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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Szene. Ein Geschwader roter Pfeile ist auf dem Wege zu ihnen. Es sind die gleichen oder ähnlichen Pfeile, wie sie sie bereits auf Merkur kennengelernt haben, ohne Raumfahrzeug fliegende Imagines in rötlichen Chitinskaphandern. Sie sind bereits in unmittelbarer Nähe, längst außerhalb der schützenden Atmosphäre ihres Planeten, und sie fliegen mit atemberaubender Geschwindigkeit. 
    „Stop!" Kalos Stimme klingt hell und scharf. „Hände von der Steuerung! Jede unbedachte Bewegung kann zu einer Katastrophe führen."
    Randolph schüttelt mißbilligend den Kopf, dann deutet er mit dem Kinn auf seine Arme, die er längst unbeweglich vor der Brust verschränkt hat.
    Antriebs- und steuerlos setzen sie ihre Bahn fort, bald aber formieren sich die Imagines um sie herum zu einem nach hinten geöffneten Kegel, dessen Spitze auf irgendeinen Punkt der Oberfläche Astrats zeigt. Vorsichtig schiebt Randolph die Steuertaster nach vorn, das Geschwader setzt sich in Bewegung.
     
    Über den sanft gewölbten Horizont Astrats steigt eine Stadt herauf, eine riesige Blase, fleischfarben transparent, vielfach gegliedert und vernetzt. Im Inneren gruppieren sich kleinere Kugeln, Blasen, Ellipsoide, neben- und übereinander, durch Schläuche und Kanäle miteinander verbunden, sich durchdringend in mannigfachen Windungen. Auf der Oberfläche der Sphäre zeigen sich Öffnungen, Vakuolen, atmend wie Münder, die den Körper mit Nahrung und Luft versorgen. Die Stadt lebt, sie ist ein Wesen, das atmet und sich reproduziert, das wächst und sich wandelt, eine Stadt wie ein Tier oder ein Biomat.
    „Auch die Stadt ein Zoomat?"
    Kalo erinnert sich. Ihm ist diese Stadt bekannt. Einst war er hier, hat in ihr gelebt als Imago unter Imagines, hat die Sorgen und Ängste der Bewohner geteilt, ihre Freuden und Vergnügungen, er erfüllte die gleichen Pflichten wie sie und nahm die gleichen Rechte in Anspruch. Mit leichtem Schauder erinnerter sich des weißlichen Fleischberges der Großen Mutter, und sogleich spürt er, daß dieser Abscheu fehl am Platze ist.
    Damals, als er mit Pela und Tonder um den schwarzen Stern kreiste, hatten die Imagines den Menschen ihr Innerstes enthüllt, ihnen Einblick gewährt in ihr Denken und Fühlen, sie hatten ihnen auf ihre Art all ihre Nöte und Freuden nahegebracht. Mehr noch - im Unterbewußtsein durften die Menschen teilhaben am Natürlichsten, das sich eine Intelligenz bewahren kann, am Akt der Zeugung. Ihnen wurde deutlich gemacht, daß die Astraten anders leben als die Menschen, daß sie das Optimum belebter Materie auf einem anderen Weg erreichten. Vielleicht sogar auf einem glatteren Wege, als ihn die Bewohner der Erde gegangen sind; denn die Astraten sind Wesen, die nur bei Strafe ihres sofortigen Todes aus der Gesellschaft ausbrechen könnten, die während des gesamten Weges ihrer Evolution nie ohne sie zu existieren vermochten. Sie versuchten aber auch zu erklären, daß sie trotz aller Unterschiede nichts anderes sind als die Menschen: eine Gemeinschaft intelligenter Wesen.
    Die Ebene vor der Stadt wächst heran. Ein schwarzglänzendes acht-flügeliges Kreuz markiert den Landepunkt der irdischen Fähre. Weiter draußen bildet eine unübersehbare Menge von Imagines einen geschlossenen Kreis. Hunderttausende sind es, vielleicht geht ihre Zahl gar über die Millionengrenze hinaus.
    Schweigend stehen sie, bewegungslos auf die Ankunft der Fremden wartend. Und doch spürt Kalo ihre eigenartige Ausstrahlung, spürt er, wie er in ihre Gemeinschaft eintaucht wie in ein warmes, schmeichelndes Bad, daß nichts sonst existiert, nur das alles durchdringende Gefühl der Gemeinsamkeit.
    Er kennt dieses Gefühl, einmal, vor Monaten hat er es erlebt, dieses Aufgehen in der Gemeinschaft, diesen Verlust aller individuellen Besonderheiten und Zwänge, der kein Verlust mehr ist, Und er kennt diese Stadt, dieses vielfach verzweigte Zentrum der Kommunikation, diesen Lebensbereich einer Intelligenz, die nur in der Gesamtheit ihres Seins existiert. „Astur!"
    Hat er es gedacht oder ausgesprochen, hinausgerufen vielleicht sogar? Tonder und Randolph blicken kurz herüber, sie haben alle Hände voll zu tun, die Fähre genau im Mittelpunkt des Kreuzes zu plazieren. Und doch sieht man ihnen an, daß auch sie das Besondere spüren. 
    Als habe dieser eine konkrete Gedanke an ihre Stadt eine Kettenreaktion ausgelöst, läuft eine Welle in konzentrischen Ringen über die versammelten Astraten hin, sie bewegen sich wie Bäume, in die

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