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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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richtig zu uns gepasst.«
    »Haben Sie sich nie darüber gewundert?«
    »Shit, ich betreue jeden Tag alte, hilflose Menschen, die zum Teil von ihren eigenen Familien abgestoßen werden und in der Gesellschaft als nutzlos und lästig gelten. Da wundert man sich über gar nichts mehr, Mann.«
    »Wissen Sie vielleicht, wo sich Jensen in seiner Freizeit aufgehalten hat? Ich meine, hatte er Freunde, mit denen er sich getroffen hat?«
    »Das hat mich gestern auch dieser Reporter gefragt. Aber dazu kann ich nichts erzählen. Wie gesagt, Jensen hat niemanden an sich rangelassen.«
    »Was für ein Reporter?«, fragte Dennis misstrauisch.
    »So ein etwas untersetzter Kerl. Arbeitet angeblich für den Rhein-Mosel-Kurier .«
    Koschny , dachte Dennis. Das fehlte gerade noch. »Na schön«, sagte er. »Hier ist meine Karte. Rufen Sie mich jederzeit an, falls Ihnen noch etwas einfällt, und entschuldigen Sie die frühe Störung.«
    »Kein Problem, Mann«, meinte Milenz gelassen. Mit einem kurzen Winken verschwand er wieder in seiner Wohnung.
    Dennis ging mit gemischten Gefühlen zu seinem Dienstwagen zurück. Einerseits sah er seinen Verdacht bestätigt, andererseits war er enttäuscht, noch immer keinen entscheidenden Hinweis zu haben.
    An einer Hausecke sah er einen Zigarettenautomaten, und einen schwachen Augenblick lang erlag er fast der Versuchung. Doch dann besann er sich eines Besseren, stieg rasch in sein Auto und fuhr in Richtung Innenstadt.
    Den dunklen BMW , der ihm in einigem Abstand folgte, bemerkte er nicht.

8
     
     
     
     
     
     
     
    W o warst du denn so lange?«, fragte Sven, der seit fast einer Stunde im Büro wartete.
    »Ich musste noch was überprüfen«, antwortete Dennis überrascht und sah auf seine Uhr. »Wolltest du nicht später kommen?«
    »Ich konnte nicht schlafen«, gestand Sven kleinlaut. »Irgendwann hab ich es zu Hause nicht mehr ausgehalten.«
    Dennis nickte. »Siehst beschissen aus.«
    Sven blickte zu ihm auf. »Es ist schön, Freunde zu haben, die einen aufbauen.«
    »Ich gehe nicht davon aus, dass du darüber reden willst.«
    »Nein.« Sven seufzte. »Wie ist es mit Milenz gelaufen?«
    Dennis berichtete ihm von seiner Unterredung mit dem Pfleger. Allerdings vermied er es, den Namen Koschny zu erwähnen.
    »Krank?«, fragte Sven.
    »Ja, seit vier Wochen. Fällt dir was auf?«
    »Das stimmt in etwa mit der Zeit überein, in der seine Eintragungen beginnen.«
    »Volltreffer. Ich bin danach zu Jensens Krankenkasse gefahren. Denen lag keine Krankmeldung vor. Noch eine Ungereimtheit, die Hofer uns verschwiegen hat.«
    »Auf den Dienstplänen ist auch nichts dergleichen verzeichnet. Wir können also davon ausgehen, dass sie gefälscht sind. Was ist mit dem Projekt?«
    »Milenz wusste weder davon, noch konnte er mir etwas über diese Formel erzählen.« Dennis schwieg einen Augenblick. »Meinst du, wir sollten Hofer festnageln?«
    »Nein, es ist noch zu früh, das würde nichts bringen. Was wir haben, ist einfach nicht genug. Jeder Anwalt hätte ihn in fünf Minuten wieder draußen. Und freiwillig erzählt der uns sicher nichts.«
    Die Tür ging auf, und King und Cerwinski kamen herein.
    »Ihr kommt wie gerufen«, sagte Dennis. »Ich hoffe, ihr wart erfolgreicher.«
    »Wie man’s nimmt«, antwortete King und deponierte einen kleinen Karton auf Svens überfülltem Schreibtisch. »Jedenfalls bin ich heilfroh, wieder aus dieser Wohnung raus zu sein. Der Hausbesitzer war ja schon vorher nicht gut auf Jensen zu sprechen, aber als er diesen Saustall gesehen hat … Ihr hättet ihn hören sollen. Ich wusste gar nicht, wie viele Synonyme für Scheißkerl es gibt.«
    »Was habt ihr für uns?«, fragte Sven.
    »Nicht viel«, sagte Cerwinski, dessen Gesichtsfarbe heute um einiges rosiger wirkte. »Nur ein paar persönliche Sachen. Ein Wörterbuch, Schulzeugnisse, Pornohefte, einen Marihuana-Vorrat für mindestens drei Jahre – und das hier.« Er warf ein rotes Büchlein auf Svens Tisch.
    »Ein Reisepass?«
    »Mit einem gültigen Visum für Thailand«, erläuterte King. »Und das passende Ticket dazu. Nur Hinflug. Datiert auf den 29. Juli.«
    »Das ist heute«, fügte Cerwinski hinzu, als wäre sonst keiner darauf gekommen.
    »1492«, sagte Sven nachdenklich und sah zu Dennis auf.
    Der erwiderte lediglich fragend seinen Blick. »Du meinst, den Eintrag, den Jensen für heute gemacht hat?«
    »Ja. Die Eroberung des Paradieses. 1492 – das war angeblich das Jahr, in dem Kolumbus Amerika entdeckt hat. Kennst

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