Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
Vom Netzwerk:
Tisch herum. »Kommen wir noch einmal auf Jensen zu sprechen …«
    »Ich hab ihn nicht umgebracht, wie oft soll ich Ihnen das noch sagen!« Der Schock verblasste allmählich, und Milenz’ Selbstsicherheit kehrte zurück.
    »Vergessen wir das mal für einen Moment.« Sven blieb neben Milenz stehen. »Mich interessiert sein Umfeld. Wo hat er abends nach Dienstschluss abgehangen? Gab es jemanden, dem er vertraut hat, mit dem er sich öfter getroffen hat?«
    »Das hab ich doch schon alles Ihrem Kollegen erzählt.«
    »Nun, der kann heute leider nicht hier sein, um Ihre Aussage zu bestätigen. Also denken Sie nach. Hat er mal irgendwelche Namen genannt?«
    »Verdammt, so einer wie Jensen hatte keine Freunde. Der war froh, wenn er niemanden in seiner Nähe ertragen musste. Hab ihn nur einmal außerhalb des Dienstes mit jemandem gesehen. Das war vor ein paar Wochen, kurz bevor er nicht mehr zur Arbeit gekommen ist, in meiner Stammkneipe. Er hat mit so einem älteren Kerl am Tisch gesessen, so um die fünfzig und genauso fett wie seine Brieftasche. Hat Jensen die ganze Zeit ausgehalten.«
    N.N. , dachte Sven, und seine Nackenmuskeln spannten sich. »Wie sah der Mann aus, können Sie ihn beschreiben?«
    »Na ja, wie so ’n reicher Fettkloß eben aussieht: satt.«
    »Geht’s nicht ein bisschen genauer?«
    »Ich hab nicht weiter auf ihn geachtet, okay? Außerdem bin ich gleich wieder gegangen. War mir zu laut in dem Laden.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, wer der Mann gewesen ist oder worüber die beiden gesprochen haben?«
    »Nein. Aber der Typ hat keinen netten Eindruck auf mich gemacht, wenn Sie das meinen. Sah eher aus wie ’n Kredithai oder so was. Ein Freund war das bestimmt nicht.«
    Sven nickte Rößner kaum merklich zu, worauf dieser sich erhob. Beide gingen ohne ein weiteres Wort zur Tür.
    »Hey, was wird denn nun aus mir?«, fragte Milenz aufgebracht.
    Rößner drehte sich im Hinausgehen zu ihm um. »Das entscheidet der Staatsanwalt«, sagte er knapp. »Vorerst bleiben Sie in Untersuchungshaft, bis wir Ihre Aussage überprüft haben. Ich gebe Ihnen aber den gut gemeinten Rat, sich doch einen Anwalt zu besorgen.«
    »Ich hab nichts getan, verdammt! Hören Sie, ich war’s nicht …«, rief Milenz noch, als er schon wieder allein war.
    »Was halten Sie davon?«, fragte Rößner, während sie den Flur hinuntergingen.
    »Wollen Sie die Meinung des alten oder des neuen Sven Becker hören?«
    »Wie wäre es mit einer ehrlichen?«
    Sie blieben stehen.
    »Noch vor zwei Jahren hätte ich vermutlich alles darangesetzt, diesem Kerl die Hölle heißzumachen«, sagte Sven. »Mittlerweile denke ich etwas anders darüber.«
    »Das hat man gemerkt. Sie waren ziemlich zurückhaltend.«
    »Ich habe auf den Rat eines Freundes gehört und aus meinen Fehlern gelernt.«
    »Darüber sollten Sie aber nicht vergessen, objektiv zu bleiben. Jeder, der hierherkommt, beteuert zuerst seine Unschuld.«
    »Trotzdem sollte man seine Zweifel nicht ignorieren.«
    »Also glauben Sie ihm?«
    »Ja. Das Ganze war mir von Anfang an zu glatt. Zwei Wochen lang tut sich in dem Fall so gut wie nichts, und plötzlich geht ein anonymer Hinweis ein. Daraufhin werden Drogen und eine Waffe gefunden, die wie auf dem Präsentierteller auf uns warten. Das ist mir alles ein bisschen zu offensichtlich.«
    »Da stimme ich Ihnen allerdings zu«, sagte Rößner. »Trotzdem wird der Staatsanwalt nur schwer davon zu überzeugen sein. Die Beweise sprechen eindeutig gegen Milenz. Er hat kein schlüssiges Alibi, und er kannte Jensen. Seine Drogenvergangenheit entlastet ihn auch nicht gerade.«
    »Aber weshalb wurde dann die Fahndung nach Hofer eingestellt? Wenn die Dinge wirklich so sind, wie sie scheinen, dann liegt doch die Vermutung nahe, dass der auch seine Finger im Spiel hat. Immerhin war er der Vorgesetzte von den beiden und ist seit Tagen spurlos verschwunden. Nicht mal die Staatsanwaltschaft kann so blind sein.«
    »Die Staatsanwaltschaft?«, wiederholte Rößner abfällig. »Sind Sie wirklich so naiv, Becker? Bei denen landen jeden Tag so viele Fälle auf dem Tisch, dass sie langsam den Durchblick verlieren. Und manche von denen machen sich gar nicht mehr erst die Mühe durchzublicken. Ich habe schon Staatsanwälte gesehen, die eine Anklage abgewiesen haben, weil sie Angst vor irgendwelchen Drohungen hatten oder weil sie nicht in die öffentliche Meinung hineingepasst hätte. Glauben Sie mir, die machen ihren Job auch nicht aus Überzeugung, sondern weil er

Weitere Kostenlose Bücher