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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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könnte. Vor allem, wenn es Ereignisse sind, deren Ausgang ungewiß ist. Man soll sein Leben stets auf dem letzten Stand halten. Nichts und niemand gibt dir die Gewißheit, daß du einmal Versäumtes später noch gutmachen kannst." 
    Randolph hatte recht. Und sie standen vor Ereignissen, deren Ausgang mehr als ungewiß war.
    Kalo mußte an seine Tochter Michika denken und blickte hinüber zu Aikiko, die mit geschlossenen Augen im Sessel lag. 
    Man soll sein Leben stets auf dem letzten Stand halten. Eine Binsenweisheit. Man lebt in seinen Kindern weiter. Auch eine Binsenweisheit? Oder eine Hoffnung?
     
    Die Entscheidung fällt erst gegen Morgen. Vielleicht stand sie auch schon eher fest, und die Exponenten haben sich nur mit der Begründung Zeit genommen, denn sie müssen ihre Gründe auch denen begreiflich machen, die sie nicht zu akzeptieren bereit sind. 
    Man wird den Astraten empfehlen, die eingeschlagene Bahn beizubehalten und die vorgesehene Kurskorrektur im Zenit nicht vorzunehmen, sondern weiter auf einer senkrecht zur Ekliptik liegenden, angenäherten Kreisbahn zu fliegen. Man gibt dem Wunsch Ausdruck, die Nachbarschaft zwischen Astraten und Menschen möge die Evolution beider Zivilisationen beflügeln, und verpflichtet sich, alles dafür und nichts dagegen zu tun.
    Sie sitzen immer noch auf der Veranda und blicken hinunter auf den Fluß.
    Die Feuer auf der Insel scheinen heller zu brennen, das Gleiten der Barken auf dem Fluß wirkt beschwingter.
    Aber noch schweigt die Stadt. Doch als sie hinunter auf die Straße kommen, werden bereits einzelne Stimmen laut, der Atem der Stadt kehrt zurück. Menschen gratulieren sich, Freunde schütteln sich die Hände, hier und da klingt Lachen auf. Jedermann scheint den Entschluß zu akzeptieren.
    Kalo jedoch blickt tiefer. Er erkennt die Sorge, die der Trubel nicht zu dämpfen vermag, auch hier im wiederbeginnenden Leben der Stadt. Und er sieht voraus, daß Tausende auftreten werden, um gegen diesen Beschluß zu protestieren, daß es Kommentare geben wird, in denen diese Entscheidung verdammt wird, ja in denen man der Menschheit den nahen Untergang voraussagt. Und er weiß, daß die Bewältigung des vor den Menschen liegenden Weges nicht leicht sein wird.
     
    Noch während man auf Straßen und Plätzen, in Appartements und Restaurants, in Interkontinentalzügen und Exosphärenbussen den Beschluß der Menschheit feiert, treffen aus allen Teilen der Welt die ersten Meldungen ein, die dazu angetan sind, die euphorische Freude zu dämpfen.
    Radio Lima meldet einen Ausbruch des Chimborazo, der alle bisher bekannten Vulkanaktivitäten übersteigt. Der seit Jahrhunderten erloschene Vulkan habe bereits vor Wochen angefangen, aus mehreren spontan entstandenen Kratern dunkle Rauchwolken auszustoßen. In den letzten Tagen habe sich diese Rauchsäule zu einem drohenden mehrschirmigen Qualmpilz verdichtet. Nur wenige Stunden nach Verkündung des Beschlusses seien dann die Flanken des Bergmassivs geborsten und Lava und Ascheströme zu Tal gekrochen, Guayaquil und die umliegenden Ortschaften bedrohend. Jahrhundertealter Wald sei in Flammen aufgegangen. Am Morgen des folgenden Tages seien die Bewohner Guayaquils durch einen gewaltigen Donnerschlag aus dem Schlaf gerissen worden. Der Berg habe sich hinter einer dichten Mauer aus Rauch und Feuer verborgen. Die Menschen hätten all ihre Habe stehen- und liegenlassen und seien geflohen. Erst gegen Mittag sei das Ausmaß der Katastrophe deutlich geworden. Der ungeheure Druck der angestauten Lavamassen habe das Massiv des Chimborazo mittendurch gespalten, gewaltige Felsmassen seien in der Nähe der Stadt im Meer versunken. Die See habe gekocht, Tausende toter Fische seien von den haushohen Wellen umhergetrieben worden. Der gewaltige Schlot des Vulkans habe wie eine kilometerhohe glühende Säule vor dem dunklen Hintergrund des Halbkegels in den Himmel geragt. Menschen seien nach den bisherigen Ermittlungen zwar nicht zu Schaden gekommen, da sie rechtzeitig fliehen konnten, aber der angerichtete Schaden sei unabsehbar.
    Aus der japanischen Region trifft die alarmierende Meldung ein, im Bereich der Tukushima-Straße sei unter außergewöhnlichen Umständen eine neue Insel entstanden. Eine riesige Flutwelle habe sich auf die Steilküsten gestürzt und im Handumdrehen alle Liegeplätze der Boote samt Fahrzeugen und Gerät vernichtet. Danach habe sich am Horizont eine mächtige Feuersäule erhoben, sei hoch über die See hinausgewachsen und

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