopie von Jensens Aufzeichnungen aus dem unübersichtlichen Berg aus Papieren und legte sie zum Vergleich neben Svens Notizen.
    Montag, 2. Juli
    21:00 N.N. – Inesco! inesco – ködern
    Mittwoch, 11. Juli
    WWSG 368 – Umbra. umbra – Schatten,
    Gespenst
    Freitag, 13. Juli
    RMK : 90500 Coeo. coeo – zusammenkommen,
    zusammentreffen
    »Ziemlich intellektuell für einen Penner wie Jensen«, meinte Dennis anerkennend.
    Sven wühlte in dem Karton, bis er Jensens Zeugnisse gefunden hatte, die bereits beim flüchtigen Betrachten beeindruckende Noten offenbarten. »Jensen war vielleicht ein Penner«, entgegnete er, »aber er war nicht dumm. Er hatte bloß ein Problem damit, sich anzupassen.«
    »Aber war Kolumbus nicht Spanier? Warum also Latein?«
    »Vielleicht ein unbewusster Hinweis«, sagte Sven.
    »Ein Hinweis worauf?«
    »Wie gesagt, Latein ist die Sprache der Gelehrten. Und in Jensens Notizen taucht der Name eines Projekts auf und eine Formel, die vermutlich Teil dieses Projektes ist. Möglicherweise hat das irgendetwas mit Medizin oder Wissenschaft zu tun. Dafür spricht auch die Tatsache, dass Kolumbus mit C geschrieben wurde, das ist die internationale Schreibweise.«
    »Meinst du nicht, du interpretierst da ein bisschen viel hinein?« Dennis ’ dunkle Augen blickten skeptisch auf Sven herab. »Allzu intelligent kann Jensen ja nicht gewesen sein, sonst wäre er nicht tot.«
    »Intelligenz war noch nie ein Garant für Erfolg«, meinte Sven. »Dazu gehört auch ein gesundes Selbstvertrauen, und damit ist man als Außenseiter nicht gerade gesegnet.«
    »Moment mal«, schaltete sich King ein. Er deutete auf die beiden Notizzettel. »Wenn ich das alles richtig interpretiere, hat sich dieser Jensen also mit jemandem getroffen, um ihn zu ködern.«
    »Richtig«, stimmte Sven zu. »Ich vermute, er wollte sein Wissen zu Geld machen.«
    »Du meinst, es ging um Erpressung?«
    Sven nickte. »Da bin ich mir ziemlich sicher.«
    »Dann ist dieser Schatten vermutlich ein Verfolger«, schlussfolgerte King weiter.
    »Ja«, sagte Sven. »Die müssen jemand auf ihn angesetzt haben, nachdem er seine Forderungen gestellt hatte. Wahrscheinlich war dieser Jemand auch der Mörder.«
    »Aber warum wollte er sich dann mit einem Reporter treffen?«, warf King ein.
    »Ich nehme an, er wollte beides«, sagte Dennis. »Geld und Gerechtigkeit. Milenz sagt, Jensen mochte die alten Leute in dem Heim. Deswegen denke ich, dieses Projekt muss irgendetwas mit den Heimbewohnern zu tun haben. Wahrscheinlich wollte er die Verantwortlichen auffliegen lassen. Aber erst, nachdem er abkassiert hatte.«
    Wieder war es King, der die nachdenkliche Pause unterbrach. »Demnach steckt also der, den er geködert hat, hinter alldem?«
    »Ja, aber ich denke nicht, dass N.N. für den Namen dieser Person steht.«
    Alle sahen Sven verwundert an.
    »Und wie kommst du zu dieser Ansicht?«, fragte Dennis.
    Sven blätterte wieder in dem Wörterbuch, bis er auf einer der vorderen Seiten angekommen war. »Weil im Lateinischen N.N. die gängige Abkürzung für ›nomen nescio‹ ist.« Er deutete auf die Stelle im Buch. »Was so viel heißt wie ›ohne Namen‹. Jensen hat sich mit jemandem getroffen, dessen Namen er nicht kannte.«
    Dennis schüttelte den Kopf. »Dieser Kerl hat

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