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Sterblich

Sterblich

Titel: Sterblich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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Opfer und der Personen aus ihrem Umfeld vermerkt sind. Es ist ein einziges Wirrwarr aus Namen und Buchstaben, Strichen und Uhrzeiten, Pfeilen, dicken Strichen, wieder anderen Pfeilen und unleserlichen Kritzeleien. Jemand hat eine Zeitleiste gezeichnet, die mit dem Mord an Henriette Hagerup beginnt.
    Sandland und Brogeland setzen sich.
    »Guten Morgen«, sagen sie wie aus einem Mund. Hagen und Stang richten sich auf.
    »Also, wo stehen wir?«, fragt Brogeland. Es ist eine unausgesprochene Regel, dass Brogeland der Chef ist, wenn der Chef nicht da ist.
    »Anette Skoppum ist gestern Abend bei der Party nicht aufgetaucht«, beginnt Emil Hagen und gähnt. »Ich bin bis kurz nach eins geblieben.«
    Brogeland nimmt einen Stift heraus und macht sich eine kurze Notiz.
    »Irgendwelche Aktivitäten ihrer Kreditkarte oder ihres Handys?«
    »Nein, nichts. Das Telefon ist seit gestern Nachmittag ausgeschaltet.«
    Brogeland nickt, notiert sich dieses Mal aber nichts.
    »Fredrik, du hast Kontakt zum Dezernat für Organisierte Kriminalität. Was ist mit BBB ?«
    »Sie haben den Chef von denen und auch noch einige andere ziemlich gut unter Kontrolle, aber die haben ziemlich viele Mitglieder. Es kann gut sein, dass sich bei den unteren Chargen was rührt.«
    »Das passiert immer in den unteren Chargen.«
    »Ja, aber die haben nicht genug Ressourcen, um alle unter Bewachung zu stellen. Oder wenigstens die, die uns bekannt sind. Und außerdem gibt es in Oslo noch jede Menge andere Gangs, die sie im Auge behalten müssen. Ich zweifle sowieso daran, dass bei BBB jetzt groß was läuft. Die wissen doch, dass wir sie im Auge haben.«
    »Keine Spur von Yasser Shah?«
    »Nein, der ist von der Bildfläche verschwunden. Ich habe gestern mit einem aus dem Gang-Projekt gesprochen, und der glaubt, dass Yasser es sogar zurück nach Pakistan geschafft haben könnte.«
    »Und was ist mit Hassan?«
    »Der geht zur Arbeit und von dort wieder nach Hause. Wobei das ein dehnbarer Begriff ist, schließlich hat er mehrere Wohnungen zur Auswahl, je nachdem, auf welche Frau er Lust hat.«
    Stang sieht beschämt zu Sandland hinüber. Sie erwidert seinen Blick ohne jede Scham.
    »Äh, das ist eigentlich schon alles.«
    Brogeland seufzt. Die Ermittlungen kommen nur langsam voran. Er will gerade beginnen, über Stefan Foldvik zu berichten, als Ella Sandlands Handy vibriert. Sie entschuldigt sich. Dann vibriert auch Bjarne Brogelands Handy und gleich darauf das von Emil Hagen. Fredrik Stang sieht die anderen an. Sein Handy gibt keinen Laut von sich.
    »Was ist los?«, fragt er. Brogeland öffnet die SMS , die er gerade bekommen hat. Dann wählt er eine Nummer und wartet. Der Angerufene meldet sich schnell.
    »Hallo, hier ist Bjarne Brogeland.«
    Er sieht zu Sandland hinüber, während er der Stimme am anderen Ende zuhört.
    »Bist du sicher? Und ihr habt alles gecheckt? Habt mit Nachbarn, Freunden und Verwandten geredet, mit allen, die infrage kommen?«
    Brogeland hört zu, nickt und legt auf.
    »Verdammt«, sagt er und springt blitzschnell auf.

59
    Iver Gundersen sieht noch müder aus, als Henning sich fühlt. Hoffentlich beruht der Schlafmangel auf einem heftigen Streit mit Nora. Gundersen begrüßt Henning mit knoblauchschwangerem Alkoholatem. Er stellt einen Becher Kaffee auf dem Tisch ab.
    »Anstrengender Abend?«, fragt Henning.
    »Anstrengender als geplant«, sagt Gundersen und bückt sich, um den Computer anzuschalten. Als er sich wieder aufrichtet, verzieht er das Gesicht zu einer Grimasse und massiert die Schläfen mit den Fingerspitzen.
    »Die haben so verdammt gutes Essen bei Delicatessen«, sagt er. »In netter Gesellschaft werden da aus einem Bier schnell mal zehn.«
    Nette Gesellschaft , denkt Henning. Ich muss gleich kotzen. Eigentlich hatte er vor, Gundersen gleich von den gestrigen Ereignissen zu erzählen, aber da Iver so begeistert ist von seiner netten Gesellschaft, lässt er es bleiben.
    »Wie geht es dir?«, fragt Gundersen und setzt sich. Sein Oberkörper schwingt auf dem Stuhl hin und her. Er fährt sich mit einer Hand durchs Haar. Henning vermutet, dass er nicht mal geduscht hat, bevor er zur Arbeit gegangen ist. Bestimmt ist das Teil seines Images. Rau und tough und ungepflegt. Was findet Nora bloß an diesem Kerl?
    »Gut«, sagt Henning. »Irgendwas Spannendes am Laufen?«
    »Möglich«, sagt Gundersen und bewegt seine Maus. »Ich habe um zwölf eine Verabredung mit Mahmoud Marhonis Anwalt. Marhoni wird heute einem weiteren Verhör

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